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abgeschlossen
Zweite Phase der Beteiligung
Sie sind eingeladen, eigene Vorschläge und Anmerkungen zum Charta -Entwurf einzubringen, indem Sie einzelne oder mehrere Aspekte kommentieren.

3 - Potenzial der grauen Infrastruktur nutzen

Graue Flächen wie Straßen, Stellplatzanlagen, Regenrückhaltebecken und die Gebäude der Stadt stellen ein erhebliches Begrünungspotenzial dar. Viele Flächen der Infrastruktur und auch Gebäude eignen sich mehrfach genutzt als Freiraum, wenn diese zugänglich und entsprechend gestaltet werden. Dächer können zu Dachgärten werden, Sportanlagen zum Sportpark, Kleingärten zum Sparziergehen einladen, Straßen vermehrt Schatten und Aufenthaltsorte zum Verweilen und Begegnen anbieten. Viele Freiflächen von Schulen können ebenfalls mehrfachgenutzt und sowohl für die Schüler*innen als auch für die Bewohner*innen zu grünen Freiräumen im Stadtquartier werden. Anstelle eines Nebeneinanders von Flächennutzungen, werden die Areale so gestaltet, dass auf ihnen verschiedene Nutzungen parallel und zeitlich aufeinanderfolgend möglich werden.

 

Gebäudegrün

Auch Gebäude können mehrfach genutzt grüner werden. Fassaden werden begrünt, Dachflächen können zu Hochparks oder zu artenreichen Dachlandschaften mit Sport- und Bewegungs­angeboten sowie Klein- und Gemeinschaftsgärten qualifiziert werden. Retentionsdächer halten das Wasser zurück. Mit einem Förderprogramm für grüne Dächer wird bereits ein erster Schritt gemacht, um in den Bestandsgebieten diese Potenziale zu aktivieren. Eine Ausweitung der Förderung auch für andere Flächenpotenziale soll erfolgen. Eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Eigentümer*innen wird dabei eine wesentliche Voraussetzung sein.

  • In Bestandsgebieten, insbesondere der innerstädtischen Stadtquartiere mit wenig Grün und hoher klimatischer Belastung, wird die Flächen- und Gebäudebegrünung schwerpunkt­mäßig gefördert. Hierbei werden Dächer, Fassaden und Freiflächen als eine Einheit zusammen­hängend entwickelt.
  • Für landeseigene Bauvorhaben wird eine Bauwerksbegrünung als Standard festgelegt.
  • In neuen Siedlungsgebieten soll die Dachbegrünung zu einer Regelmaßnahme werden.

 

Straßenraum als Freiraum

Das Berliner Straßennetz hat eine Gesamtlänge von rund 5.400 Kilometern. Vor allem die Straßen­räume, die unter dem Leitbild der autogerechten Stadt entstanden sind, weisen aus heutiger Sicht oft überdimensionierte Flächen für den PKW- und LKW-Verkehr auf.

Im Zuge des Mobilitätswandels ist es möglich und notwendig, die Flächennutzung des Straßen­raums differenzierter als bisher zu gestalten. Der Straßenraum soll fair verteilt und so umgestaltet werden, dass er für alle Verkehrsteilnehmer*innen sicher und angenehm ist. Straßen, verstanden als Orte der Begegnung, verknüpfen die Wohnorte mit den Grünräumen.

Die Berliner Fuß- und Radverkehrsstrategie und die Qualifizierung des Straßengrüns ergänzen sich und leisten damit einen Beitrag zur Verkehrswende in Berlin.

  • Im Rahmen von Neubau, Umbau und Sanierung von Straßen wird zukünftig der Aufenthalts­­qualität, der Grünausstattung sowie der Nahmobilität eine größere Bedeutung beigemessen.
  • Da sich wenig begrünte Straßenräume schnell aufheizen, spielt ihre Umgestaltung für die Klimaanpassung eine wichtige Rolle. Der Anteil an Straßengrün und besonders an Straßen­bäumen soll dort, wo es sinnvoll und möglich ist, deutlich erhöht werden.
  • Folgen von Starkregenereignissen können durch eine wassersensible Straßengestaltung gemildert werden. Regenwasser soll vermehrt dezentral zurückgehalten werden und versickern und verdunsten, um die Stadt zu kühlen und die Kanalisation zu entlasten. 

 

Temporäre und längerfristige Mehrfachnutzung

Temporäre Nutzungen sind ein vielversprechender Ansatz um die Freiraumqualität in Berlin zu verbessern. Die Stellplätze von Büro- und Verwaltungsgebäuden sowie Einkaufsmärkten werden nicht immer genutzt. Mit wenig Ausstattung können z. B. Basketball-, Streethockey- oder mobile Skateplätze entstehen. Sommerbäder werden nur ein halbes Jahr genutzt, sie bieten Freiflächen mit einer besonderen Qualität an.

Viele Schulhöfe sind versiegelt und für die Allgemeinheit nicht nutzbar. Da an Schulen im Durch­schnitt nur an 180 Tagen unterrichtet wird, besteht ein erhebliches zeitliches und räumliches Potenzial, die Schulfreiflächen mehrfach zu nutzen und für das Stadtquartier zu aktivieren.

  • Mit dem Ziel „Graue Infrastruktur grüner machen“ werden neue Flächen für das Stadtgrün erschlossen. Hierfür werden zusammen mit den Flächeneigentümer*innen Strategien entwickelt, wie diese Flächenpotenziale aktiviert werde können.

Schulfreiflächen werden grüner. Sie sollen als mehrfachgenutzte Flächen für die Bewohner*innen im Stadtquartier geöffnet werden. Es werden Voraussetzungen geschaffen, Schulhöfe umzubauen. Nutzungen werden zoniert, die Ausstattung verbessert und ein entsprechendes Betreuungsangebot wird gesichert.

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