Zum Inhalt springen
abgeschlossen
Kommentarphase
Kommentieren Sie bitte die einzelnen Beiträge.

Meinung IX: Welche digitalen Kompetenzen braucht das Handwerk?

Vernetzte Abläufe, individuelle Produkte: Auch im Handwerk schreitet die Digitalisierung voran. Fachkräfte brauchen daher eine Vielzahl digitaler Kompetenzen, sagt Dr. Sabine Liedtke von der Handwerkskammer Berlin. Kreativität und Neugier gehören für sie ebenso dazu wie Programmier-Kenntnisse.

Von Dr. Sabine Liedtke, Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer Berlin

Die Digitalisierung der Lebens- und Arbeitswelt schreitet immer weiter voran. Auch das Handwerk passt sowohl seine Dienstleistungen als auch zunehmend die innerbetrieblichen Abläufe an diese Entwicklung an. Viele Handwerksberufe sind zwar von klassischer Handarbeit geprägt. Und doch ergeben sich die unterschiedlichsten Möglichkeiten der Nutzung digitaler Elemente, zum Gewinn der Unternehmen.

Eigene Homepages und Social-Media-Auftritte sind sehr weit verbreitet, um Kundinnen und Kunden zu gewinnen und zu binden. Auch der Einsatz mobiler Endgeräte ist selbstverständlich. So werden beispielsweise im Tischlerhandwerk bereits im Kundengespräch Ideen skizziert und das Aufmaß digital festgehalten. In die Erstellung des Angebots fließt die rechnerunterstützte Konstruktion im sogenannten CAD-System ein. Das Material wird online beim Großhändler bestellt, was eine enorme Zeitersparnis bedeutet. In der Werkstatt gibt es natürlich immer noch den guten alten Hobel, aber längst haben auch hier computergesteuerte Holzbearbeitungsmaschinen Einzug gehalten, die hochpräzise und wiederholgenau komplizierte Konturen fräsen.

Was bedeutet das für die Handwerkerinnen und Handwerker selbst? Handwerkliche Kompetenz bleibt natürlich gefragt. Daneben kommt es aus unserer Sicht zukünftig auf zwei weitere Dinge an. Zum einen ist es nötig, sich der Entwicklung grundsätzlich zu öffnen, um die neuen Handlungsfelder nicht nur bedienen zu können, sondern daraus auch eigene Vorteile zu ziehen.

Zum zweiten ist Medienkompetenz entscheidend. Um beim Beispiel des Tischlerhandwerks zu bleiben: Wenn für die Werkstatt eine CNC-Maschine angeschafft wird, müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur lernen, diese Maschine zu bedienen. Ihr Potenzial können sie nur dann vollends auszuschöpfen, wenn es ihnen gelingt, die Wünsche ihrer Kundinnen und Kunden mit den technischen Möglichkeiten zusammenbringen.

Handwerkerinnen und Handwerker müssen also stärker beraten, individuelle Herstellungsprozesse durchplanen, sich die nötigen maschinellen Abläufe überlegen und in der Lage sein, die zugehörigen CAD-/CAM-Programme so einzustellen, dass am Ende das gewünschte Stück herauskommt. Neben Anwendungskompetenz erfordert das Kreativität, mehr Selbständigkeit, Selbstorganisation, Kooperations- und Kommunikationskompetenz und natürlich eine andauernde Lernbereitschaft.

Auf diese neuen Anforderungen hat die Handwerkskammer Berlin reagiert. Für zukünftige Fachkräfte im Tischler- sowie Maler- und Lackiererhandwerk gibt es in den Bildungsstätten (BTZ und BIZWA) der Handwerkskammer das Modellprojekt „Digitale Qualifizierungsoffensive in überbetrieblichen Bildungsstätten“ ( DiQua). Wir konzipieren und testen neue Lehr-/Lernansätze sowie digitale Medien für die Ausbildung. Ziel ist es, sowohl die Auszubildenden als auch das Ausbildungspersonal in der Entwicklung der genannten Kompetenzen zu fördern und damit auf die zukünftigen beruflichen Herausforderungen vorzubereiten.

Kommentare