Impuls III - Lernen 4.0: Lernen am Arbeitsplatz
Die meisten Menschen möchten ihr Leben lang lernen, am liebsten im gewohnten Umfeld. Gerade beim Erwerb digitaler Kompetenzen wirken arbeitsplatzorientiere Maßnahmen daher besser als klassische Seminare, sagt ein Forschungsteam der Beuth Hochschule für Technik Berlin.
Von Benjamin Höhne, Sandra Bräutigam, Florian Schindler, Beuth Hochschule für Technik Berlin
Die zunehmende Digitalisierung verändert das Umfeld für große wie kleinere Unternehmen in Industrie, Gewerbe und Dienstleistungssektoren. Welche Chance bietet das den Beschäftigten? Wie können Firmen dafür sorgen, dass sie auch morgen noch gute Fachkräfte haben?
Das Fernstudieninstitut der Beuth Hochschule für Technik hat mit verschiedenen Partnern Untersuchungen zu einigen Aspekten des Themas durchgeführt. Zielgruppe waren vor allem Beschäftigte bei großen Firmen mit einer abgeschlossenen gewerblichen Ausbildung.
Folgende Tendenz zeichnet sich ab:
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Die meisten Beschäftigten sind durchaus offen, Neues zu lernen. Viele arbeiten nach ihrer Ausbildung an wechselnden Stellen im Unternehmen, sind also flexibel und können sich in neue Aufgaben einarbeiten.
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Viele Beschäftigte haben aber weder Interesse, noch erleben sie einen praktischen Nutzen daraus, ihren Umgang mit Medien in einem klassischen Seminar fernab vom Arbeitsplatz zu trainieren.
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Eine weitere Erkenntnis war, dass die Veränderungen in den Firmen oft als Projekte organisiert werden. Daher müssen die Beschäftigten nicht nur digital vernetzte Systeme (IT-Infrastruktur) verstehen, sondern auch das eigene Arbeiten muss mehr und mehr in digitalen Arbeitsprozessen und Kommunikationsstrukturen stattfinden (z.B. bei der Arbeit in virtuellen Teams oder in vielen Job-Sharing-Modellen).
Was bedeutet das für den Erwerb von digitaler Kompetenz für Beschäftigte?
Dass eine arbeitsplatz-integrierte Weiterbildung ein Schlüssel für die Zukunft sein könnte. Insbesondere, wenn der Umgang mit komplexen und vernetzten Systemen und Zusammenhängen vermittelt und erlernt werden muss. Das heißt, zur Nutzung von digital verwaltetem Wissen braucht es Vernetzung sowie die Fähigkeit zu Kommunikation, kollegialem Austausch und Problemlösung.
Für die Lehrenden liegt der Fokus deshalb auf einer Lernbegleitung direkt am Arbeitsplatz. Für die Lernenden geht es darum, Selbstkompetenz zu entwickeln. Dazu bietet das Fernstudieninstitut der Beuth Hochschule das Konzept des agilen Lernens an. Dabei wird in kleinen Schritten vorangegangen, und das Erreichte wird nach jedem Schritt reflektiert.
Wichtig ist, dass die Mitarbeiter/innen (und deren Vorgesetzte) und auch die Lehrenden verstehen, dass Lernen im digitalisierten Arbeitsumfeld kein einmaliger Akt ist, sondern als problemlösungsorientiertes Lernen am Arbeitsplatz betrachtet werden muss. Das braucht vor allem Zeit – die die Firmen für das Lernen zur Verfügung stellen sollten. Davon profitieren am Ende Fachkräfte und Unternehmen.
Jetzt sind Sie gefragt: Was war die beste Weiterbildung, die Sie je besucht haben – und warum? Wie unterstützen Sie als Unternehmen Ihre Beschäftigten beim Erwerb digitaler Kompetenzen? Was müsste passieren, damit lebensbegleitendes Lernen in Ihrem Betrieb zum Teil der Personalentwicklung wird?
Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.