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Meinung V: Innovationsnetzwerke als Orte digitalen Lernens

Digitalisierung sieht in allen Branchen anders aus. Ein festes Modell digitaler Kompetenzen führt daher nicht weiter, sagt Mechthild Kopel von der Wert.Arbeit GmbH in Berlin. Interdisziplinäre und organisationsübergreifende Innovationsnetzwerke sind für sie der bessere Weg.

Von Mechthild Kopel, Wert.Arbeit GmbH

„Digitale Revolution“ – so wird der durch die Digitalisierung von Wirtschaft, Arbeit und Gesellschaft bedingte epochale Wandel bezeichnet. Der Begriff verdeutlicht die Wirkmächtigkeit der Veränderungen, welche auf die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien und das Internet zurückzuführen sind. Dabei nimmt die Digitalisierung der Arbeitswelt in allen Branchen und Wirtschaftszweigen zu – und hat doch in den Wirtschaftssegmenten sehr unterschiedliche Gesichter!

Daher kann es auch kein Standardrezept oder allgemeingültiges Modell digitaler Kompetenzen geben, um auf diesen Wandel zu reagieren. Er macht interdisziplinäres, organisationsübergreifendes Handeln in Netzwerken nötig, die entlang bestimmter Aufgaben ganz unterschiedliche Kompetenzen vereinigen.

Nehmen wir die Entwicklung im Einzelhandel. Online-Verkauf, digitale Treueprogramme oder  virtuelle Kauferlebnisse im Laden wie Augmented Reality erfordern Kompetenzen, die von Datenanalyse und Datenschutz über Technologieentwicklung bis hin zu Arbeits-, Gesundheits- und Strahlenschutz reichen. Die Fülle dieser Kompetenzen lässt sich schwer in einem Unternehmen vereinigen, schon gar nicht in einer einzelnen Person.

Organisations- und branchenübergreifende Innovationsnetzwerke sind aus meiner Sicht ein passendes Instrument, auf diese Herausforderung zu reagieren. Unter Innovationsnetzwerken verstehen wir flexible soziale Systeme, die abseits der sich im Alltag automatisch ergebenden Netzwerke für bestimmte Aufgaben und Fragestellungen bewusst angestoßen werden, auf gegenseitigem  Vertrauen  basieren  und  auf den Erfolg aller Beteiligten abzielen.

Die Expertinnen und Experten für Programmierung bringen ihre technologischen Kompetenzen ein, das Verkaufspersonal vor Ort ihr Wissen über das Verhalten der Kundinnen und Kunden vor Ort. Die offene, interdisziplinäre Zusammenarbeit stößt ein permanentes Suchen, Verändern und wechselseitiges Lernen an, das zu technischen und sozialen Innovationen in Betrieben und Branchen führt.

In diesem Kontext muss Aus- und Fortbildung so gestaltet sein, dass die Souveränität lebendiger Arbeit erhöht wird. Zweifelsohne ist die digitale Transformation zentral für die tiefgreifenden Veränderungsprozesse. In den Gestaltungsprozessen muss jedoch ebenso der kulturelle Wandel einfließen. Schlagworte dafür sind der Wunsch nach Individualisierung und die wachsende zeitliche und auch räumliche Mobilität sowie die Anforderungen, die aus dem demografischen Wandel erwachsen.

Dies fordert uns heraus, die technologischen Innovationen mit sozialen Innovationen eng zu verknüpfen. Dafür braucht es die Mitwirkung der Wirtschafts- und Sozialpartner, der vor Ort in den Betrieben handelnden Betriebsparteien, der Politik und auch der interdisziplinären Forschung – um somit auch schrittweise die Handlungs- und Gestaltungskompetenz zu stärken.

Innovationsnetzwerke sind Aushandlungsprozesse im Betrieb und in der Gesellschaft im Sinne der Nutzerinnen und Nutzer und der Beschäftigten. In der guten digitalen Arbeit der Zukunft ist Teilhabe und Mitwirkung aller von herausragender Bedeutung, dem ist auch in den Gestaltungsprozessen Rechnung zu tragen. Kurzum: Die tiefgreifenden Umbrüche in Wirtschaft und Gesellschaft fordern uns alle heraus, die politisch-strategischen Arbeits- und Vorgehensweisen neu zu justieren.

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