Neugestaltung der Mühlendammbrücke in Berlin-Mitte
Bürger*innenbeteiligung zum Realisierungswettbewerb für den Ersatzneubau.
© Arup Deutschland | COBE, Kopenhagen
Ersatzneubau der Mühlendammbrücke – Ein zentrales Infrastrukturprojekt im Herzen Berlins
Die Mühlendammbrücke verbindet als Teil des Straßenzugs Molkenmarkt / Gertraudenstraße / Spittelmarkt die historische Berliner Innenstadt mit der Fischerinsel und überführt die Bundesstraße 1 über die Spree. Aufgrund ihres schlechten Bauwerkszustands und den gestiegenen Anforderungen an den Verkehr ist ein Ersatzneubau erforderlich.
Herausforderungen und Bedeutung:
Die Mühlendammbrücke ist nicht nur eine der Hauptachsen für den Ost-West-Verkehr Berlins, sondern auch ein historisch und städtebaulich bedeutsames Bauwerk. An diesem Standort befand sich die erste Verbindung zwischen der historischen Doppelstadt Berlin und Cölln, der Keimzelle Berlins; gegenwärtig grenzt die Brücke an heterogene, teilweise denkmalgeschützte Stadtstrukturen. Im näheren Umfeld der Brücke sollen sich lebendige Stadtquartiere entwickeln, wie der Bereich Petriplatz und das Quartier Breite Straße im Süden und der Bereich Molkenmarkt im Norden. Damit bekommt die Brücke zukünftig die Bedeutung eines städtischen Bindeglieds mit hoher Aufenthaltsqualität.
Warum ein Neubau notwendig ist:
- Baulicher Zustand: Die 1968 in Spannbetonbauweise errichtete Brücke weist aufgrund materialbedingter Rissbildungen und der Verwendung anfälligen Spannstahls erhebliche Tragfähigkeitsdefizite auf.
- Verkehrliche Anforderungen: Die Brücke ist den aktuellen Verkehrsbelastungen nicht mehr gewachsen. Einschränkungen für Schwerlastverkehr und Kragarme wurden bereits umgesetzt.
- Wirtschaftliche und technische Gründe: Eine Instandsetzung ist weder wirtschaftlich noch technisch sinnvoll. Nur ein Ersatzneubau kann eine langfristig tragfähige Lösung bieten.
Planung und Gestaltung:
Im Rahmen eines Realisierungswettbewerbs wurden innovative Lösungen für den Ersatzneubau entwickelt. Dabei sind folgende Aspekte zentral:
- Erhalt der Verkehrsfunktion: Während des Bauprozesses müssen alle Verkehrsarten gemäß dem Berliner Mobilitätsgesetz möglichst uneingeschränkt aufrechterhalten werden.
- Flexibilität für die Mobilitätswende: Die neue Brücke soll langfristig Potenziale für eine Neuausrichtung des Verkehrs bieten, einschließlich Fußgänger- und Radverkehr sowie öffentlicher Verkehrsmittel.
- Städtebauliche Integration: Die Gestaltung der Brücke soll sich harmonisch in die historische Mitte Berlins einfügen und als Bindeglied zwischen angrenzenden Stadtquartieren mit hoher Aufenthaltsqualität dienen.
Ablauf der Bauarbeiten:
Die Bauzeit ist von 2024 bis 2029 geplant und erfolgt in mehreren Phasen:
- Abriss des östlichen Teilbauwerks: Der Verkehr beider Richtungen wird auf das westliche Teilbauwerk verlegt.
- Bau des neuen östlichen Teilbauwerks: Nach Fertigstellung wird der gesamte Verkehr auf das neue Bauwerk umgeleitet.
- Abriss und Neubau des westlichen Teilbauwerks: Abschließend wird die westliche Seite erneuert, bevor die gesamte Brücke wieder voll nutzbar ist.
Während der Bauzeit wird es zu Einschränkungen kommen, insbesondere durch die zeitweise Reduzierung auf ein Teilbauwerk für den Verkehr in beide Richtungen. Verkehrsbehinderungen wie Staus sind daher unvermeidlich, größere Einschränkungen des öffentlichen Nahverkehrs sind jedoch nicht vorgesehen.
Zukunftsweisendes Projekt für Berlin:
Der Ersatzneubau der Mühlendammbrücke schafft eine moderne, nachhaltige und verkehrlich leistungsfähige Infrastruktur, die den Anforderungen einer wachsenden Stadt gerecht wird. Die Brücke wird nicht nur eine wichtige Verkehrsverbindung bleiben, sondern auch ein städtebauliches Element, das historische und moderne Ansprüche miteinander vereint.
Weitere Informationen unter: https://www.berlin.de/sen/uvk/mobilitaet-und-verkehr/infrastruktur/brueckenbau/muehlendammbruecke/
Kontakt für Rückfragen
Abteilung V - Tiefbau | Brücken / Ingenieurbau
V C Leiter Brücken-/Ingenieurbau
Brunnenstraße 110d-111 | 13355 Berlin
Tel. +49 (0)30 90254-7400 | Fax +49 (0)30 90254-7409
Verantwortliche Stelle
Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt
Am Köllnischen Park 3
10179 Berlin
Bereits seit Ende 2020 informieren wir Sie auf dieser Webseite und auf der Webseite der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt zum Projekt Mühlendammbrücke. Gemeinsam mit engagierten Bürger*innen und Initiativen diskutierten wir bereits viele verschiedene Themen, von der Gestaltung der Brücke im städtebaulichen Kontext über die Anbindung der Wohnquartiere bis hin zu Fragen der Mobilitätswende und deren Auswirkungen auf die neue Brücke.
Bitte beachten Sie: Zu den bisherigen Schritten dieses Dialogprozesses und den Ergebnissen finden Sie ausführliche Informationen unter den blauen Boxen in der Rubrik Beteiligung. Klicken Sie dazu die jeweilige Box an. Die Boxen funktionieren zugleich als Zeitstrahl des Projektes.
Aktuell
Hier finden Sie die Präsentation der Online-Veranstaltung vom 2.3.2023:
Aktuelle Fragen zu den Planungen rund um die Mühlendammbrücke und die dazugehörigen Antworten finden Sie hier:
Wie sehen die Planungen zu den LKW-Umleitungen aus?
Die aktuelle Planung zur bauzeitlichen Verkehrsführung sieht für den aus Norden kommenden LKW-Verkehr eine Umleitungsstrecke über die Rathausstraße und die Breite Straße vor.
Was ist zu Schiffssperrungen rund um den Abbruch geplant?
Die aktuelle Planung der bauzeitlichen Einschränkungen der Wasserstraße sieht vor, dass die Schifffahrt auf der Spree nur in den Wintermonaten und so kurz wie möglich gesperrt werden soll.
Wie lange werden Umleitungen und Sperrungen andauern?
Die Baumaßnahme wird in mehreren Bauphasen und Bauabschnitten unter weitestgehender Aufrechterhaltung der Verkehrsbeziehungen geplant. Die Verkehrssicherungsmaßnahmen zu Umleitungen und Sperrungen sind während der Gesamtausführungszeit bis 2029 erforderlich und werden auf die notwendigen Zeiträume begrenzt.
Wird die Fischtreppe auf die andere Seite der Schleuse versetzt werden?
Die Planung der Fischtreppe ist Teil der Planung für die Umverlegung des Wehres und wird durch das Wasserstraßen-Neubauamt durchgeführt.
Gibt es Verkehrskonzepte für die Baustellen-Doppelbelastung durch die Mühlendammbrücke und die Gertraudenbrücke? Wie werden die Bedürfnisse der Anwohnenden berücksichtigt?
Die bauliche Umsetzung des Ersatzneubaus wird ohne verkehrliche Auswirkungen leider nicht umsetzbar sein. Natürlich werden die Auswirkungen für die Anwohnerschaft als auch für die Verkehrsteilnehmenden auf das notwendige Maß beschränkt. Hierbei werden auch die baulichen Auswirkungen beider Brückenbauprojekte mit den Verkehrsbehörden untereinander abgestimmt und koordiniert.
Werden die Pfeiler der Widerlager der Brücke komplett abgerissen?
Der aktuelle Planungsstand sieht eine Weiterverwendung der Gründungselemente vor, welche sich unterhalb der Geländeoberkante befinden. Hierdurch werden Eingriffe in den Baugrund und ins Grundwasser vermieden und eine nachhaltige Weiterverwendung berücksichtigt.
Wie werden die Fahrbahnen auf der Brücke entwässert?
Die Entwässerung der Brücke erfolgt über entsprechende Längs- und Quergefälle, welche in eine Längsentwässerung geführt werden.
Warum ist es nicht möglich, die Straßenbahn gleich von Anfang an über die neue Brücke fahren zu lassen?
Ziel ist es, die Straßenbahn mit dem Abschluss der Brückenbaumaßnahme über die Brücke zu führen. Beide Einzelprojekte werden deshalb planerisch abgestimmt und koordiniert.
Wird es eine Tramhaltestelle auf der Brücke geben?
Nein, aber eine Tramhaltestelle ist unmittelbar hinter der Brücke auf der Seite des Molkenmarktes vorgesehen.
Wo werden die Masten der Tramoberleitung stehen? Wie weit werden sie voneinander entfernt stehen?
Die Anordnung der Oberleitungsmaste der Straßenbahn sind entlang der Brückenachse angeordnet und werden einen vorzusehenden Abstand von ca. 50 m haben.
Sind die doppelten Fahrleitungsmaste für die Straßenbahn erforderlich oder wäre jeweils ein Mast auf einem Überbau auch ausreichend?
Masten sind nur auf einem Überbau geplant. Diese können die Funktion für beide Gleise übernehmen.
Die Planung der Brücke scheint an alte Verkehrs- und Baukonzepte angelehnt. Wie werden Circular Economy, Recycling und moderne Mobilitätskonzepte berücksichtigt?
Der Neubau der Brücke wurde auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit konzipiert. Aus diesem Grund werden die Bestandsgründungen teilweise wiederverwendet. Der Materialeinsatz wird durch die Konstruktion der Brücke (Verbundüberbau) optimiert. In die einzelnen Planungsphasen gehen eine Vielzahl an Detaillösungen zur Optimierung des Ressourceneinsatzes und zur Bauzeitverkürzung ein. Darüber hinaus werden über die Umsetzbarkeit von mehreren Projekt- bzw. Bauwerksphasen die möglichen Veränderungen der Nutzungsanforderungen berücksichtigt.
Wird der Tunnel am Alexanderplatz - Verlängerung über Mühlendammbrücke und Moltkemarkt - geschlossen werden, da er beschädigt ist?
Der Tunnel Grunerstraße betrifft nicht den Ersatzneubau der Mühlendammbrücke. Eine standsicherheitsrelevante Beschädigung des Bauwerks liegt aktuell nicht vor.
Auf der Prenzlauer Allee-Brücke und der südlichen Grenzgrabenbrücke in Köpenick sind grüne Gleise für die Straßenbahn angelegt worden. Dagegen sind die Grünstreifen auf der Mühlendammbrücke wirklich schmal. Warum sind hier keine grünen Gleise vorgesehen?
Im Zusammenhang mit dem Neubau der Mühlendammbrücke sind Varianten zur Berücksichtigung der Gleisanlagen der Straßenbahn geprüft worden. Nach Abwägung aller verkehrlichen, baulichen und unterhaltungstechnischen Auswirkungen ist ein Grüngleis auf der Mühlendammbrücke nicht weiterverfolgt worden.
Informationen rund um den Wettbewerb
Am 28. Juli 2021 fiel die Entscheidung über den Ersatzneubau der Mühlendammbrücke. Das Preisgericht entschied sich mit eindeutiger Mehrheit für den gemeinsamen Entwurf des Berliner Ingenieurbüros Arup und der Kopenhagener Architekten von COBE A/S. Im weiteren Verlauf werden die Hinweise des Preisgerichts in den Entwurf aufgenommen und an der Umsetzung bis 2028 gearbeitet.
Auch nach Abschluss des Wettbewerbs bleiben wir im Dialog mit Ihnen: Damit die Öffentlichkeit in den gesamten Prozess eingebunden wird, planen wir auch in Zukunft weitere Bürger*innenveranstaltungen rund um den Ersatzneubau der Mühlendammbrücke durchzuführen. Wir freuen uns auf den weiteren Austausch mit Ihnen!
Attraktive Anbindung der Uferseiten
Die neue Mühlendammbrücke: Bauwerk für das 21. Jahrhundert
Die deutsch-dänische Bewerbung überzeugte die Jury unter Vorsitz von Manfred Kühne, dem Abteilungsleiter Städtebau der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, durch ihre hohe Qualität – sowohl was die Gestaltung als auch die Konstruktion betrifft.
Die neue Brücke wird die Spree mit einem beidseitigen, leicht konkaven Schwung überspannen und verjüngt sich zur Mitte. Beide Uferseiten werden attraktiv angebunden, so sind auf der Südwestseite zur Fischerinsel Sitzgelegenheiten geplant, die zum Verweilen mit Spreeblick einladen. Auf der gegenüberliegenden Seite entsteht über einen flachen Schwung eine Anbindung an die Uferpromenade des Nikolaiviertels. Der gesamte Stadtraum, so das Urteil des Preisgerichts, werde auf eine ganz neue Weise integriert.
Als Brücke für das 21. Jahrhundert stellt der Entwurf nicht nur eine durchdachte Gestaltqualität unter Beweis. Die neue Brücke erfüllt auch die Kriterien für Nachhaltigkeit, dank einer besonders effizienten und materialsparenden Konstruktion. Die künftige Mühlendammbrücke wird somit eine Brücke für die Mobilitätswende.
Mehr Platz für Tram, Rad und Fußverkehr
Die neue Brücke soll bis 2028 fertiggestellt sein. Die Kosten sind mit 46,5 Millionen Euro veranschlagt. Es wird dann statt der aktuell drei nur noch zwei Autospuren pro Richtung für die täglich rund 63.000 Fahrzeuge geben, dazu je eine kombinierte Bus- und Radspur. Langfristig soll auf nur eine Autospur umgerüstet werden. Denn eine neue Tramstrecke wird vom Alexanderplatz in Richtung Potsdamer Platz und Hallesches Tor über die Brücke verlaufen. Ist die Tram in Betrieb, soll die Busspur zugunsten breiter Radwege und anderer Nutzungsmöglichkeiten entfallen. Zudem sind großzügige Fußwege geplant.
Empfehlungen des Preisgerichts
Bei der Realisierung des Ersatzneubaus sollen folgende, in der schriftlichen Beurteilung des Preisgerichts genannte, Aspekte von Seiten des deutsch-dänischen Preisträgers bedacht werden:
1. Der Übergang zwischen Spannbeton- und Stahlquerschnitt erfordert eine besondere konstruktive Sorgfalt. Der vorgesehene Übergang zwischen den beiden Konstruktionsweisen sollte geprüft und ggf. auf Varianten untersucht werden.
2. Bei der weiterführenden Planung der Brückenkonstruktion ist bei der Ausbildung der innenliegenden Kragarme auf eine robuste und ermüdungssichere Ausführung zu achten. Darüber hinaus sind die Nachweise zum Schiffsanstoß einzuhalten.
3. Die Anbindung an den Uferpark im Südosten ist mit den laufenden Planungen der Fischerinsel abzustimmen und hierbei eine Verbindung unterhalb der Mühlendammbrücke zu untersuchen. Die stadträumliche Anbindung an das Spreeufer ist mit den Denkmalbehörden abzustimmen.
4. Bei den weiteren Planungsschritten ist bezüglich der freiwerdenden Brückenflächen in der Projektphase 2, neben der bereits dargestellten Variante, noch ausreichend Spielraum für mehr Flexibilität und Vielfalt zu berücksichtigen, welcher es der Stadtgesellschaft erlaubt, in Zukunft mehrere Nutzungsmöglichkeiten zu realisieren.