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Am 27. September 2024 wird eine Fachjury einen der hier vorgestellten Entwürfe für die Realisierung auswählen. Ihre Anmerkungen werden dem FAN-Beirat übergeben, der die Meinung der Bürger:innen mit einer Stimme in der Jurysitzung vertritt.
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Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Die erste Seite des Plan von Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Praesentationsplaene Friedhof Gotlinde Straße Blatt1.jpg

Die zweite Seite des Plan von Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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Praesentationsplaene Friedhof Gotlinde Straße Blatt2.jpg

Konzept

Mit der Umwidmung des denkmalgeschützten, ehemaligen Friedhofs an der Gotlindestraße in eine öffentliche Parkanlage, besteht die Möglichkeit die Grünanlage stärker mit dem umgebenden Stadtquartier zu vernetzen und für breitere Nutzer*innengruppen zu einem attraktiven Naherholungsraum zu transformieren. Zudem werden auf diese Weise Mittel bereitgestellt, um die Denkmäler zu sanieren und als Kulturzeugnisse zu bewahren. Zu schützen gilt es auch die ökologische Vielfalt, welche in den letzten Jahrzenten wertvolle Refugien der Stadtnatur geschaffen hat. Um all diese Belange in eine Balance zu bringen, nutzen wir das Raster des Alleequartierfriedhofs und geben den Feldern spezifische Nutzungszuweisungen entsprechend ihrer aktuellen Qualitäten und Lage. So zeigt sich heute im Bestand, dass die Nord- und Westflanke der Grünanlage durch Wohnbebauung und Gärten von einer öffentlichen Zugänglichkeit abgeschnitten sind und damit einen geschlossenen Rücken im zukünftigen Park bilden. Die Süd- und Ostseite des Parks öffnen sich zum Quartier und den bestehenden Grünzügen. So bildet sich auf natürliche Weise ein ruhiger geschützter Rückraum im Norden und ein aktiver Saum im Süden. Die offenen Wiesen im Zentrum der Grünanlage dienen der freien Aneignung und zeigen weiterhin einen starken Verweis auf die bisherige Nutzung als Friedhof durch die Gitterstellen und die Kapelle. 

Gestaltung Parkanlage

Der Gotlindepark soll sich in Zukunft nach Süden und Osten stärker öffnen und besser mit dem Quartier vernetzt werden. Dazu schaffen wir neue Eingänge und öffnen den Blick von außen, in den mit Nutzungsangeboten versehenen Aktivsaum. Die denkmalgerecht sanierte Friedhofsmauer zeigt Passanten*innen die Wertigkeit des Ortes. Um auch die östliche Seite komplett zu öffnen und an den Grünzug anzubinden, schlagen wir eine Verlagerung der eingezäunten Lehr- und Versuchsflächen der Gartenbauschule in den westlichen Bereich vor. So entsteht ein kompakter eingezäunter Lehrbereich zusammen mit dem bestehenden Wirtschaftshof, welcher auch über die neue Wirtschaftszufahrt im Westen auf direktem Wege anfahrbar ist. Wenn man den Park über die Rampe im Westen betritt finden die Nutzer*innen zuerst den Naschgarten. Beeren und Obststräucher werden in Nord-Süd-Ausrichtung gepflanzt, bzw. bestehende Sträucher in dieser Reihung entwickelt und schaffen zusammen mit den sanierten Gitterstellen ein Ensemble in diesem Quartiersfeld. Vom Naschgarten erreicht man den Hauptweg, der zukünftig als Rundweg in gleicher breite durch den ganzen Park führt. Nach Osten führt der Hauptweg entlang der Erbbegräbnisstellen. Durch die hohe Friedhofsmauer und dem besonderen Charme der kunsthistorisch wertvollen Grabstellen, entsteht hier ein Ort der Andacht und Ruhe. Bequeme Langbänke mit Holzauflagen laden zum Verweilen ein, der Lärm der Stadt tritt in den Hintergrund. Dem Aktivsaum weiter folgend, passiert man den Haupteingang an der Gotlindestraße. Hier wird die Sichtachse auf das Mausoleum inszeniert und von störenden Einflüssen, wie dem Kompost befreit. Dieser wird in den Wirtschaftsbereich der Gartenbauschule verlagert. Auch werden im Eingangsbereich Barrieren abgebaut und der Materialmix in den Bodenbelägen vereinheitlicht. Abgesenkte Bordsteine erleichtern die Erreichbarkeit des Eingangs vom öffentlichen Straßenraum. Da die Wege im Park zukünftig nur noch zur Pflege der Anlage befahren werden soll, schlagen wir im gesamten Park vom Haupteingang und auf allen Nebenwegen eine wassergebundene Wegedecke in beige vor. Lediglich die Wirtschaftszufahrt im Westen wird in einem Farbasphalt in gleicher Farbe befestigt. Die Anlieferung der Berufsschule und der Eingang für den Wachdienst erfolgt über ein kleines Gartentor von der Gotlindestraße. Hier werden zwei bestehende Stellflächen als Anlieferungszone und als Parkplatz für den Wachdienst reserviert. Die Schule ist damit auch Teil des südlichen Aktivsaums.  Im süd-östlichen Quartier entsteht ein Nachbarschaftsgarten für die Bewohner*innen im Kiez. Hockerboxen entlang der Beetstruktur dienen als Sitzmöbel und Aufbewahrungsbox für Gartengeräte. Die nach Norden in den Quartierfeldern angelegten Gärten der Berufsschule, werden geöffnet und mit Sitzmöbeln in ihrer Aufenthaltsqualität gestärkt. So wird der Staudengarten zu einem Lesegarten mit bequemen Liegen im Schatten der alten Parkbäume. Die geschwungenen Gartenwege verbinden sich mit dem Wegesystem des angrenzenden Grünzugs, welcher die gleiche Formensprache besitzt. Die heutigen Lehrflächen für Teich- und Wegebau werden in einen Naturerfahrungsraum umgebaut. Dazu wird der Teich zu einem Feuchtbiotop, wo man die Amphibien sicher beobachten kann, die Sand und Erdhaufen sind bereits das erste Baumaterial für das Spiel der Kinder. Der Naturerfahrungsraum als Spielplatz für ökologische Bildung, schafft damit einen Übergang zwischen dem konventionellen Spiel im Grünzug und dem nach Westen anschließenden ökologischen Saum der erhaltenen Aufwuchsflächen. 

Entlang des nördlichen Hauptweges werden die Aufwuchsflächen als wichtige ökologische Refugien der Stadtnatur erhalten. In diesem ruhigeren Bereich sind die störenden Einflüsse des Menschen gering und es entsteht ein zusammenhängendes Band an Quartiersfeldern. Die bereits heute vorhanden kleinen Entdeckerpfade der Kinder durch diese Quartiere können auch zukünftig erhalten bleiben. Zudem sollen im weiteren Planungsprozess Möglichkeiten zur Förderung der Biodiversität auf diesen Flächen, zusammen mit der Naturschutzbehörde, gefunden werden. 

Um auch das Gartendenkmal langfristig zu sichern, werden die vorgeschlagenen Maßnahmen aus den Gutachten umgesetzt. So werden Ahorn-Jungbäume aus den Aufwuchsflächen für die Ergänzung der Baumreihen und Allee verwendet und umgepflanzt. Diese, an den Standort bereits gewöhnten, Bäume haben die besten Chancen den Herausforderungen der Klimaveränderung im Gotlindepark zu bestehen und sind zudem extrem nachhaltig und kostengünstig in der Beschaffung. Weiterhin schlagen wir die Verpflanzung, der nicht dem Denkmal entsprechenden Bäume, von den Parkwiesen vor. Diese sollen im neuen Lehrbereich ein Arboretum schaffen und weiterhin den Schüler*innen zur Ausbildung zur Verfügung stehen. Die Einfassungen der Gitterstellen im Park werden saniert. Da die meisten Stellen leer sind, sollen hier störende Grabsteine von den Wiesen und Wegesrändern aufgestellt und gesichert werden. Die Gitterstellen sind damit ein wichtiger Baustein bei der Erhaltung des Friedhofcharakters in der zukünftigen Nutzung. Auch die Einfassung der Wege folgt dem historischen Befunden. So erhalten alle Wege eine Einfassung mit Klinkersteinen. Längs- und Querausrichtung der Steine markieren Haupt und Nebenwege und erleichtern die Orientierung im Park. Wiederhergestellte und ergänzende Heckenpflanzungen gliedern die Quartiere um die zentralen Parkwiesen. Diese werden offengehalten und so können Blick- und Wegebeziehung besonders inszeniert werden. Die denkmalgeschützte Kapelle als Café und Veranstaltungsort steht dabei besonders im Fokus. 

Bei der Möblierung setzen wir auf eine zurückhaltende und robuste Ausstattung. Die Parkbänke mit der bequemen Holzlattung steigern die Aufenthaltsqualität. Die selbstdimmenden Parkleuchten, aus Stahl und Holz mit insektenfreundlichen Leuchtmitteln, werden ausschließlich entlang der Hauptwege aufgestellt und fördern die sichere Nutzung in den dunklen Tageszeiten. Gesicherte Mülleimer verhindern das Ausräumen durch den Waschbär.

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit

Ziel unseres Konzepts, zur Umwidmung des Gotlindefriedhofs, in eine Parkanlage, ist es einen Ort zu schaffen, der für alle nutzbar ist und für möglichst viele Menschen interessante Nutzungsangebote bereithält. Wegen der großen Bedeutung für die Denkmalpflege und die Natur in der Stadt kann die Transformation nur behutsam und mit extensiven Nutzungsangeboten erfolgen. Barrierefreiheit, Sicherheit, Animal-Aided Design (Planungen zur Förderung der Wildtiere) und ein BIM gestütztes Ressourcenmanagement zur Reduzierung von Materialeinsatz und Müll während der Planungs- und Bauphase, sind selbstverständliche Werkzeuge, um die Parkanlage im vorgegebenen Budget und in einer langlebigen hohen Qualität zu realisieren. Wenige, aber hochwertige Details machen den Gotlindepark zu einem langlebigen Gedenk- und Naherholungsort für die heutigen und zukünftigen Bewohner*innen von Lichtenberg.

© Rehwaldt Landschaftsarchitekten

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