Kommentierung des 1. Entwurfs der Strategie
Bitte kommentieren Sie die Texte in Hinblick auf Inhalt und Formulierungen. Die hier vorgestellten Texte sind der erste Entwurf der Strategie “Gemeinsam Digital: Berlin”.
Der Text wird als erste Entwurfsfassung veröffentlicht, um Berliner:innen die Möglichkeit zu geben, den Textentwurf zu kommentieren. Die hier vorliegenden Texte sind daher nicht final. Die Strategie “Gemeinsam Digital: Berlin” soll im Spätherbst 2022 vom Berliner Senat beschlossen und im Anschluss veröffentlicht werden. Ihre konstruktiven Kommentare helfen dabei, den Text besser zu machen.
Bitte kommentieren Sie die Texte in Hinblick auf Inhalt und Formulierungen. Die hier vorgestellten Texte sind der erste Entwurf der Strategie “Gemeinsam Digital: Berlin”.
Entscheidungsstrukturen für städtische Handlungsfähigkeit
Globale Herausforderungen wie die Klimakrise oder Pandemien erfordern zunehmend schnelles Handeln auf lokaler Ebene, digital und analog. Klassische, bürokratische Hierarchien können oft nur langsam auf radikale Veränderungen reagieren und erweisen sich im Kontext der Digitalisierung oftmals als zu träge und nicht ausreichend wirkungsvoll. Um die digitale Transformation aktiv zu gestalten und für die Entwicklung einer zukunftsfähigen Stadt zu nutzen, braucht es ein Zusammenwirken und eine Verantwortungsübernahme unterschiedlicher Akteur:innen. Dadurch können Lösungen an den Bedarfen der Stadtgesellschaft ausgerichtet und gemeinsam mit den Kapazitäten der vielfältigen Akteur:innen der Stadt gestaltet werden. Gleichwohl braucht es klar definierte Verantwortlichkeiten und Prozessschritte, um die digitale Transformation und smarte Stadtentwicklung strategisch und transparent steuern zu können. Wie ein flexibles und schnelles Zusammenwirken für eine handlungsfähige Stadt funktionieren kann, wird durch Governance-Strukturen unterstützt, die für anfallende Entscheidungen im Bereich Smart City und digitale Transformation etabliert werden sollen.
Die Strategie “Gemeinsam Digital: Berlin” bietet nicht nur eine Vision, einen Wertekompass und Ziele für eine smarte Stadt. Sie schlägt auch ein Entscheidungs- und Prozessmodell für die Umsetzung vor und unterscheidet sich damit von vielen Strategiedokumenten und Konzeptpapieren. Hierzu gehören zwei zentrale Punkte:
Auf verschiedenen Ebenen entsteht so ein Modell, welches die Umsetzung der Strategie “Gemeinsam Digital: Berlin” in Zyklen denkt: Die Strategie wird anhand der Lebensrealitäten, Bedarfe und gesammelten Erfahrungen evaluiert und neu gedacht. Maßnahmen werden prototypisch entwickelt und erprobt. Durch dieses Vorgehen wird ein Lernzyklus angestoßen, welcher dem Land Berlin hilft, gemeinsam mit der Stadtgesellschaft Digitalisierung voranzubringen.
Die Anwendung dieses Modells hat nicht zuletzt zum Ziel, einen Kulturwandel sowie ein neues Führungsverständnis in der Berliner Verwaltung anzustoßen und soll die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren der Stadtgesellschaft fördern.
Mit Beschluss der Strategie stehen die Berliner Politik und Verwaltung als Verantwortliche für deren Umsetzung im Zentrum der Governance und haben eine steuernde und koordinierende Funktion. Neben Politik und Verwaltung sind jedoch viele weitere Akteure an der Transformation Berlins interessiert, möchten an der Zukunftsgestaltung mitwirken und sind für die Umsetzung der Strategie von großer Bedeutung. Die Strategie “Gemeinsam Digital: Berlin” etabliert daher eine Netzwerk-Governance, welche die Potenziale der Stadt nutzt und unterschiedliche Akteursgruppen einbezieht. Die Stadtgesellschaft (1) berät und begleitet die Umsetzung der Strategie und die damit verbundenen Lernprozesse. Ähnlich wie bei der Entwicklung der Strategie sollen die nächsten Phasen mit und für Berlin gestaltet werden.
Das Governance-Modell gewährleistet, dass:
____________ 1) Stadtgesellschaft wird definiert nach dem Quintuple Helix-Ansatz: Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Politik & Verwaltung und allen Berliner:innen = alle Bewohner:innen der Stadt gemeint, inklusive einer gezielten Ansprache von sogenannten stillen Gruppen
“Gemeinsam Digital: Berlin” ermöglicht einen strukturierten Planungs- und Umsetzungsprozess für Digitalisierungs- und Smart City-Vorhaben. Dafür wurde ein verbindlicher Prozess für die Vorbereitung, Begleitung und Evaluierung/ Bewertung von Maßnahmen entwickelt, die im Rahmen der Strategie umgesetzt werden sollen. Diese Maßnahmen unterscheiden sich von anderen nicht in erster Linie durch den Einsatz von digitaler Technologie, sondern durch ein „smartes“ Vorgehen.
Im Zentrum des Umsetzungsprozesses stehen vier grundlegende Absichten:
Eine weitere wesentliche Grundannahme ist, dass mit einer großen Perspektivenvielfalt durch die Beteiligung der Stadtgesellschaft, also den späteren Nutzer:innen, viele Maßnahmen besser in ihrer gesamten Komplexität greifbar, handhabbar und nutzer:innenzentriert umsetzbar werden. Ein solcher Ansatz setzt in der Vorplanung an und kann bis in die verschiedenen Umsetzungsphasen hinein wirken.
Aus wechselseitigem Lernen zwischen Maßnahmen und dem Zusammenbringen verschiedener Perspektiven entstehen robustere und nachvollziehbare Entscheidungen mit Anschlussfähigkeit für Entwicklungen in der Zukunft.
Der Umsetzungsprozess mit seinem Ablauf und seinen Kernqualitäten wurde im Rahmen der Digitalstrategie partizipativ entwickelt, ist lebendig und berücksichtigt die Leitgedanken und die Prinzipien des Strategischen Rahmens der Smart City-Strategie. Dabei ist er strukturell darauf ausgerichtet, durch praktische Erprobung zu reifen und sich direkt aus dem Kreis seiner Anwender:innen weiterzuentwickeln.
Auf Grundlage des Prozessmodells müssen an mehreren Punkten Entscheidungen getroffen werden, die darüber bestimmen, ob und wie der Prozess weitergeführt wird. Die Governance von Gemeinsam Digital: Berlin beschreibt daher die Entscheidungsfindung auf verschiedenen Ebenen, zu denen jeweils spezifische Rollen, Kompetenzen und Aufgaben gehören. Diese werden im Folgenden zunächst nur kurz benannt und in der weiteren Ausarbeitung der Strategie ausführlicher beschrieben.
Auf der strategischen Ebene blicken die Akteure auf den Ist-Zustand und die Zukunft der Stadt und beantworten die Frage: Was sind die aktuellen und zukünftigen Bedarfe? Welche aktuellen Probleme müssen und wollen wir lösen? Welche Lösungsideen gibt es dafür? So wurden aktuell die Zentralen Maßnahmen als notwendigerweise zu priorisierende Maßnahmen identifiziert. Die Governance auf dieser Ebene ermöglicht Steuerung und Koordination, entscheidet über die zu beteiligenden Akteure und Verantwortlichkeiten, entscheidet, wie Vorhaben priorisiert und Zielkonflikte gelöst und welche Ressourcen eingesetzt werden sollen. Die Verantwortung für diesen Prozess liegt beim Chief Digital Officer, der sich dazu mit den politischen Vertreter:innen berät, den Prozess gemeinsam mit den zuständigen Stellen der Verwaltung koordiniert und sich von Expert:innen sowie der Stadtgesellschaft Impulse holt.
Auf der Ebene der Maßnahmen bezieht sich die Governance auf ein einzelnes Projekt. Maßnahmen der Strategie können von unterschiedlichen Akteur:innen aus Verwaltung, Stadtgesellschaft oder von Projektkonsortien umgesetzt werden. Im Rahmen jeder Maßnahme muss zu Beginn eine zweckmäßige Governance-Struktur mit klaren Rollen, Zuständigkeiten und Ansprechpersonen definiert werden (hierzu dient der in Kapitel 5 beschriebene Vorprozess). Die Konsortien können bei der Durchführung der Maßnahmen eigenständig agieren (2) und erhalten Unterstützungsangebote, um sich an den im Prozessmodell (siehe nächster Abschnitt) festgelegten Schritten und den Prinzipien für gute Praxis zu orientieren. Bei der Umsetzung von Maßnahmen können die Beteiligten methodische und technische Unterstützung durch ein externes Support-Team in Anspruch nehmen. Über regelmäßige Austauschformate werden die Konsortien miteinander vernetzt und teilen ihre Erfahrungen. ________ 2) Dabei gilt u.a. das Projektmanagementhandbuch des Landes Berlin, welches sich aktuell in der Überarbeitung befindet.
Die Strategie “Gemeinsam Digital: Berlin” ist selbst als lernende Strategie angelegt, die kontinuierlich weiterentwickelt wird und deren Wirksamkeit in regelmäßigen Abständen überprüft werden muss. Für die Bewertung der Wirkung und des Erfolgs von Maßnahmen, die Entscheidung über eine Verstetigung der Maßnahmen oder auch die Notwendigkeit einer Anpassung der Strategie, wird ebenfalls ein Entscheidungsgremium benötigt. Als Grundlage werden Daten zum Projektfortschritt und projektspezifische Indikatoren erhoben, genauso wie es Indikatoren zur Erhebung des Fortschritts in Bezug zu den Leitgedanken geben wird. Diese helfen, evidenzbasiert aus den Erfahrungen Rückschlüsse zu ziehen und damit den gemeinsamen Lernprozess voranzubringen. Für die Weiterentwicklung der Strategie sollen weiterhin ein Expert:innenkreis, ein Gremium, in dem Bürger:innen (inkl. Stiller Gruppen*) beteiligt werden und die Erkenntnisse aus den partizipativen Formaten innerhalb der Maßnahmen genutzt werden. So können neben der Verwaltung auch andere Akteure der Stadtgesellschaft regelmäßiges Feedback zum Umsetzungsstand der Strategie geben.
Im Modellprojekt Smart City Berlin wird seit 2020 ein Governance-Ansatz erprobt, welcher neue Formen der Zusammenarbeit praktiziert. Die entstandenen Grundlagen und Erfahrungen werden mit allen relevanten Akteur:innen weiterentwickelt. Aktuell sind die Rollen folgendermaßen definiert:
Die Erfahrungen aus dem Strategieprozess sollen in die Entwicklung des Governance-Modells einfließen und so eine Grundlage bilden, damit die Strategie “Gemeinsam Digital: Berlin” unter Zusammenarbeit von Berliner Verwaltung und Stadtgesellschaft umgesetzt wird.