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Entwicklungs- und Pflegeplan Tempelhof

Der endgültige Entwurf wurde online und offline kommentiert. Die Ergebnisse wurden am 18.04.2016 diskutiert und stehen online ab dem 25.04.2016 zur Verfügung.

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Freizeit, Erholung, Sport

6.1. Bedeutung für Freizeit, Erholung und Sport

Das Tempelhofer Feld besitzt auf Grund der Größe, der Offenheit, der Ausstattung, der einzigartigen Nutzungsmöglichkeiten und der guten Einbindung in das öffentliche Verkehrsnetz eine außerordentliche Anziehungskraft für die Freizeit- und Erholungsnutzung weit über die angrenzenden Stadtquartiere hinaus. Die auch über die Stadtgrenzen wahrgenommene, besondere Attraktivität spiegelt sich in den Besucherzahlen wieder - mit derzeit bei weiterhin steigender Tendenz ca. drei Millionen pro Jahr ist das Tempelhofer Feld inzwischen die meistgenutzte Grünfläche Berlins.

Neben den ruhigen, in der Regel wenig Fläche beanspruchenden Erholungsformen stellen die jeweils über zwei Kilometer langen Start- und Landebahnen und der umlaufende Taxiway eine außerordentliche Attraktion für viele raumgreifende Formen der sportlichen Betätigung und der aktiven Freizeitgestaltung dar. Die Offenheit und Weite des Tempelhofer Feldes ermöglicht vielfältige Freizeitaktivitäten wie z.B. die diversen Windsportarten und vielerlei Bewegungssport wie Radfahren und Skaten.

6.2. Entwicklungsmaßnahmen Erholung, Freizeit und Sport

THF_Z_EPP_Bestandskarte_A3_160322

Mit dem Entwicklungs- und Pflegeplan und den darauf aufbauenden Detailplanungen soll die seit der Öffnung des Tempelhofer Feldes gewachsene Nutzungsmischung für Erholung, Freizeit und Sport für alle Bevölkerungsgruppen und Altersklassen mit vielfältigen kulturellen Hintergründen gewahrt und weiterentwickelt werden. Um den einzigartigen Charakter zu wahren, bedarf es einer sensiblen Entwicklung der Freifläche und eines behutsamen Umgangs mit den vielfältigen Bedürfnissen und Interessen. Die Eingriffe in das Tempelhofer Feld für Freizeit, Erholung und Sport sind so minimal wie möglich und nötig zu halten, die Anforderungen des ThFG sowie des Natur- und Denkmalschutzes konsequent zu beachten und für die Maßnahmen und ihre Umsetzung eine hohe öffentliche Akzeptanz sicherzustellen.

Entsprechend § 7 ThFG zum Ausgleich der strukturellen Defizite erfolgt eine Qualifizierung der Aufenthaltsqualität und der Erholungs-, Freizeit und Sportnutzung insbesondere auf dem „Äußeren Wiesenring“ mit einer Gesamtfläche von ca. 101 Hektar, von denen ca. 49 Hektar Grün- und unbefestigte Flächen sind (Flächenaufstellung von Grün Berlin im Kasten).

Flächenbilanzierung Äußerer Wiesenring 2015 (Grün Berlin GmbH, 2015)

Der Äußere Wiesenring umfasst ca. 101 ha und ist unterteilt in:

• Rollbahnen / Taxiway: ca. 16,4 ha • Basaltitplattenflächen: ca. 22,8 ha • Sonstige versiegelte Flächen: ca. 12,0 ha (teilweise mögliche Konversionsflächen) • Bauwerke / Gebäude: ca. 0,5 ha • Grün- und unbefestigte Flächen: ca. 49,0 ha

Von den 49 ha Grün- und unbefestigten Flächen im Äußeren Wiesenring sind derzeit belegt:

• Alte Gärtnerei: ca. 7,0 ha (noch nicht zugänglich) • Grillbereiche, C-damm + Oderstraße: ca. 3,0 ha • Projektfelder Oderstraße: ca. 1,3 ha davon Gemeinschaftsgärten ca. 0,7 ha • Hundeauslauf Tempelhofer Damm: ca. 0,8 ha • Sportbereich Columbiadamm: ca. 3,4 ha (Spielfelder und Wiesen) • Picknick-Area: ca. 2,5 ha • Böschungsflächen: ca. 4,0 ha

insgesamt: ca. 22 ha

Von den Grünflächen werden 22 ha von 49 ha zum Teil schon vielfältig genutzt. Am Tempelhofer Damm und am Columbiadamm sind die Projekte der bürgerschaftlichen Projekte und Serviceanbieter auf befestigten Beton- und Basaltitflächen verortet. Der Grillbereich Tempelhofer Damm (1,5 ha), die beiden Hundeauslaufgebiete an der Oderstraße (insgesamt 3 ha) und der Infopavillon, Eingang Columbiadamm, befinden sich im zentralen Wiesenbereich und genießen Bestandsschutz. (Quelle: Grün Berlin GmbH, 2015)

Die vielfältigen Ideen und Vorschläge, die zur Erhöhung der Nutzungs- und Aufenthaltsqualität für alle Bevölkerungsgruppen in den Beteiligungsprozess für den Entwicklungs- und Pflegeplans eingebracht und diskutiert worden sind, wurden in Raumnutzungs- und thematischen Werkstätten in den räumlichen Teilbereichen des Tempelhofer Feldes mit Ausnahme der „Alten Gärtnerei“ verortet (vgl. VI.3).

Zusammengefasst wurden als Grundlage für Entwicklungsmaßnahmen für das Tempelhofer Feld zehn übergreifende Handlungskorridore und -schwerpunkte identifiziert:

1. Die Wiesenbereiche bleiben im Äußeren Wiesenring grundsätzlich erhalten und werden insbesondere für Freizeit- und Erholung (Liegewiesen, Picknickwiesen, Grillbereich), für Sport- und Spiel und für Gemeinschaftsgärten („Allmende-Gärten“) genutzt. Eingriffe für andere Nutzungen (z.B. Versiegelungen) bedürfen des Ausgleichs durch Anlage von Wiesen auf bisher versiegelten Flächen („Konversionsflächen“).

2. Bei allen Planungen sind die spezifischen Bedürfnisse aller Nutzer- und Altersgruppen einzubeziehen, eine besondere Bedeutung hat die Herstellung und Sicherung von Barrierefreiheit (vgl. Ergebnisse aufsuchende Beteiligung).

3. Von hoher Priorität sind zusätzliche Toiletten, Sitzgelegenheiten und schattenspendende Aufenthaltselemente, die gezielt unter Beachtung des ThFG und des spezifischen Charakters des Tempelhofer Feldes entwickelt und ergänzt werden.

4. Neue Spiel- und Sportorte für alle Altersgruppen werden im Äußeren Wiesenring ergänzt. Die zu schaffenden Angebote umfassen Bewegungsspielräume, Fitness-Parcours, Klein- und Großspielfelder. Die Spiel- und Sportmöglichkeiten werden inklusiv und integrativ angelegt, die Detailplanung erfolgt partizipativ auf Basis der im Folgenden dargestellten Konzeptionen für die einzelnen Teilbereiche. Durch entsprechende Unterhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen wird die Nutzbarkeit der versiegelten Flächen sowie der Wiesen gesichert.

5. Um die gegenseitige Rücksichtnahme zu stärken und möglichen Konflikte, z.B. zwischen verschiedenen Nutzergruppen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, zu vermeiden, werden Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit erarbeitet.

6. Die Eingangsbereiche werden neu geordnet, aufgewertet und in Bezug auf ihre Leistungsfähigkeit auch bei großem Besucheraufkommen verbessert. Ggf. werden zudem neue Eingänge geschaffen.

7. Projekte bürgerschaftlichen Engagements einschließlich Gemeinschaftsgärten und gastronomische Angebote werden ergänzt und an einigen Stellen erweitert bzw. neu angesiedelt. Zusätzliche Serviceangebote sollen insbesondere die Erholungs- und Freizeitfunktion des Tempelhofer Feldes stützen, z.B. durch den Verleih von Sport- und Spielgeräten oder Mobilitätsangebote für bewegungseingeschränkte Menschen.

8. Bestandsgebäude werden für bürgerschaftliche Projekte, Serviceangebote, Gastronomie und Betriebszwecke des Feldmanagements nutzbar gemacht.

9. Das Informations- und Kommunikationskonzept und das feldweites Leit- und Orientierungssystem werden weiterentwickelt.

10. Für alle Flächen muss geprüft werden, inwiefern die geplanten Nutzungen eine Kampfmittelberäumung erforderlich machen bzw. sinnvoll erscheinen lassen. Für die Alte Gärtnerei wird auf Basis der Ergebnisse des naturschutzfachlichen Monitorings und der vorliegenden Vorschläge zeitnah ein Nutzungskonzept erstellt, in dessen Rahmen auch die Maßnahmen für Altlastensanierung wie Kampfmittelberäumung betrachtet werden.

6.3. Verbesserung der Nutzungs- und Aufenthaltsqualität in Teilräumen des Tempelhofer Feldes

THF_Z_EPP_Lageplan_ZM_E1_A3_160322

Für die Definition der Maßnahmen zur Verbesserung der Nutzungs- und Aufenthaltsqualität wurde die Fläche des Tempelhofer Feldes in fünf Betrachtungsräume unterteilt:

  • Tempelhofer Damm (T)
  • Columbiadamm (C)
  • Oderstraße (O)
  • Südflanke (S) und
  • zentraler Wiesenbereich (W).

Jeder dieser Bereiche untergliedert sich in die Rubriken:

(1) Bestandsaufnahme (2) Ziele (3) Programmatik des Standortes (4) prioritäre Maßnahmen

Eine kurze Beschreibung der vorgeschlagenen Handlungsmaßnahmen auf der räumlich-strukturellen Ebene, die in den Raumnutzungs- und thematischen Werkstätten erarbeitet wurden, findet sich auf den beiliegenden Karten und in der Anlage des Entwicklungs- und Pflegeplans. Die ausführliche, jedoch nicht für den gesamten Geltungsbereich des EPP abschließend abgestimmte Zusammenfassung der Ergebnisse der Raumnutzungswerkstätten ist in der Dokumentation enthalten. Die weitere Detailplanung und die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt auf Basis der festgelegten Regeln der zukünftigen Zusammenarbeit unter Beachtung der Karten.

6.3.1. Tempelhofer Damm

THF_Z_EPP_Lageplan_ZM_E2_TD_A3_160322

(1) Bestand

Der südwestliche Eingang zum Tempelhofer Feld ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom U- und S-Bahnhof Tempelhofer Damm gut erreichbar und stellt damit den Haupteingang (Tor 9) auf der westlichen Seite des Feldes dar. In ca. 500 m Entfernung befindet sich ein weiterer Eingang am Tempelhofer Damm/Peter-Strasser-Weg (Tor 10). In ca. 200 m Entfernung vom Haupteingang befinden sich die Verleihstationen für Mobilitätsgeräte wie Fahrräder, Segways und GoKarts auf den befestigten Flächen des Taxiways. Zwischen Eingang und Taxiway liegt eine Wiesenfläche von ca. 6 ha, die insbesondere im Sommer als Liegewiese sowie für Spiel und Sport genutzt wird. In ca. 300 m Entfernung zum Haupteingang liegen sowohl der umzäunte Hundeauslauf als auch einer der drei Grillbereiche des Feldes. Die mit Basaltitplatten befestigte Teilfläche nördlich der nördlichen Startbahn (ca. 3 ha) wird als Veranstaltungsfläche genutzt . Der Eingangsbereich am Tempelhofer Damm ist wenig geordnet. Ein Defizit stellt die Eingangssituation mit ihrer wenig zweckmäßigen Wegeführung dar. Die Bestandswege, die aus der Nutzung des Feldes als Flughafen stammen, sind nicht auf große Besucherströme ausgelegt.

(2) Ziele

  1. Ergänzung von Nutzungen für Anwohnerinnen und Anwohner sowie weniger mobile Bevölkerungsgruppen in der Nähe der Eingänge Tempelhofer Damm und Peter-Strasser-Weg (Tor 10)

  2. Weitestgehender Erhalt der bestehenden Wiesen als Spiel- und Ruheflächen und Erhöhung ihrer Aufenthaltsqualität

  3. Erhalt und Aufwertung der Veranstaltungsfläche durch besucherorientierte Infrastruktur

  4. Aufwertung des Eingangsbereiches am S-Bahnhof Tempelhofer Damm und verbesserte Lenkung der Besucherströme

  5. Ergänzung von Orten für Sport, Spiel und Kultur an geeigneten Stellen (siehe Karte)

  6. Vorhalten von Flächen, Neuordnung und Ansiedlung von langfristigen und temporären Projekte auf den zentral versiegelten Flächen (z.B. Fahrrad / Segway)

  7. Sichtbarmachung der Geschichte

(3) Programmatik Tempelhofer Damm

FREIZEIT UND EVENTS

Die Aufgabe der Aufwertung des Areals am Tempelhofer Damm besteht darin, sie so zu gestalten, dass sie auch dem großen Besucheraufkommen gerecht werden, das insbesondere an Sommer-Wochenenden oder bei Veranstaltungen zu beobachten ist.

Eine zentrale Maßnahme ist die optimierte Lenkung der Besucherströme und die Aufwertung der Eingangsbereiche. Die Grundstruktur des Areals mit seinen Veranstaltungsflächen und Wiesen soll beibehalten werden. Insbesondere die Wiesenflächen sollen in Form und Charakter erhalten bleiben, ebenso die eingangsnahen Grünbereiche.

An wenigen ausgewählten Stellen können schattenspendende Bäume ergänzt werden. Das Potential der großen versiegelten Flächen soll entwickelt werden, z. B. durch die Ansiedlung von Nutzungen, die den Bedürfnissen der Anwohnenden der nahegelegenen Quartiere in besonderer Weise entsprechen (Sport und Spiel, auch informell, Sitzgelegenheiten).

Die Verleihstationen sollten räumlich näher an den Haupteingang verlagert werden. Der Hundeauslauf und der Grillplatz sollen behutsam aufgewertet werden. Bei der Etablierung von Gartenprojekten sollte eine Angliederung an die bestehenden Kleingartenkolonien Tempelhofer Berg und Neuköllner Berg geprüft werden. Es sollen Flächen für weitere Projektnutzungen, die nicht gärtnerisch geprägt sind, bereitgestellt werden.

Zusammenfassend ergibt sich für das Areal am Tempelhofer Damm das Leitbild „Freizeit und Events“.

(4) Prioritäre Maßnahmen

  • Verbesserung der Eingangssituationen
  • Aufwertung der Liege- und Spielwiesen
  • Weiterentwicklung für unterschiedliche Nutzergruppen wie für Projekte, Gärten und Serviceangebote

6.3.2. Columbiadamm

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(1) Bestand

Aus nördlicher Richtung ist das Tempelhofer Feld vom Columbiadamm durch zwei Eingänge zu erreichen. In der Nähe zum Eingangsbereich befinden sich ein Baseball- und ein Softballfeld, Tennis-, Beachballflächen, die durch die Turngemeinde in Berlin (TiB 1848 e.V.) bewirtschaftet werden. Daneben liegen Flächen, die von Projekten (Kunst-Garten, Minigolf) genutzt werden. In etwa 300 m Entfernung zum Eingangsbereich befindet sich eine der drei Grillwiesen. Die Gastronomieangebote in der Picknick-Area bilden einen zentralen Treffpunkt auf dem Feld.

Prägend für den Columbiadamm ist, dass hier unsichtbare deutsche Geschichte (Zwangsarbeiterlager, Militärproduktion) auf sichtbare amerikanische Geschichte (Baseballfeld, Beschilderung, Picknick-Area) trifft. Daher wurden auch die im zentralen Wiesenbereich gelegenen Relikte des Alten Flughafens in die Bearbeitung des Teilbereichs mit einbezogen.

(2) Ziele

  1. Sichtbarmachung der Geschichte des Ortes in einem Gesamtkonzept Geschichte / Gedenken

  2. Erhalt und Ausbau der sportlichen Infrastruktur für organisierten und nichtorganisierten Sport

  3. Verbindung von Sport und Geschichte zu einem stimmigen Standortkonzept

  4. Erhöhung der Aufenthalts- und Servicequalität

  5. Erhalt der Baumstrukturen in Teilbereichen (Alter Flughafen)

  6. Schaffung von Flächen und Räumen für langfristige wie temporäre Projekte

  7. Nutzung der bestehenden Gebäude für Infrastruktur und Projekte bürgerschaftlichen Engagements wie Serviceangebote

(3) Programmatik des Columbiadammes

SPORT UND GESCHICHTE-GEDENKEN

In diesem Areal finden sich zudem zahlreiche Relikte aus der Vergangenheit des Feldes, die sichtbar gemacht werden sollen. Im Bereich des Alten Flughafens soll die Aufenthaltsqualität erhalten und die Geschichte gestärkt werden. Die zentralen Aufgaben bei der Entwicklung dieses Areals sollten sein, einerseits die bestehenden Sportflächen zu qualifizieren und zu ergänzen sowie andererseits die hohe geschichtliche Bedeutung des Ortes, insbesondere durch die ehemaligen Zwangsarbeiterlager herauszustellen. Beide Aspekte sollten in einem Gesamtkonzept zusammengeführt werden. Unter Beachtung des ThFG und des Denkmalschutzes können neue Sportflächen und sanitäre Anlagen u.a. angelegt werden. Die großen versiegelten Flächen im Norden bieten zudem die Möglichkeit, zusätzliche Projekte und Gemeinschaftsgärten anzusiedeln . Die Wiesen und der bestehende Grillplatz sollen aufgewertet werden. Aufgrund der vorhandenen Parkplätze am Columbiadamm ist dieses Areal besonders gut für mobilitätseingeschränkte Menschen zu erreichen. Zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität sollen auf den bestehenden Wiesenstücken kleinteilige Spiel- und Sitzmöglichkeiten geschaffen werden.

Zusammenfassend ergibt für das Areal am Columbiadamm das Leitbild Sport und Geschichte-Gedenken.

(4) Prioritäre Maßnahmen

  • Erstellen eines Gesamtkonzeptes Geschichte / Gedenken – Sport
  • Ertüchtigung von Projektflächen
  • Qualifizierung des Infopavillons
  • Grundwassersanierung Alter Flughafen (Zentraler Wiesenbereich)

6.3.3. Oderstraße

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(1) Bestand

Mit einem Haupt- und fünf Nebeneingängen ist die östliche Seite des Feldes eng verbunden mit dem angrenzenden Schillerkiez. Prägend für diesen Bereich sind die intensive Erholungs- und Sportnutzung sowie die bürgerschaftlichen Projekte, insbesondere die dort verorteten Gemeinschaftsgärten. Die Grillwiese wird in den Sommermonaten intensiv genutzt. Die Nähe zum Wohngebiet erklärt die Beliebtheit des nördlichen Hundeauslaufs. Seine derzeitige Lage stellt einen Diskussionspunkt dar, da dieser Bereich aufgrund der Windverhältnisse auch bei Windsporttreibenden sehr beliebt ist.

Im Abschnitt Oderstraße kommt es zu Übernutzungen und zu Nutzungsüberlagerungen. Die kleineren Eingänge in der Mitte der Böschung haben keinen direkten Zugang zum Feld, sondern die Besucher werden über den Haupteingang Oderstraße / Herfurthstraße geführt. Der Weg von dort über die Böschungswiese zum Taxiway weist erhebliche Erosionsschäden auf.

Der ehemalige Patrouillenweg kreuzt die Eingangssituation und stellt wegen der schnellen Radsporttreibenden und Skatenden sowie der zahlreichen Kinder und Hunde ein Begegnungsrisiko dar. In den nördlichen und südlichen Randbereichen, die etwas weiter entfernt von den Eingängen liegen, entspannt sich der Nutzungsdruck. Die im Abschnitt Oderstraße liegenden Bauwerke spiegeln zum einen die ehemalige Nutzung als Flughafen wieder, aber auch Reste des frühen Sportparks mit breiten Treppenanlagen, Böschungsbauwerken und Vegetation sind noch vereinzelt erkennbar.

(2) Ziele

  1. Neuordnung der Eingangsbereiche: Unter- und Übernutzungen ausgleichen

  2. Erhöhung der Funktionalität und Informativität der Eingangsbereiche

  3. Aufwertung als wohnortnaher Erholungsraum

  4. Entzerrung einzelner Nutzungsüberlagerungen

  5. Gemeinschaftsgärten sichern und verstetigen

  6. Weitere Räume und Flächen für langfristige bis temporäre Projektideen bürgerschaftlichen Engagements und Serviceangebote schaffen

  7. Optimierung bzw. Erneuerung der Bestandsoberflächen (insb. Taxiway) und Entlastung des Kreuzungsbereiches Nordbahn zur Entzerrung und Unfallvermeidung

(3) Programmatik der Oderstraße

KIEZGARTEN, BEGEGNUNGSORT UND PROJEKTE

Das Areal Oderstraße ist Garten, Begegnungsort und Naherholungsraum für die nah gelegenen Wohngebiete. Insbesondere in den Sommermonaten kommt es zu Nutzungskonflikten. Daher sollten die vielfältigen Nutzungen in einem stimmigen Gesamtkonzept zusammengeführt werden.

Es besteht Handlungsbedarf bei der Gestaltung der Eingangssituation an der Oderstraße. Um auch den weniger mobilen Gruppen die Nutzung des Areals zu ermöglichen, sollen alle Eingangsbereiche leistungsfähiger, sicherer gestaltet, barrierefrei und mit zusätzlicher Infrastruktur ausgestattet werden.

Kleinteiligen Spielflächen, die Ansiedlung anwohnerorientierter Projekte und vielfältige Begegnungsräume sollen hier verortet werden. Die bestehenden Projekträume, insbesondere die für Gemeinschaftsgärten, sollen erhalten und weiterentwickelt werden.

Die Flächen im Abschnitt Oderstraße sollen so geordnet und ertüchtigt werden, dass sowohl Über- als auch Unternutzungen einzelner Flächen möglichst ausgeglichen werden. Um die Nutzungen zu entzerren und die Bedingungen für alle Bewegungssportarten auf Rollen zu verbessern, sollte die versiegelte Fläche zwischen den beiden Startbahnen grundlegend erneuert und der nördliche Hundeauslauf neu zugeschnitten werden. Eingangs- und Grillbereiche sollen so gestaltet werden, dass sie auch bei hohem Besucherstrom noch funktionieren. Angesichts der vielen parallelen Nutzungen kommt zudem der Herstellung von Sicherheit an der Oderstraße eine besondere Bedeutung zu. Gleichzeitig fehlt es im Bereich der Oderstraße an Infrastruktur zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Dazu zählen insbesondere Spielmöglichkeiten für Kinder- und Jugendliche und Aufenthaltsmöglichkeiten für Ältere und Menschen mit Behinderung. Die Gebäude im Areal sollen dazu genutzt werden, um die Geschichte des Ortes ins Bewusstsein zu rufen sowie bürgerschaftliche Projekte und Serviceangebote anzusiedeln.

Zusammenfassend ergibt sich für das Areal an der Oderstraße das Leitbild Kiezgarten, Begegnungsort und Projekte.

(4) Prioritäre Maßnahmen

  • Verbesserung bzw. Erneuerung des Belags des Taxiways
  • Neuordnung und funktionale und strukturelle Verbesserungen der Eingangsbereiche Nord und Süd
  • Änderung des Zuschnitts des nördlichen Hundeauslaufs
  • Ertüchtigung der Gebäude 104 und 105, Trafostation und Generatorenhalle
  • Qualifizierung der Grillwiese

6.3.4. Südflanke

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(1) Bestand

Im Süden wird das Tempelhofer Feld von dem S-Bahnring und der Autobahn flankiert, einen Zugang aus südlicher Richtung gibt es daher nicht. Entlang des südlichen Zaunes verläuft ein gut asphaltierter Weg (Patroullienweg), der gerne zum schnellen Skaten und Radfahren genutzt wird. Daneben verläuft der breite Taxiway mit seinen alten kreisförmigen Basaltitflächen. Die Wiesen entlang der Südflanke werden zum Spazierengehen und Picknicken genutzt. Der Aussichtsturm ermöglicht einen Blick über die Weite des Feldes. Im Südosten befindet sich die noch umzäunte Alte Gärtnerei, in der ein ehemaliges Gewächshaus, Lagerräume und die ehemalige Müllverbrennungsanlage verortet sind und die in Teilen von der Grün Berlin GmbH als Betriebshof genutzt wird. Gegenüber liegt das Kunstprojekt „Plattenvereinigung“- ein Betongebäude aus Ost- und West-Plattenbauteilen mit Panoramafenstern und davor der Skaterpark „Tempelhofer Vogelfreiheit“.

(2) Ziele

  1. Erhalt des ruhigen Charakters der Südflanke

  2. Behutsame Erhöhung der Aufenthaltsqualität für alle Bevölkerungsgruppen

  3. Erhalt der bisherigen Möglichkeiten für Bewegungssporttreibende

  4. Schaffung eines integrierten Sport-, Freizeit- und Kulturraums

  5. Temporäre und langfristige Projekte ermöglichen

  6. Zeitnahe Nutzbarkeit der Alten Gärtnerei durch ein partizipativ erarbeitetes Nutzungskonzept

(3) Programmatik der Südflanke

RUHE UND EXPERIMENT

Der Teilraum Südflanke wird aufgrund fehlender Eingänge im Vergleich zu den anderen Teilräumen eher extensiv genutzt. Hier wird das Feld als Ort der Weite und des Erlebens der Landschaft und Natur unmittelbar erfahrbar. Diesen besonderen Charakter gilt es zu erhalten. Die Ansiedlung neuer Nutzungen muss entsprechend behutsam ausgerichtet werden und ist an vereinzelten Orten zu konzentrieren. Der Großteil der Maßnahmen bezieht sich daher auf eine maßvolle Verbesserung der bestehenden Strukturen und der vorsichtigen Bereicherung mit Teilhabe-Möglichkeiten für alle Nutzungsgruppen. Mit einem „Freizeitlabor“ sollen Freizeit-, Sport- und kulturelle Nutzungen miteinander verknüpft werden. Für die Alte Gärtnerei wird 2016 ein Nutzungskonzept unter Bürgerbeteiligung erarbeitet. Die Wiesenfläche entlang des Patrouillenweges soll mit Sitzgelegenheiten aufgewertet werden. Außerdem ist die Erschließung des Feldes aus südlicher Richtung zu prüfen.

Zusammenfassend ergibt sich für das Areal an der Südflanke das Leitbild Ruhe und Experiment.

(4) Prioritäre Maßnahmen

  • Erarbeitung eines Nutzungskonzeptes für die Alte Gärtnerei unter Berücksichtigung des Naturschutzes, mit dem Ziel auf dieser Grundlage die Kampfmittel- und Altlastenbeseitigung durchzuführen.
  • Verbesserung der Aufenthaltsmöglichkeiten (insb. Sitzgelegenheiten).

6.3.5. Zentraler Wiesenbereich

(1) Bestand

Der zentrale Wiesenbereich ermöglicht es auf einer innerstädtischen Fläche Weite, Natur und Alleinsein zu erfahren. Während die Startbahnen überwiegend zum Spazierengehen und Sporttreiben genutzt, kann man sich unter Beachtung des Naturschutzes im Wiesenmeer zurückziehen. Gleichzeitig übernimmt das Wiesenmeer mit seinen geschützten Biotopen und seiner Kaltlufterzeugung wichtige ökologische und stadtklimatische Funktionen.

(2) Ziele

  1. Bewahrung des Zentralen Wiesenbereichs entsprechend des ThFG

  2. Erhalt der geschützten Flächen für Feldlerchen

  3. Erhalt der Erlebbarkeit des Wiesenmeers als Naturerfahrung und Weite des Raumes

(3) Programmatik des zentralen Wiesenbereichs (Maßnahmenebene 1)

WEITE, WIND UND WILDNIS

Der Zentrale Wiesenbereich soll entsprechend ThFG in seinem Bestand erhalten bleiben. Die bestehenden Biotope und geschützten Flächen werden in ihrer jetzigen Form nicht verändert. Dazu gehören insbesondere auch die Schutzflächen für die Feldlerchen. Maßnahmen im zentralen Wiesenbereich sollen äußerst behutsam und an wenigen Stellen vorgenommen werden. Im Sinne einer besseren Nutzbarkeit für weniger mobile Bevölkerungsgruppen sollen am Rande der beiden Landebahnen einige neue, mobile Sitzgelegenheiten geschaffen werden. Es soll geprüft werden, inwieweit es am Rande der beiden Landebahnen möglich ist, an einigen Stellen zumindest temporäre schattenspendende Elemente zu verorten.

(4) Prioritäre Maßnahme

  • Prüfung bestehender Gebäude (z.B. Hundezwinger) auf Eignung für die Nutzung als sanitäre Anlagen.
  • Schaffung zusätzlicher mobiler Sitzgelegenheiten mit ggf. temporären Schattenmodulen entlang der Wege.

6.4. Umfeld des Tempelhofer Feldes

Die Nutzbarkeit und Attraktivität des Tempelhofer Feld für alle Bevölkerungsgruppen und Altersklassen hängt zentral von der Erreichbarkeit des Tempelhofer Feldes ab. Mit seiner innerstädtischen Lage und der Anbindung an S-Bahn, U-Bahn und an Buslinien ist das Tempelhofer Feld zwar grundsätzlich gut erreichbar, jedoch besteht einiger Optimierungsbedarf bei der barrierefreien Gestaltung der Infrastruktur.

Im Rahmen des Entwicklungs- und Pflegeplanes wurden dazu zahlreiche Vorschläge erarbeitet, die teilweise außerhalb des Geltungsbereichs des ThFG liegen. Diese sind in der Dokumentation enthalten und werden in die entsprechenden Planungen des Senates und der umliegenden Bezirke, u.a. das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK), eingespeist.

Dabei handelt es sich insbesondere um:

  • Verbessern und Gewährleisten der barrierefreien Zugänglichkeit von U-Bahnhöfen/S-Bahn/Bushaltestellen auf und zum Feld, u.a. Absenkung und Glättung der Bürgersteige bei den Zuwegungen zum und vom Feld,
  • verbesserten Zugänglichkeit unter dem Aspekt der Verkehrssicherheit durch z.B. Ampeln, Zebrastreifen auf Ein-/Ausgangshöhen
  • engere Taktung der Buslinie 104 (Columbiadamm),
  • Ausweisung von zusätzlichen Parkplätzen für Menschen mit Behinderung in der Nähe der Eingänge, Entzerrung der Parkplatzsituation am Tempelhofer Damm und Columbiadamm,
  • Prüfung zusätzlicher Eingänge zum Tempelhofer Feld und ihrer Anbindung in die umliegenden Bezirke (s. Karte),
  • Verbesserung der Wegequalität in der Lilienthalstraße für Fahrradfahrer und Fußgänger, Verbreiterung des Weges aus Richtung Hasenheide
  • Definition von Liefer- und Ausladezonen an Eingängen und Zufahrten auf dem Feld,
  • Konzept für Logistik und Besucherführung für Veranstaltungen im Flughafengebäude und auf dem Vorfeld, Optimierung der Verkehrslenkung bei Großveranstaltungen.

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