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Meinung VII: Wir brauchen mehr Verantwortung für die Weiterbildung

Weiterbildung ist für den Digitalverband Bitkom e. V. der Schlüssel für gute Arbeit 4.0. Beschäftigte sichern sich so Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Für Unternehmen ist sie ein Instrument, dem wachsenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wen der Verband nun am Zug sieht.

Von Adél Holdampf-Wendel und Juliane Petrich, Bitkom e. V.

Auch wenn derzeit noch Unsicherheit über Umfang und Art des Qualifizierungsbedarfs und hinsichtlich der Entstehung neuer Berufs- und Tätigkeitsprofile besteht, ist eines klar: Digitalkompetenz wird zur Kernkompetenz quer durch alle Berufe. Digitale Kompetenz – im Sinne eines kompetenten Umgangs mit digitalen Medien und des Aufbaus einer grundständigen IT-Kompetenz – wird in Zukunft mindestens genauso wichtig sein wie fachliche oder soziale Kompetenz.

Nur durch lebenslanges Lernen und Qualifizierung kann die digitale Transformation gelingen. Aus unserer Sicht braucht es dafür folgende Schritte:

Der Grundstein zum Erwerb digitaler Kompetenz muss in der Schule gelegt werden. Nicht jeder muss Programmierer werden. Aber es kann nicht schaden, zumindest die Grundlagen zu kennen.

In der beruflichen Ausbildung sollten Ausbildungsinhalte entsprechend der Digitalisierung angepasst und die Zusammenarbeit der dualen Partner im Berufsbildungssystem gestärkt werden. In diesem Zusammenhang begrüßen wir das Berliner Modellprojekt für digitale Zusatzqualifikationen, das perspektivisch auf weitere Berufsfelder und auch auf andere Bundesländer ausgeweitet werden sollte. Außerdem müssen die Entwicklung digitaler Kompetenz sowie didaktisch-methodischer Fähigkeiten verbindlicher Bestandteil der Aus-, Fort- und Weiterbildung des Lehrpersonals sein.

Um die Arbeitsmarktfähigkeit und Beschäftigungsperspektiven der heutigen Beschäftigten zu erhalten, kommt der Fort- und Weiterbildung eine zentrale Bedeutung zu. Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands hängt maßgeblich davon ab, ob sich in den Betrieben und bei jedem Einzelnen ein Bewusstsein für die Notwendigkeit lebenslangen Lernens herausbilden wird.  Dabei sind Unternehmen, Mitarbeiter und Politik gleichermaßen gefordert. 

Eine gelebte Weiterbildungskultur beginnt in den Betrieben. Dort muss das Lernen am Arbeitsplatz zum Alltag gehören – egal ob beim mittelständischen Handwerksunternehmen, dem großen Automobilkonzern oder im Gesundheits-Start-up. Eine kontinuierliche Weiterbildung betrifft alle Unternehmen und ist unabhängig von Branche oder Betriebsgröße.

Unternehmen müssen mehr Verantwortung für die Qualifizierung und Weiterbildung im Bereich digitaler Kompetenzen übernehmen und dafür eine zentrale Weiterbildungsstrategie entwickeln. Führungskräfte müssen dafür sensibilisiert werden, dass Weiterbildung kein Nice-to-have ist, sondern ein Pflichtprogramm.

Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen benötigen zusätzlich die Unterstützung der Politik, etwa durch Beratungs-Förderleistungen. Zudem muss die Übersichtlichkeit und Qualität von Weiterbildungsangeboten kontinuierlich verbessert werden. Die Politik ist auch aufgerufen, die Grundlagen für Weiterbildungen durch eine fundierte Schulbildung zu legen. Diese müsste die Themen der digitalen Welt stärker als bislang berücksichtigen und den Erwerb von digitalen Kompetenzen verpflichtend im Lehrplan verankern.

Letztlich sollte aber auch jeder Einzelne dazu übergehen, Weiterbildung aktiv einzufordern und Weiterbildungsmöglichkeiten zu nutzen.

Bitkom vertritt mehr als 2.400 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, davon gut 1.600 Direktmitglieder. Sie erzielen mit 700.000 Beschäftigten jährlich Inlandsumsätze von 140 Milliarden Euro und stehen für Exporte in Höhe von weiteren 50 Milliarden Euro. Zu den Mitgliedern zählen 1.000 Mittelständler, 300 Start-ups und nahezu alle Global Player. Sie bieten Software, IT-Services, Telekommunikations- oder Internetdienste an, stellen Hardware oder Consumer Electronics her, sind im Bereich der digitalen Medien oder der Netzwirtschaft tätig oder in anderer Weise Teil der digitalen Wirtschaft. 78 Prozent der Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, 9 Prozent kommen aus Europa, 9 Prozent aus den USA und 4 Prozent aus anderen Regionen. Bitkom setzt sich insbesondere für eine innovative Wirtschaftspolitik, eine Modernisierung des Bildungssystems und eine zukunftsorientierte Netzpolitik ein.

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