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Impuls IV - Individuelle Profile: Aus alt mach digital

Braucht jedes neue Arbeitsfeld auch einen neuen Ausbildungsberuf? Das ABB Ausbildungszentrum Berlin entwickelt gemeinsam mit der k.o.s GmbH Zusatzqualifikationen für digitale Kompetenzen. ABB-Geschäftsführer Gerd Woweries sagt: Das funktioniert gut und bewährte Instrumente sind anschlussfähig.

„Seit etwa einem Jahr entwickeln wir gemeinsam mit der k.o.s im Auftrag der Senatsverwaltung für Arbeit das Modellprojekt „Zusatzqualifikationen für digitale Kompetenzen in der Aus- und Weiterbildung“. Die Digitalisierung beeinflusst alle Bereiche von Wirtschaft und Arbeit. Insofern müssen wir die damit im Zusammenhang stehenden Anforderungen auch in der Aus- und Weiterbildung berücksichtigen.

Unser Zwischenfazit: Die existierenden Ausbildungsordnungen bieten Spielräume für das Thema Digitalisierung, es muss aber verankert werden. Zusatzqualifikationen bieten eine flexible Lösung, um neue Anforderungen kurzfristig aufzugreifen und bestehende Lücken in der Aus- und Weiterbildung zu schließen. Dafür müssen aber alle Beteiligten einbezogen sein: neben Auszubildenden und Beschäftigten auch Ausbilderinnen und Ausbilder, Lehrkräfte der Berufsschulen sowie das Fachpersonal in der Weiterbildung.

Was sind eigentlich digitale Kompetenzen?

Im Modellprojekt entwickeln wir Zusatzqualifikationen für digitale Kompetenzen – dies sowohl berufsübergreifend als auch berufsspezifisch für die Ausbildungsgänge Mechatroniker/in, Anlagenmechaniker/in Sanitär, Heizung, Klima sowie Kauffrau/-mann für Versicherungen und Finanzen.

In einem ersten Schritt haben wir auf Basis der umfangreichen Fachliteratur und durch eine eigene explorative Erhebung in Unternehmen branchenübergreifend ermittelt, was genau eigentlich digitale Kompetenzen sind. Die Ergebnisse hat das Projektteam mit den Kammern und Berufsverbänden, mit Gewerkschaften, Unternehmen und der Wissenschaft diskutiert und anschließend ein erstes Modell für eine berufsübergreifende Zusatzqualifikation entwickelt.

Das Modell dieser berufsübergreifenden Zusatzqualifikation besteht aus fünf Bausteinen, die sich auf Grundlagen der Digitalisierung, das Lernen und Arbeiten in der digitalen Welt, grundlegende IKT-Kompetenzen, den Umgang mit Daten und Systeme und Prozesse beziehen. Für jeden Baustein sind Anforderungen in den Bereichen Wissen, Fertigkeiten und personale Kompetenzen beschrieben – diese orientieren sich an der Systematik des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR).

Kompetenzentwicklung in digitalen Zeiten erfordert ein neues Lernarrangement

Die reine Aneignung von Wissen und Fertigkeiten bereitet auf die Arbeitswelt von morgen nicht mehr ausreichend vor, zentral ist die Entwicklung von „digitalen Kompetenzen“, d. h. insbesondere personalen Kompetenzen zum selbstorganisierten, kreativen Handeln und zur selbstorganisierten Bewältigung von Herausforderungen unter Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien.

Um diese Kompetenzen zu entwickeln müssen sich auch die Lernprozesse ändern: Sie werden selbstorganisierter, sie nutzen das Netz als sozialen Raum für Kompetenzentwicklung, und die Aneignung von Wissen im Lernprozess erfolgt an Aufgabenstellungen aus der betrieblichen Praxis. Ziel ist es, die Grundlagen technischer Systeme und die Arbeitsprozesse zu verstehen, die sich für Menschen daraus ergeben.

Unser Lernarrangement für die Umsetzung der berufsübergreifenden Zusatzqualifikation orientiert sich an folgenden Leitgedanken:

  • Auszubildende aus verschiedenen Ausbildungsberufen entwickeln ihre Kompetenzen im Rahmen eines konkreten Praxisprojektes mit Bezug zu den genannten Modulen.
  • Diese Praxisprojekte werden selbständig bearbeitet, Zusammenarbeit mit Lernpartnern/innen findet überwiegend auf einer digitalen Lernplattform statt, die zweimonatige Maßnahme wird strukturiert durch vier Präsenztreffen.
  • Die Auszubildenden stehen z. B. vor folgenden Fragen: Wo hole ich mir Wissen her? Wie teile ich meine Zeit ein? Welche bereits bewährten technischen Anwendungen kann ich auf meinen Fall anwenden? Wie organisiere ich einzelne Arbeitsschritte im Team?
  • Bei der Strukturierung des eigenen Praxisprojektes, bei Fragen und Problemen unterstützen Lernbegleiter/innen die Auszubildenden.

Die Zusatzqualifikation wird mit einer Kammerprüfung abgeschlossen – ein geeignetes Prüfungsformat für die kompetenzorientierte Prüfung wird im Modellprojekt entwickelt und pilotiert.

Jetzt sind Sie gefragt: Welchen digitalen Wandel beobachten Sie? Welche Kompetenzen erfordert die Digitalisierung? Wie können Auszubildende und Beschäftigte auf den digitalen Wandel vorbereitet werden? Wie wollen wir Lernprozesse zur Kompetenzentwicklung künftig gestalten?

Wir freuen uns auf Ihre Beiträge.

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