Bildungsberatung 4.0 – mehr vernetzen als vermitteln
In einer digitalen Arbeitswelt gewinnt Bildungsberatung an Bedeutung. Diese sollte neutral, unabhängig und sanktionsfrei gestaltet sein und bereits bestehende Beratungserfahrungen und Ressourcen etwa in Berlin nutzen, sagt Frank Schröder von der k.o.s GmbH.
Von Frank Schröder, k.o.s GmbH
Die Veränderungen durch die Digitalisierung in Wirtschaft, Gesellschaft und Arbeitswelt werfen die Frage auf, wie die benötigte Qualifizierung und ein Lernen von Individuen im Lebenslauf künftig aussehen sollen. Eine flächendeckende Berufs- und Weiterbildungsberatung durch die Bundesagentur für Arbeit gewinnt als zentrales Element für die Arbeitsversicherung an Bedeutung. Mehr...
Bisher stand und steht die Beratung durch Bundesagentur und Jobcenter allerdings für einen klaren Auftrag: vermittlungsorientiert, mit dem Ziel der zügigen Integration in Ausbildung und Arbeit und damit auch unter dem Eindruck von potenziellen Restriktionen für Leistungsbezieher/innen. Nach den langjährigen Erfahrungen unabhängiger und öffentlich geförderter Anbieter, zum Beispiel in Berlin und in Niedersachsen, ist Bildungsberatung jedoch mehr als Arbeitsmarktintegration oder Anpassungsqualifizierung an wirtschaftliche Veränderungen – so notwendig dies auch ist. Sie schafft die Verbindung zwischen individuellen Bedürfnissen, beruflichen Qualifikationen und Kompetenzen der Beratenen im Abgleich mit den Erwartungen der Arbeitswelt und den potenziellen beruflichen Möglichkeiten sowie Lernerfordernissen.
Die Beratung vollzieht sich dabei in einer Atmosphäre des Zutrauens und Vertrauens in das Handlungsvermögen der Beratenen, durch Zugewandtheit und Wertschätzung in der Beratung, auf Basis von Freiwilligkeit und Selbstaktivität, zum Beispiel für eine Weiterbildung. Wichtig dabei: niemand kann gelernt werden.
Bereits in diesem Sinne ist Bildungsberatung ein – notwendigerweise – offenes, neutrales und interessenunabhängiges Dienstleistungsangebot. Sie stellt geeignete Informationen bereit, strukturiert das Anliegen und die Ziele, analysiert die vorhandenen Qualifikationen und Kompetenzen und wägt verschiedene Entwicklungs- und Bildungsmöglichkeiten ab. Allgemein- und Berufsbildung sind hier ebenso angesprochen wie die individuelle Beschäftigungsfähigkeit. Die Beratung dient nicht nur der Förderung der beruflichen Karriere (Weiterbildung oder Beschäftigung), sondern auch der Stärkung der gesellschaftlichen Teilhabe und Selbstverantwortung. (vgl. Fachkonzept Beratung zu Bildung und Beruf. Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales. 2017 Version 1.2)
Viele diverse Lebensläufe bestätigen: Berufs- und Bildungsverläufe verlaufen selten gradlinig. Man lernt aus Irrtümern, und infolge konkreter Berufserfahrungen wurde so manche Berufswahl erst später richtig und passend getroffen. Es bedarf von den leistungsgewährenden Stellen (Arbeitslosenversicherung) ebenso wie den leistungserbringenden Stellen (Bildungsanbieter) Unabhängigkeit, um die Individuen bei ihren eigenen Entscheidungen und Aktivitäten fachkundig zu begleiten.