Lärmaktionsplan 2024–2029
Fortschreibung des Lärmaktionsplans für ein leiseres Berlin
© SenMVKU
Anfahrende Autos, klingelnde Straßenbahnen, Hundegebell oder jubelnde Fußballfans – die Geräuschkulisse einer Großstadt wie Berlin ist vielfältig. Nicht jede Art von Umgebungslärm nehmen wir dabei als Belastung wahr. Doch gerade lauter Verkehrslärm wirkt sich schädlich auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden aus.
Der aktuelle Lärmaktionsplan Berlin 2024 - 2029 baut auf den Erkenntnissen der Bürger*innenbeteiligung der vorangegangenen Lärmaktionspläne auf und setzt dabei vor allem die Minderung von Verkehrslärm in den Fokus. Ziel ist es, schädliche Einflüsse durch Lärm weiter zu minimieren und so zum Gesundheitsschutz aller Berlinerinnen und Berliner beizutragen. In einer ersten frühzeitigen Online-Beteiligung im Sommer 2023 wurde bereits über die drei Kernthemen des Entwurfs informiert und die Berlinerinnen und Berliner konnten Hinweise dazu geben. Der aktuelle Lärmaktionsplan enthält daraus resultierende Ergebnisse und konkrete Maßnahmen. Diese können in der zweiten Runde der Öffentlichkeitsbeteiligung eingesehen und kommentiert werden.
Das Gesamtdokument des aktuellen Lärmaktionsplans 2024 - 2029 können Sie hier downloaden. Unter dem Reiter ,Beteiligung' im Modul ‚Mal ganz in Ruhe – Lärmaktionsplan Berlin 2024 - 2029‘ können Sie die einzelnen Kapitel des Entwurfs kommentieren.
Insgesamt hat der aktuelle Lärmaktionsplan (LAP) drei Kernthemen zum Gegenstand:
- T30-Konzept nachts
- Lautes Verkehrsverhalten („Poserlärm“)
- Ruhe- und Erholungsräume
T30-Konzept nachts
Der Lärmaktionsplan 2019 - 2023 sah die Erarbeitung eines T30-Konzepts nachts vor. Dies basiert auf der Erkenntnis, dass es an Berliner Hauptverkehrsstraßen vielfach zu laut ist und gesundheitliche Risiken für die Wohnbevölkerung bestehen. Im Vergleich zu anderen lärmmindernden Maßnahmen ist die Einführung einer Geschwindigkeitsreduzierung sehr wirkungsvoll. Diese kann mit einer Lärmminderung zwischen 2,5 bis 3 dB(A) nachweislich gesundheitliche Risiken effektiv und vergleichsweise kostengünstig verringern. Eine nächtliche Minderung der Lärmbelastung (22 - 6 Uhr) – vor allem an Hauptverkehrsstraßen – kann zu einer ruhigeren Nacht für viele Bürgerinnen und Bürger und somit zum Beispiel zu weniger Schlafstörungen führen.
Um Potenzialstrecken für eine Geschwindigkeitsreduzierung zu identifizieren, wurden zunächst das gesamte Hauptstraßennetz und mögliche Streckenabschnitte für das T30-Konzept nachts untersucht und mit anderen wichtigen Belangen des Straßenverkehrs abgewogen. Dabei wurden alternative Maßnahmen (z. B. Nachtabschaltungen von Ampeln oder Einbau von lärmmindernden Asphaltdeckschichten) oder möglicherweise entstehende Beeinträchtigungen anderer Belange (z. B. unerwünschte Verkehrsverlagerungen oder ÖPNV-Fahrgastbelange) geprüft.
Daraus hervorgegangen sind in einem ersten Maßnahmenbündel knapp 600 Steckbriefe für die einzelnen Streckenabschnitte. Diese können Sie unter dem Reiter ,Beteiligung' im Modul ,Steckbriefe zu geplanten T30-Abschnitten nachts' einsehen und kommentieren. Insgesamt sind mit diesem ersten Maßnahmenbündel für etwa 225 Kilometer Strecke nächtliche Geschwindigkeitsreduktionen aus Gründen des Gesundheitsschutzes vorgesehen. Damit können etwa 188.000 Berlinerinnen und Berliner von nächtlichem Verkehrslärm entlastet werden.
Lautes Verkehrsverhalten („Poserlärm“)
Verkehrslärm wird von vielen Berlinerinnen und Berlinern als starke Belastung empfunden. Besonders störend ist unnötig verursachter Lärm durch beispielsweise lautes Anfahren oder rasantes Beschleunigen im hohen Drehzahlbereich. Auch das bewusste Aufheulen lassen des Motors gehört zum sogenannten Poserlärm.
In der ersten Online-Beteiligung konnten Bürgerinnen und Bürger in einer Karte die Strecken einzeichnen, auf denen sie regelmäßig auffälliges Verkehrsverhalten, z. B. durch lautes Anfahren, Kurzsprints oder Gasstöße, wahrnehmen. So sollten Orte sichtbar gemacht werden, an denen die Lärmbelastungen höher sind. Die Identifikation herausstechender Orte und die Weitergabe an die Polizei Berlin unterstützt bereits jetzt die Einsatzplanung in den Straßen Berlins.
Ruhe- und Erholungsräume
So hektisch und laut es in einer Großstadt wie Berlin sein kann, so zahlreich sind zeitgleich die unterschiedlichen Orte, die zur persönlichen Entspannung und zum Erholen dienen können. Bereits für den Lärmaktionsplan 2008 wurden ruhige Gebiete und innerstädtische Grün- und Erholungsflächen in Berlin kartiert. Diese wurden seither fortgeschrieben und 2018 um das Tempelhofer Feld ergänzt. Mit dem Lärmaktionsplan Berlin 2024 - 2029 wurde die Kulisse komplett überarbeitet und die Begrifflichkeiten wurden neu geordnet. Ab jetzt heißen die Kategorien: ruhige Gebiete, Ruhe- und Erholungsflächen und Ruhe- und Erholungsräume.
Es gibt neue ruhige Gebiete und Ruhe- und Erholungsflächen in Berlin, auch weil der Flughafen Tegel als wesentliche Lärmquelle weggefallen ist.
Mithilfe von Fachworkshops, Soundwalks und einer Bürger*innenbeteiligung wurden relevante Kriterien zur Charakterisierung von Ruhe- und Erholungsräumen erarbeitet.
Von den großen Flächen hat sich die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt in der Fortschreibung des Lärmaktionsplans den kleineren, wohnortnahen Ruhe- und Erholungsräumen zugewandt sowie den größeren Flächen, die nicht in die Kategorien der ruhigen Gebiete und der Ruhe- und Erholungsflächen passen. Dank der Eingaben während der letzten Online-Beteiligung konnten weitere Rückzugsräume und Potenzialflächen gesammelt und bewertet werden. Diese wurden nun in einer Potenzialkarte festgehalten, die sich stetig weiterentwickelt. Die Karte können Sie im aktuellen Entwurf des Lärmaktionsplans 2024 - 2029 einsehen und kommentieren.
Insgesamt hat die sehr hohe Beteiligung in der ersten Runde gezeigt, dass die Berliner Stadtbevölkerung ein großes Interesse am Thema Verkehrslärm hat und sich vielfach Maßnahmen wünscht, die zur Lärmreduktion führen. Diese wurden nun (weiter)entwickelt. Mit der weiteren Online-Beteiligung sollen noch einmal zielgenaue Hinweise zum erstellten Entwurf des Lärmaktionsplans gesammelt werden, um zu prüfen, ob es bei den bereits konkret vorgestellten Maßnahmen noch einer Nachjustierung bedarf.
Die Ergebnisse der zweiten Onlinebeteiligung sowie den finalen Lärmaktionsplan 2024 - 2029 finden Sie nach der Auswertungsphase hier und auf der Projektseite von berlin.de.