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Entwurf zur Sicherung und naturnahen Neugestaltung des Uferbereichs

1. Entwurf zur Sicherung und naturnahen Neugestaltung des Uferbereichs

Der Park am Weißen See wird, insbesondere in den Sommermonaten, intensiv genutzt. Der Uferbereich zeigt daher deutliche Spuren eines zu hohen Nutzungsdrucks. Zahlreiche Stellen des Ufers weisen Schäden durch Vertritt auf. Eine bodennahe Vegetation ist oft nur noch spärlich vorhanden oder vollständig zerstört. Trampelpfade und offenliegender Boden sind die Regel.

Durch Analyse des Bestandes und der Anforderungen an einen entsprechenden Uferbereich, wurden durch die Planenden fünf Themenbereiche erarbeitet, welche im Verbund ein Gesamtkonzept für die Ufersicherung und -neugestaltung des Weißensees ergeben:

a. Sicherung vor Erosion

b. Schutz vor schädlicher Übernutzung

c. Anlage von Aufenthaltsbereichen (Besucherlenkung)

d. Ökologische Aufwertung

e. Förderung der Gewässerqualität

Bei der geplanten Umgestaltung hat vor allem der Erosionsschutz sowie der Schutz vor Übernutzung hohe Priorität, da sich hier der größte Handlungsbedarf abzeichnet.

a) Sicherung vor Erosion

Um die Uferbereiche nachhaltig vor Erosion zu schützen sollen möglichst naturnahe Bauweisen zum Einsatz kommen, d.h. die eigendynamische Entwicklung soll gefördert werden und es werden Materialien verwendet, wie sie an der Stelle im Gewässer auch natürlich vorkommen könnten. Schilf-Röhrichte besitzen eine große Bedeutung als ingenieurbiologisches Element zur Stabilisierung der Uferlinie. Zur Neubepflanzung eignen sich z.B. sogenannte Vegetationsmatten oder –walzen, die entlang des Ufers angebracht und mittels Pfählen und Holzpflöcken befestigt werden. Bei besonders steilen oder beanspruchten Uferbereichen können zusätzlich verrotbare textile Gewebe oder Gitter als flächige Konstruktionselemente zum Einsatz kommen. Sie schützen das Ufer während der kritischen Anwuchsphase gegen Erosion und bieten den Vorteil, dass sie sich rückstandslos in den Stoffkreislauf der Natur einfügen.

b) Schutz vor schädlicher Übernutzung der Uferbereiche

Der derzeit unbeschränkte Zugang und das verbreitete Wildbaden führen zu einer dauerhaften Schädigung der Uferbereiche. So sind vor allem

  • Schäden an der Ufervegetation und den Böschungskanten durch Vertritt
  • Schäden an Unterwasserpflanzen durch Wildbaden
  • Stoffeinträge durch Abfälle und Fäkalien
  • Verdichtung des Bodens
  • Zerstörung von Gelegen sowie Schreckwirkung für Fauna des Sees und des Uferbereichs

zu beobachten.

Zum Schutz der Uferbereiche sollen daher wirkungsvolle Schutzmaßnahmen gegen das Betreten errichtet werden. Als mögliche Barriere wird eine angepasste Form der Benjeshecke (Totholzhecke) favorisiert. Diese bietet unter anderem Vorteile als Lebensraum und lässt sich mittel- bis langfristig in eine lebende Barriere in Form einer dichten Hecke umwandeln.

Da mutwillige Beschädigungen nicht auszuschließen sind, können die Heckenkörper zwischen den Pfosten mit Drahtseilen verstärkt werden. Diese erschweren ein Durchkommen mit einfachen Werkzeugen, können kostengünstig erneuert und sollten an besonders gefährdeten Stellen vorgesehen werden.

c) Anlage von Aufenthaltsbereichen (Nutzungssteuerung)

Die gesteigerten Ansprüche an die Naturnutzung erfordern Lenkungsmaßnahmen, um empfindliche Bereiche vor den Belastungen durch Freizeitaktivitäten zu schützen. Für die Steuerung der Nutzung ist es notwendig, den Besuchern geeignete Aufenthaltsmöglichkeiten am See zur Verfügung zu stellen. Dazu sollen zwei, in das Gewässer hineinragenden, Plattformen installiert werden. Diese sind so gestaltet, dass sie größerem Nutzungsdruck standhalten, “Wassernähe“ ermöglichen, jedoch ein direktes Betreten der Uferbereiche, bzw. das “Wildbaden“ verhindern.

d) Ökologische Aufwertung

Durch Erhalt des Baumbestands sowie durch Erweiterung von Pflanzbeständen bleiben bestehenden Strukturen erhalten und werden durch neue Strukturelemente ergänzt, welche den Uferbereich zusätzlich ökologisch aufwerten. Das teilweise Abflachen der Ufer ermöglicht eine eigendynamische Entwicklung der Ufervegetation. Durch Verwendung von Benjeshecken (Totholzhecken) können wertvolle Lebensräume geschaffen werden.

Dort wo Benjeshecken nahe dem Rundweg verlaufen, ließe sich in sonnigen Lagen auch partiell mit Natursteinmauerwerk arbeiten, um zusätzliche Nistplätze für Wildbienen zu schaffen. Bei der Pflanzung sollte auf eine hohe Insektenfreundlichkeit geachtet werden. Ziel sollte hier eine möglichst lange Blüte und ein Nahrungsangebot für möglichst viele Arten durch Kombination verschiedener Pflanzen sein.

Vegetationslose Bereiche könnten durch Anlage von Pflanzflächen oder geeigneter Kräuterrasen wieder zu wertvollen Flächen aufgewertet werden. In den beruhigten Bereichen können an geeigneten Bestandsbäumen Nisthilfen zum Beispiel für Halbhöhlenbrüter, welche sich im Park finden lassen, wie Rotkehlchen und Gartenrotschwanz angebracht werden.

e) Förderung der Gewässerqualität

Im Zuge der Übernutzung kommt es zu mannigfaltigen Stoffeinträgen in den Weißensee. Besonders bedenklich ist der Eintrag von Abfällen sowie Menschen- und Hundekot aus ufernahen Bereichen. Das belastet die Gewässerqualität sowohl direkt durch Keimbelastungen, als auch mittelbar durch Algenwachstum. Als Maßnahmen sind hier vor allem anzusetzen:

  • Rückbau aller noch vorhandenen Einleitstellen
  • Eindämmung der Fehlnutzung des Ufers
  • Etablieren von Röhrichtgürteln zur Reduktion schädlicher Stoffeinträge
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