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Praxistipp: So lassen sich Lehrkräfte für digitale Bildung begeistern

Praxistipp: So lassen sich Lehrkräfte für digitale Bildung begeistern

Mitnehmen statt abhängen: Professor Lars Windelband von der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd untersucht den Einsatz digitaler Medien in der Bildung. Er sagt: Je mehr sich Lehrkräfte bei der Entwicklung digitaler Angebote einbringen können, desto weniger Ängste bauen sie auf.

Herr Professor Windelband, warum bauen Menschen Hemmungen in Bezug auf digitale Bildung auf?

Zum einen ist das eine Frage der Einstellung: Viele Lehrkräfte beschäftigen sich nicht frühzeitig mit aktuellen Trends der digitalen Bildung. Teilweise existiert zu wenig gewinnbringende Weiterbildung, um neue Lernformen im Bezug zur digitalen Bildung kennenzulernen und anzuwenden. Über die Technik hinaus wären zudem drei Dinge nötig: ein ausgefeiltes pädagogisches Konzept zur Nutzung und Anwendung von digitalen Medien im Unterricht; die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen;  und das Bewusstsein dafür, dass man mit Hilfe digitaler Medien besser auf einzelne Schülerinnen und Schüler eingehen und die Lernmotivation erhöhen könnte. Ein weiterer Kritikpunkt ist häufig, dass die Bedeutung der zwischenmenschlichen Interaktion in Bildungsprozessen durch den Einsatz digitaler Medien abnehmen könnte. Es geht aber nicht um die Abschaffung zwischenmenschlicher Interaktion. Ohne Kommunikation funktioniert auch digitale Bildung nicht. Es geht um die Erweiterung oder Ergänzung der Kommunikation auf digitalen Kanälen.

Wie lassen sich die Lehrkräfte dennoch gewinnen?

Menschen müssen direkt in die Gestaltung und Nutzung der Medien, Technologien etc. integriert werden. Dann können sie Ängste abbauen und Möglichkeiten schaffen, ihre Kompetenzen einzubringen. Mitgestaltungskompetenz ist hier ganz wichtig! Die Entwicklerinnen und Entwickler sowie die Nutzenden dieser Technologien (Lehrkräfte, Ausbildungsverantwortliche sowie Facharbeiterinnen und Facharbeiter) müssen eng zusammenarbeiten. Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen und nicht die Technologie!

Wir reden davon, dass Bildung digitale Kompetenzen bei Menschen entwickeln muss. Was gehört für Sie zu diesen digitalen Kompetenzen?

Digitale Kompetenz ist ganz grundsätzlich die Fähigkeit, die Veränderungen der Arbeitswelt mit fortschreitender Digitalisierung zu erkennen und erfolgreich zu nutzen. Dabei ist die wichtigste digitale Kompetenz die Fähigkeit, in vernetzten Systemen zu denken und zu handeln.

In Bezug auf die digitalen Medien brauchen wir die Fähigkeit, digitale Kommunikationsmittel kompetent zu nutzen, eine digitale Medienkompetenz, Wissen über Datensicherheit und Datenschutz sowie eine ständige Anpassung des eigenen Wissens an den Wandel. Darüber hinaus benötigen wir vielfältige fachbezogene digitale Kompetenzen, die über eine allgemeine IT-Kompetenz hinausgehen. Für mich gehört dazu, z.B. für die gewerblich-technischen Berufe des industriellen Sektors: Produktionsnetzwerke und -systeme analysieren, überwachen, optimieren und erweitern zu können, IT-gestützte Assistenz- und Diagnosesysteme anzuwenden und mitzugestalten, Daten aus den Arbeitsprozessen zu analysieren, interpretieren und dokumentieren, sowie Prozesszusammenhänge mit allen vor- und nachgelagerten Bereichen und deren Vernetzung zu verstehen und zu optimieren. Insgesamt wird ein Denken, Arbeiten und Handeln in vernetzten Systemen und Arbeitsprozessen immer wichtiger! Viele dieser Kompetenzen werden auch zukünftig anderen Branchen und in fast allen Berufen immer mehr benötigt.

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