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abgeschlossen
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Sie können die Text- und Abbildungsabschnitte der vier Planungsteams jeweils separat kommentieren. Der Zeitraum dieser Online-Beteiligung endet zum 06.09.2023, damit die Planungsteams im Nachgang ausreichend Zeit haben, Ihre Anregungen und Hinweise für die finale Ausarbeitung zu berücksichtigen.
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Hosoya Schaefer Architects AG, Zürich und Agence Ter .de GmbH, Karlsruhe

Städtebauliches Konzept (Maßstab 1:2.000)

Projektbeschreibung

Onlinebeteiligung Stadtlagune Westkreuz

 

0. Leitbild

Der Lagunenlandschaft immanent ist das Wechselspiel von insularen Stadtkörpern und umfließenden Freiräumen in all seinen unterschiedlichen Ausprägungen (wie Waldbänder, Verkehrstrassen, Grünanlagen und Frischluftschneisen). Wie in Venedig - stehen die Einzelquartiere also im Kontrast zu großen, grünen Freiräumen – in Venedig das Wasser. Dies erzeugt einen spannenden räumlichen Kontrast und bietet eine Stadtstruktur, die besonders gut auf den Klimawandel eingeht. Zudem ermöglicht der zusammenhängende Freiraum eine optimale klimatische Durchlüftung und lässt Kaltluftschneisen frei.

 

1. Öffentlicher Raum, Bebauung und städtebauliche Qualität

Lagunenlandschaft Freiraum Westkreuz – klare Nutzungsverteilung und Qualitäten

Mit der jetzt erfolgten Überprüfung der erforderlichen Flächen für Grün, Spiel und Sport ist nun auch die klare Struktur und Hierarchie im Freiraumkonzept ablesbar und die erforderlichen Richtwerte nachweisbar:

Intensiv nutzbare Grünflächen liegen wohnortnah und gut erreichbar kontinuierlich und ausreichend dimensioniert entlang der Hauptbewegungsbereiche der Quartiere. An Stellen hoher Frequenz und guter Erreichbarkeit via Unterführungen oder Brücken liegen die Spiel- und Sportflächen fußläufig und in attraktiver Lage auch zu den angrenzenden Nachbarschaften. Daran anlagernd liegen eher extensive, teils mit großen Bäumen bestandene naturnahe Flächen oder eher privatere Gärten und Rückzugsräume. Nach außen hin bilden diese den Übergang zu den großen Verkehrstrassen des Westkreuzes. Der LandArtPark ist in der aktuellen Konzeption zu einem eher naturnahen Landschaftspark mit intensiv frequentierten und vielfältig nutzbaren Rändern fortentwickelt worden.

Der Naturskulptur als mögliche Alternative zum LandArtPark

Der LandArtPark hat sich in der aktuellen Konzeption zu einer zentralen, eher extensiven Naturinsel mit intensiv frequentierten und vielfältig nutzbaren Rändern entlang der Stadtstraße weiter entwickelt. Stadtinsel Westkreuz, die Inseln des Sports und das Avus Messequartier sind die starken Adressen städtische und sichtbare Trittsteine zwischen Kiezen und zentralem Landschaftspark. Die zentralen Flächen im Inneren können mit leichter topografischer Überformung zu prägnanten Böschungskörper werden, die mit lichter Bepflanzung und extensiver Pflege hin zu einer klimafesten grünen Insel entwickelt werden kann. Für die anvisierte Transformation des ICC in ein Kulturzentrum bietet sich zudem eine Nutzung des Landschaftsparks als Skulpturengarten oder Veranstaltungsort an, weniger die Nutzung als öffentliche Grünfläche.

Am westlichen Rand entsteht zwischen den Sportinseln im Süden und dem Messeareal eine breite, ganzjährig nutzbare Sport- und Freizeitfläche, die Teils unter den Brücken im gestuften Terrain weniger lärmempfindlich aber auch weniger lärmexponiert ist. Das heutige Mercedes-Haus ist Endpunkt dieses Sportbands und Trittstein ins neue Messequartier, eine Weiter- oder Umnutzung dieses so in die Gesamtstruktur eingebundenen Gebäudes erscheint so sehr realistisch.

Denkmalschutz – Erhalt und Einbetten vorhandener Blickachsen und Bezüge

Die Bauten der Stadtlagune berücksichtigen die visuelle Integrität der heutigen Denkmalkulisse von Mercedes-Haus, AVUS-Tribüne, Messe und ICC. Die neuen Hochpunkte am Westkreuz und Halensee stehen eng gruppiert als eigenständige zeitgenössische Ergänzungen zum bisherigen Gebauten und ermöglichen die  gewünschte zeichenhafte Akzentuierung des Stadteingangs West.

Die Avus-Tribüne und Mercedes-Haus werden vor allem durch den Neubau der Autobahn beeinträchtigt, die neue multifunktionale offene Fläche zwischen den beiden Gebäuden stellt den Bezug dieser Gebäude zumindest untereinander wieder her, die Kubatur des LogPoint-Gebäudes vor der Tribüne ist je nach Nutzungskonzepts adaptierbar.

 

2. Bebauung und Nutzungen in den neuen Quartieren

Sozialraum Westkreuz – Versorgung und soziale Infrastruktur an zentralem Ort

Im Lagunenquartier entsteht durch Bündelung verschiedener Einrichtungen der sozialen Infrastruktur ein attraktiver Lern- und Verweilort und ein Zentrum gemeinschaftlichen Lebens. Die Grundschule im Lagunenquartier Güterbahnhof bildet den sozialen Nucleus, der mit Quartiers- und Jugendtreff so wie Einzelhandel und umgeben von großen Grünflächen einen attraktiven und lebenswerten Ort entstehen lässt. Die Lage nordöstlich der Cordesstraße ist von allen Quartieren optimal per Rad oder zu Fuß erreichbar. Über die neue Westkreuz-Passerelle und der Parkpromenade Canale Verde sind auch weiter entfernte Bereiche gut angebunden.

Lärmschutz und Nutzungsmix mitgedacht  – Wohnen, Arbeiten und Produzieren

Für alle Quartiere der Stadtlagune ist in der aktuellen Überarbeitung der Lärmschutz im Detail verbessert worden, um eine lärmrobuste städtebauliche Struktur zu erhalten. So ist im Reitschulareal die Hofhaustypologie in blockähnliche aber durch Passagen sehr durchlässige Strukturen weiterentwickelt worden. Im Gartenquartier Witzleben sind die dem Lärm zugewandte baulichen Strukturen reduziert, die Abstände vergrößert und lärmabgewandte Bereiche baulich verdichtet worden. Auch die Nutzungsverteilung wurde bezüglich Lärmresilienz optimiert. Eine Anpassung oder Erweiterung der geplanten Lärmschutzwände entlang der Verkehrstrassen ist in jedem Fall zu prüfen.

Bereits im bisherigen Konzept war eine der Dichte und Lage angemessene Positionierung  von Gewerbe- und Büroflächen vorgesehen. Insbesondere in den Erdgeschossen der Wohnquartiere sind kleinteilige Einheiten für Gewerbe, Büro oder sozialer Infrastruktur integriert. Im Übergang zur Messe und dem Gewerbestandort Halenseeinsel aber auch am östlichen Ende des Lagunenquartiers sind zudem großflächigere Gewerbeansiedlungen möglich.

Westkreuz und Witzleben – weniger Dichte und einfache Erschließung

Die Stadtinseln am Westkreuz und Gartenquartier Witzleben sind sehr unterschiedliche Quartiere, jedoch eingebettet in eine einzige Idee der Stadtlagune.  Die hohe verkehrliche Gunst des S-Bahnhofs Westkreuz nutzen die vier Gebäude als vertikales, durchmischtes Quartier voll aus. Auf reduzierter Grundfläche mit attraktiven Erdgeschossnutzungen wir der Bahnhof Westkreuz zum Ankunfts-, Arbeits- und Wohnort.

Die bauliche Dichte im Gartenquartier Witzleben ist nun reduziert, arrondiert aber weiterhin die vorhandene Bebauungsstruktur und ergänzt diese mit einer gut nutzbaren inneren Nachbarschaft. Die Stellplätze für das autofreie Quartier befinden sich direkt am Westkreuz, Sonderfahrten sind westlich des Gebäuderiegels problemlos möglich.

Durch die Anpassung der beiden Quartiere bleibt mehr Freifläche. Diese wird dem jetzt größeren, gut nutzbaren Statteilpark am Westkreuz zugeschlagen, der als intensiv genutzte wohnortnahe Grünfläche den Nutzungsdruck von dem geplanten südlich liegenden Westkreuzpark nimmt und der Kleingartennutzung mehr Raum geben kann.

Waldquartier Reitschulareal – robuste Struktur umgeben von bewaldeten Rändern

Die bisherige Hofhaustypologie ist in eine blockähnliche, aber durch die Zugänge doch durchlässige Struktur weiterentwickelt worden:

Alle Zugänge zu den Gebäuden sind an der Wohnstraße adressiert und rhythmisieren mit den dort befindlichen Aufweitungen die baumgesäumte Straße bzw. den Wohnweg. Überbaute Passagen zu den Innenhöfen ermöglichen den direkten Zugang, halten den Lärm aus höher liegenden Geschossen ab. Auch die Nutzungsverteilung wurde bezüglich Lärmresilienz optimiert. Eine Anpassung oder Erweiterung der geplanten Lärmschutzwände entlang der Verkehrstrassen ist auf alle Fälle zu prüfen.

Lagunenquartier Güterbahnhof – der besondere Kiez

Das Lagunenquartier ist im Wesentlichen frei von MIV-Verkehr. Insbesondere die zentrale Grünfläche mit ihren vielfältigen Bewegungs- und Aufenthaltsbereichen ist  Fuß-, Radverkehr und der autonomen Mikromobilität vorbehalten. Gleichwohl kann für Sonderverkehre die nördlich verlaufende Wohnstraße genutzt werden, die mit stichartigen Zufahrten auch jeweils die südlichen Baufelder anbindet. Für Andienung und Lieferverkehre dienen die Logistiktrasse des UCC entlang der südlichen Perimetergrenze. Die große zentrale Quartiersgarage an der Hauptzufahrt kann auch für Schule und Einzelhandel die Stellplätze aufnehmen, eine kleinteilige Struktur mit beispielsweise mehreren Quartiersgaragen entlang der nördlichen Wohnstraßen ist jedoch ebenfalls denkbar. 

 

3.  Klima und Umweltschutz

Klimaresiliente Stadtlagune – Umgang mit Starkregen und Trockenheit

Die neuen Quartiere ermöglichen, dass anfallendes Regenwasser dezentral versickert oder gesammelt werden kann. Multicodiert können diese Flächen auch gleichzeitig Spiel- und Pflanz- oder Gemeinschaftsflächen sein und dienen wegebegleitend als Rückzugsräume und Korridore der Natur. Da die Wohnblöcke nicht unterbaut sind, bleibt ausreichend Raum für Versickerung und großkronige Bäume. An stark versiegelten Flächen wie Westkreuz oder Log Point wird das anfallende Regenwasser gesammelt und für den hauseigenen Grauwasserbedarf oder für die Nahrungsmittelproduktion genutzt.

Allerdings ist die Trockenheit-Resilienz zusammen mit den stadtklimatischen Fragen die größere Herausforderung an diesem oft trockenen Standort:  Die vorhandenen, linear-gruppierten Baumstrukturen entlang der Verkehrstrassen werden ergänzt durch neue Biodiversitätsinseln in allen öffentlichen Grünflächen: Eine auf den trockenen Standort am Westkreuz abgestimmte Mischung aus Stauden, Gräsern, Blühpflanzen und Bäumen können stabile Ökosysteme im Kleinen bilden und fördern dauerhaft Biodiversität und thermischen Komfort in den Quartieren. Hier ist auch die Verwendung neuer Arten zu untersuchen, um den Wegfall bisher heimischer Arten zu kompensieren. Der Umfang notwendiger Ausgleichsmaßnahmen ist noch nicht abschätzbar, mit dem teilweisen Erhalt linearer Gehölzstrukturen, Kleingärten und Bahnböschungen sind für diese oft wertvollen Flächen zumindest keine zusätzlichen Ausgleichsmaßnahmen notwendig.

 

4. Mobilität und Verkehrsinfrastruktur

Die Stadlagune - Labor für neue Mobilität

Zentrales Element der Vernetzung ist und bleibt die neue Westkreuzpasserelle, die Fußgänger und Radfahrer vom Westkreuz aus entlang der S-Bahn-Gleise nach Südwesten bis zum Quartier Güterbahnhof führt und entlang dieser Achse in alle Richtungen weiterverteilt. Nach Nordwesten thront sie über dem Landschaftspark mit Blick auf Funkturm und ICC.

Fahrradrouten: Heute werden bereits übergeordnete Fahrradschnellrouten beidseits des Areals geplant – eine entlang des Eichkampquartiers, die andere führt durch Grunewald. Der Fokus für das Areal liegt daher in der engmaschigen Quervernetzung dieser Verbindungen sowie in der lokalen Erreichbarkeit und Vernetzung.

Lagunenmobilität Die Stadtlagune weist ein eigenständiges Netz für die „Lagunenmobilität“ für Fuß- und Radverkehr auf. Zusätzlich zu Fußgängern und Rad verkehren hier zukünftig autonome Kleinfahrzeuge wie kleine Shuttlebusse, die aufgrund ihrer Größe, geringer Last, Breite und Höhe dieses separate Netz nutzen können.         

Die autonomen Fahrzeuge sollen besonders alten Menschen dienen, können jedoch auch von anderen Personen genutzt werden. Vorgeschlagen werden kleine „On-demand“-Haltestellen (ähnlich wie ein Liftsystem), bei besonderen kann man auch an der Haustür abgeholt werden.                  

Die Reichweite der Fahrzeuge ist auf erst einmal die Stadtlagune Westkreuz begrenzt – das System dient zur Bewegung im Quartier und zum Erreichen der S-Bahn-Haltestellen. Zusätzlich ist es denkbar, die angrenzenden Quartiere Grunewald und Eichkamp miteinzubeziehen.        

Das Lagunenquartier kann mit seinen Versorgungseinrichtungen auch den unterversorgten Quartieren Eichkamp und Grunewald dienen. Umgekehrt gewinnen die Restaurants und Läden im Lagunenquartier zusätzliche Gäste. Je eine zusätzliche Verbindung wird vorgeschlagen. Nach Grunewald kann diese auch von der Lagunenmobilität genutzt werden.

Stadtplanerischer Masterplan (Maßstab 1:5.000)

Visualisierungen

 

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