Bebauungsvorschlag der Bürger*inneninitiative
Neue Wohnungen mit Respekt für das Bestehende
Die Initiative Buch Am Sandhaus ist ein Zusammenschluss von Anwohner*innen und anderen Interessierten, die sich für eine maßvolle, den örtlichen Gegebenheiten angepasste Bebauung im vom Senat geplanten neuen Stadtquartier am Sandhaus einsetzen. Wir haben uns im Rahmen des ersten digitalen Stadtspaziergangs zur Planung dieses neuen Quartiers zusammengefunden und begleiten seither den Planungsprozess unabhängig, kritisch und konstruktiv. Einige von uns sind als Bürgervertretung im sogenannten „Gutachtergremium“ und haben dort zusammen eine von 11 Stimmen.
Als Reaktion auf die Entwürfe der Planungsteams der ersten Phase des Rahmenplan-Prozesses beschlossen wir, als Bürgerinitiative selbst einen Plan zu erstellen, der aus unserer Perspektive als Anwohner*innen das Planungsgebiet betrachtet. Wir hatten den Eindruck, dass die Teams nur sehr unzureichend bis gar nicht den Charakter des Gebietes wahrgenommen und ihren Entwürfen zugrunde gelegt hatten.
Wir stellen uns angesichts des Wohnungsmangels in Berlin nicht vollständig gegen eine Bebauung. Uns ist aber essentiell wichtig, dass die Planung auf den schon vorhandenen ökologischen, baulichen und sozialen Gegebenheiten aufbaut und dass das Gebiet nicht als Brache, als weißes Blatt Papier, das „mit Leben gefüllt“ werden soll, gesehen wird, sondern als gewachsener Sozial- und Naturraum, in den Eingriffe behutsam erfolgen müssen.
Unsere grundlegenden Forderungen haben wir in unserem Positionspapier (nachzulesen auf http://initiative-buch-am-sandhaus.de/) vorgestellt.
Wir sind keine professionellen Planer*innen. Wir haben nicht die digitalen Werkzeuge der Profis zur Hand und haben nicht den Anspruch, eine vollständige Planung zu liefern. Wir wollen und können den Profis nicht ihre Arbeit abnehmen.
Der entstandene Plan ist vor allem als Veranschaulichung unserer Vorstellungen zu verstehen, als beispielhafte Darstellung, was am Sandhaus vorstellbar ist.
In erster Linie soll damit verdeutlicht werden, auf welchen Teilflächen wir als BI eine Bebauung akzeptabel finden und in welcher Dichte und Geschosshöhe wir das Bauen als noch verträglich für Natur und Mensch in dieser Gegend ansehen. Einzelheiten, wie z.B. ob Kita 2 links oder rechts von der Straße liegt oder die exakte Anordnung der Gebäude auf den Grundstücken, sind keine starren Vorgaben, sondern sollen lediglich der besseren Veranschaulichung dienen. Äußerst wichtig ist uns,dass Flächenneuversiegelung weitestmöglich vermieden wird, um gewachsene Naturräume zu erhalten und sich Geschosshöhe und Baudichte an die vorhandene Bebauung und die Belastungsgrenzen für Menschen und die sensible Natur rundherum anpassen.
Leitprinzip ist nicht die Implantierung eines urbanen Charakters vom Reißbrett, sondern ein naturnahes Quartier, das sozial und ökologisch nachhaltig wirkt .
Laut unserem Plan ergeben sich rechnerisch 1020 neue Wohneinheiten, davon 527 im Umkreis von 600 m zum S-Bahnhof.
Im folgenden einige Erläuterungen zum Plan:
1. Gewerbe
Platz für Handel, Gewerbe, Gastronomie und Gesundheitsdienstleistungen soll es in einem neu zu errichtenden Gebäude am Bahnhof anstelle des jetzigen Netto-Marktes geben (M1). Die dafür ggf. nötigen Parkplätze können in einer Tiefgarage geschaffen werden.
Weiterer Gewerbestandort mit einer Art Platz davor, der das Friseur-Gebäude integriert, wäre Am Sandhaus 2 (M2).
Der Platz I2 soll als Quartiersplatz gestaltet werden mit einer Möglichkeit für Gewerbe und Gastronomie in den angrenzenden Häusern südlich der Straße Am Sandhaus.
Am Eingang zum Wohngebiet an der Hobrechtsfelder Chaussee gibt es eine weitere Möglichkeit für Gewerbe und ggf. einen Supermarkt. Für Parkmöglichkeiten kann hier die Quartiersgarage Q2 genutzt werden. Die gewerbliche Nutzung schirmt auch die angrenzenden Wohngebäude gegen die stark befahrene Hobrechtsfelder Chaussee ab.
2. Bildungseinrichtungen:
Ähnlich wie das Studio Machleidt & Co. hatten auch wir die Idee, angrenzend an die Grundschule Am Sandhaus und die Moorwiese einen Grünen Campus mit der zweiten Grundschule, einer Kita und einem soziokulturellen Zentrum zu errichten. Da seitensder Senatsverwaltungargumentiert wird, dass die neue Schule zwingend auf einem landeseigenen Grundstück zu entstehen hat, haben wir sie auf das ehemalige Krankenhausgelände verlegt. Die Idee des Campus mit vielen Freiflächenzur Moorlinse und den angrenzenden Räumen hin entspricht allerdings besser dem Anspruch, dieses sensible Gebiet zu schützen. Die Möglichkeit eines Kaufs des Geländes oder Flächentausches mit den Grundstückseignern sollte verfolgt werden, um einen solchen Campus realisieren zu können.
Das Netzwerk Spielkultur e.V. als Träger der Moorwiese, des Naturerfahrungsraumes und der Waldkita hat Interesse daran, die genutzte Fläche für weitere Projekte zu erweitern. Angesichts des zu erwartenden Zuzuges vieler Kinder ist das auch vom Bedarf her geboten. Zusätzlich zu der auf der Karte dargestellten Fläche könnten sie sich auch vorstellen, die nordwestlich angrenzende Fläche, die auf der Karte nicht beschriftet ist, z.B. für ein Spielhaus zu nutzen.
Ein möglicher Standort für ein soziokulturelles Zentrum wäre zwischen Kita 2 und der neuen Schule.
Für die Kitas haben wir mit jeweils max. 100 Kindern geplant, da wir ja von einer geringeren Anzahl neuer Einwohner ausgehen.
3. Grundstück der HOWOGE-6-Geschosser:
Da die zur Zeit hier parkenden Autos in der Quartiersgarage Q1 ihren Platz finden sollen, könnte auf dem jetzigen Parkplatz ein gemeinschaftlicher Mietergarten entstehen. Außerdem könnte der Platz vor dem hinteren Block als öffentlicher Spielplatz genutzt werden.
4. Quartiersgaragen:
Noch nicht optimal gelöst werden konnte der Standort der Quartiersgarage Q1, da er mitten im Wohngebiet ist. Dies liegt daran, dass nicht alle Baugrundstücke zu Beginn des Bauprozesses zur Verfügung stehen, die Quartiersgaragen aber vom Senat in Phase 1 gefordert werden. Falls dies nicht zwingend nötig ist, könnte Q1 auch auf das mit W8 gekennzeichnete Gebiet (jetziges Wohnungslosenheim) verlegt werden. So wäre sie zumindest etwas mehr am Rand.
5. Quartiersplätze/Verkehrsflächen:
Der mit I2 gekennzeichnete Platz soll als ein Quartiers-Zentrum gestaltet werden. Hier soll auch dieSchranke/Durchfahrtsperre zur Verhinderung der Durchfahrung der Straße Am Sandhaus errichtet werden.
Grundsätzlich sollen Verkehrsflächen nicht zu viel Raum beanspruchen. Damit möglichst wenige Bäume an den Straßenrändern gefällt werden, muss die Straße ggf. streckenweise einspurig gestaltet werden.
Die Buswendeschleife I1 liegt an der Hobrechtsfelder Chaussee.
Der Platz am Bahnhof G1 sollte autofrei gestaltet werden und evtl. noch von einem Gebäude an der Wiltbergstraße begrenzt werden, um Lärm abzuschirmen.
G3 und G4 sind naturnahe Orte für Bänke, ggf. überdacht, wo sich z.B. auch Jugendliche treffen könnten.
Am Bahnhof sollte eine Fahrradgarage (I3) mit Werkstatt und Verleih errichtet werden.
Grundsätzlich sollten die Fuß- und Fahrradwege möglichst nicht asphaltiert/gepflastert werden und die Wege möglichst naturnah bleiben (d.h. Erhalt der vorhandene Natur). Der Pfad vom Südausgang der S-Bahn Richtung Straße Am Sandhaus wird jetzt schon lebhaft von den Anwohner*innen genutzt. Mehr als ein moderater Ausbau sollte nicht erfolgen. Schutz vor freilaufenden Hunden sowie Lichtschutz zur Moorlinse hin ist zu gewährleisten.
Die Gebäude und Straßen in Ost-West-Richtung auf dem ehemaligen Krankenhausgelände sind fledermausfreundlich zu gestalten.
Was wir in unserem Plan nicht berücksichtigt haben:
1. Die Gebäude Am Sandhaus 2, 5, 7, 16, 16a, 20 und 22 sind in den Planungsvorgaben zum Abriss vorgesehen und auch in unserem Plan ist dort neue Bebauung vorgesehen. Doch dort wohnen zum Teil sehr langjährige Mieter*innen, die ihr Zuhause verlieren sollen. Ein zumindest teilweiser Erhaltund Sanierung des Altbaubestandes und Integration in die neue Bebauung ist zu prüfen. Die Bewohner*innen sollten attraktive Angebote zum Umzug innerhalb der Straße am Sandhaus erhalten sowie einen Ausgleich des Verlustes der Gartennutzung (z.B. Vermittlung nahegelegener Kleingärten)
2. Die unterirdische Regenwasserleitung ist nicht berücksichtigt. Da sie unter potentiellen Baugrundstücken liegt, wäre es sicher gut, sie zu verlegen, oder auch oberirdisch als Graben zu gestalten bzw. sie in den vorhandenen Graben zu leiten. Falls sie doch so bestehen bleibt, müssten sich natürlich einige Gebäudegrundrisse verkleinern bzw. ändern.
3. Die Wohngrundstücke sind mit Absicht nicht detailliert beschrieben (Spielplätze, Gärten, Wege, Parkmöglichkeiten für Mobilitätseingeschränkte). Hier sind professionell Planende gefragt. Wichtigist uns, die zusätzliche Flächenversiegelung zu vermeiden.
4. Die Regenwasserbewirtschaftung ist noch nicht berücksichtigt. Hierfür braucht es hydrologische Expertise. Zwingend notwendig ist der Erhalt bzw. die Stärkung des Wasserhaushaltes von großer und kleiner Moorlinse.
5. Wir haben keine Zuordnung bestimmter Gebäude für Genossenschaften, kollektive Wohnprojekte, Mehrgenerationenwohnen o.ä. vorgenommen. Wir gehen davon aus, dass diese und ihre Bedarfe an Grundstücks-/Gebäudegrößen etc. berücksichtigt werden. Genauso wie architektonische Details zum ökologischen Bauen - eine nach aktuellen Standards ökologische Bauweise halten wir für selbstverständlich.
6. Die vorgesehene Mindestanteil von sozialverträglichem Wohnungsbau muss mindestens aufrechterhalten werden.
7. Bei der Anordnung der Gebäude auf unserem Plan ist nur teilweise berücksichtigt worden, wo schützenswerte Bäume stehen. Wir gehen aber davon aus, dass das mit berücksichtigt werden wird.
Wir fordern die Senatsverwaltung und LIST als Träger des Beteiligungsverfahrens auf, unseren Entwurf im Rahmen der nächsten Beteiligungsphase als Teil der dritten Zaunausstellung mit zu publizieren und online auf mein.berlin.de einzustellen, damit die Bevölkerung sich auch davon ein Bild machen kann und ihre Kommentare im direkten Vergleich mit den Entwürfen der Planungsteams hinterlassen kann.
Weitere Informationen auf https://initiative-buch-am-sandhaus.de
Kontakt: initiative-buch-sandhaus@posteo.de
V.i.S.d.P.: Angelika Krause, Am Sandhaus 10, 13125 Berlin
Bearbeiter:innen Bebauungsvorschlag: Ulrike Karstädt und Christoph Jung
1. Übergang Bebauung und Landschaft
2. Umgang mit Naturräumen/ Naturschutz
3. Höhe und Dichte
4. Zentrumsqualität
5. Angebote an sozialer Infrastruktur
6. Verkehr und Mobilität