planung . freiraum Barbara Willecke
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Erläuterungsbericht
Neugestaltung des Vorplatzes zum Zentralfriedhof Friedrichsfelde
ein Platz für alle - vor der Stadt, auf dem Weg in die Landschaft, Andenken, Gedenken, Geschichte
Herangehensweise, Thesen und Überlegungen zum Ort
Es liegen bei diesem Projekt viele Ebenen über- und beieinander, der Ort ist in mehrfacher Hinsicht ein Dreh- und Angelpunkt. All dem geben wir mit unserem Entwurf Raum, indem wir Friedhofsvorplatz und Quartiersplatz miteinander verschränken, den Eingang zum Landschaftspark sichtbar machen. Wir verweben Alltag, Gedenken, Natur, Kultur und Geschichte, gewichten anders, behalten im Blick und geben doch neue Blicke, neue Nutzungs- und Erfahrungsmöglichkeiten frei. Wir beziehen Bedeutung und Geschichte des Ortes ebenso ein wie die architektonischen Achsen, lassen sie aber in Alltag und Erleben nicht prägend werden. Besucherinnen und Besucher der Gedenkstätte der Sozialisten und des Friedhofes werden empfangen, geleitet, die Eingänge zu den Orten des Andenkens in den Gesamtraum einbezogen. Der Ort wird durch Zonierungen in einen menschlichen Maßstab gebracht und wendet sich in Funktion und alltagstauglicher Gestaltung dem Quartier und seinen Menschen zu.
Nutzungen, Aufenthalt und Pflanzkonzept
Die Sanierung des angrenzenden Viertels ist weitestgehend abgeschlossen. Die Townhouses haben den steinernen Stadtteil näher an den Rand, die Landschaft, den Ort der Stille und des Gedenkens heranrücken lassen. Der Friedhofsvorplatz wird nun zum Ein- und Ausgang des Quartiers, der neben zügigem, sicherem Passieren auch Verweilen ermöglicht. Eine Pause im lichten Schatten, ein kurzes Sonnenbad – Blütenmeer und Wiesenteppich laden die Menschen zum Gang vor die Haustür und Aufenthalt ein.
Schlichte und komfortable Parkbänke mit Rücken- und Armlehne, Platzsessel und Platzkissen sind so angeordnet, daß ein Ort des generationenübergreifenden Miteinanders und der Kommunikation entstehen kann.
Stauden-Wiesenflächen unterstreichen den Charakter „vor der Stadt – in die Landschaft hinein“. Die verschiedenen Schwerpunkte des Platzes werden durch unterschiedliche Baumarten markiert: Ein Baum-Schleier aus Winterkirschen verweist auf die Friedhofs-und Gedenkstätteneingänge. Wenn die Natur tot erscheint, blühen diese Kirschen. Ein Hain aus Zieräpfeln beschattet die Bänke und Platzsessel. Säulenbäume leiten in den Landschaftspark, Eschen spenden den parkenden Pkw lichten Schatten.
Orientierung, Sicherheit, Beleuchtung
Der Platz bleibt trotz Gliederung und Zonierung in Bereiche mit unterschiedlichen Schwerpunkten in seiner Wirkung weit und offen und komplett übersehbar. Die Wiesenvegetation wird ca. 60 cm hoch und trägt zum grünen Erscheinungsbild bei. 12 neue LED-Mastleuchten leuchten die Wege, Parkplätzen sowie Fuß- und Radweg entsprechend den Sicherheitsbedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer aus.
Mobilität und Beläge
Der Platz hebt sich durch seine Oberflächengestaltung von den angrenzenden Straßenräumen ab. Im einheitlich wirkenden Belag sind die unterschiedlichen Funktionen ablesbar. Geschnittenes Kopfsteinpflaster nimmt Fuß-und Autoverkehre auf. Ein Plattenband als Fußweg bietet größtmöglichen Komfort für eingeschränkt mobile Menschen. Der Radweg wird als markierter, gefärbter und eingestreuter Asphaltweg separat über den Platz geführt. Bordsteine und Poller leiten das Parken und die Autopassage über den Platz, ohne daß diese Funktion dominant wird. Es werden 3+3 Behindertenparkplätze nahe den Friedhofseingängen und 28 Pkw-Parkplätze nahe der Bahn integriert.
Regenwassermanagement
Ziel ist es, das Regenwasser so weit wie möglich auf dem Platz zu versickern und auch den Bäumen zur Verfügung zu stellen. Ergänzende Puffer- und Versickerungsspeicher im Untergrund können bei Starkregenereignissen Wasser aufnehmen.
Ausblick
Ein in seiner bisherigen Nutzung ungewöhnlicher, aber in seiner historischen Bedeutung besonderer Ort wird im Rahmen einer Umgestaltung als Alltagsort für Quartier und BesucherInnen gewonnen. Er wendet sich in seiner neuen Gestalt an alle, schultert architektonische und historische Bezüge, gewichtet neu, läßt Raum für Gedenken und schafft Raum für Menschen mit ihren vielfältigen Alltagen und Bedarfen.