Gute Praxis IV: Ein Pass für die digitale Arbeitswelt
Der Wiener Qualifikationspass führt Menschen auch ohne formale Ausbildung zum Abschluss – und rechnet dabei informell erworbene Fähigkeiten an. Monika Nigl vom Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff) sagt: Die meisten Menschen können mehr, als sie glauben.
Auf den Pflichtschulabschluss aufsatteln und auf direktem Weg zu einer abgeschlossenen Berufsausbildung kommen: Dafür gibt es in Wien den Qualifikationspass. In diesem von einer speziellen Datenbank gestützten Dokument wird ganz genau erfasst, welche Kompetenzen die betreffende Person bereits mitbringt, was das konkrete Ausbildungsziel ist, und welche Qualifizierungsschritte gesetzt werden müssen, um das Ziel zu erreichen. Festgehalten sind auch alle Berufserfahrungen sowie informell erworbene Fähigkeiten.
Monika Nigl vom Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff) setzt den Qualifikationspass in der Praxis um. Sie sagt: „Mit dem Pass haben die Menschen schwarz auf weiß, dass ihre Kompetenzen etwas wert sind. Die meisten Menschen können mehr, als sie glauben.“
Der Qualifikationspass ist quasi der Kompass für einen sicheren und guten Weg zu neuen beruflichen Perspektiven. Mit welcher Institution auch immer die betreffende Person in Kontakt steht – die Beraterinnen und Berater können mit Hilfe dieses persönlichen Dokumentes auf einen Blick sehen, wo die betreffende Person gerade steht und somit punktgenaue Unterstützung anbieten.
Ein wichtiger Vorteil des Qualifikationspasses: Beschäftigte werden im Falle eines Jobverlustes bei den noch ausständigen Bildungsschritten lückenlos durch die Arbeitsvermittlung, das Arbeitsmarktservice Wien, weiter unterstützt. „Gerade für Berufstätige ist es keine Selbstverständlichkeit, sich höher zu qualifizieren und einen Bildungsabschluss nachzuholen“, sagt Monika Nigl. „Da auch erworbene Kompetenzen und Berufserfahrungen im Pass festgehalten werden, leistet er einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Selbstvertrauens und hilft insbesondere auch beschäftigten Personen, ihr berufliches Ziel zu erreichen.“
Den Ausbau digitaler Kompetenzen hält Monika Nigl dabei für entscheidend: „Berufliche Weiterbildung wird im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Arbeitswelt einen besonders hohen Stellenwert einnehmen. Da werden zum Teil ganz neue Berufsbilder entstehen.“ Dabei gehen digitale Kompetenzen über technisches Anwendungswissen deutlich hinaus. „Da geht es auch um Selbststeuerung und selbstständiges Lernen, um den Schutz der eigenen Daten, aber auch ganz einfach um die Neugierde auf die Welt und neue Berufsbilder.“