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Anstehende Transformation verantwortungsvoll gestalten

Berlin war lange Jahre ein Ort der Begegnung für Menschen aus fast allen Teilen der Welt, die hier etwas erleben, erfahren, unternehmen, experimentieren, sich entfalten wollten. Dafür gab es Orte und Räume der Freiheit, der Aneignung, der Öffentlichkeit, zum Experiment, für das Ungewöhnliche, für besondere Formen sozialer Nähe in Subkulturen, in neuen Lebensformen, zum Ausprobieren, zur Erfahrung, zur Neuerfindung (von sich selbst), in Kiezen, auf Brachen, in Zwischenräumen und temporären Aneignungsmöglichkeiten, nichtkommerziellen Freiräumen... Daneben gab es die Ebenen von Geschichte, Wirtschaft, Lebensqualität, Diversität, Transformation - alle verschiedenen Aspekte standen in ständiger Wechselwirkung. Neben vielen Akteuren und zivilgesellschaftlichen oder künstlerischen Strukturen, die sich darum entwickelt haben, hat sich darum inzwischen eine ganze Unternehmenslandschaft entwickelt (u.a. das Kongresswesen oder Tourismus usw.). Dieses Modell von Berlin wird nun von zwei Seiten in die Zange genommen: Der Gentrifizierung und der De-Sozialisierung in Folge der Pandemie. Ungewiss ist, wie wird der Zustand danach: Gibt es dann noch die Praxis globaler Begegnungsorte? Und falls ja, welche Strukturen dieses komplexen historisch gewachsenen sozialen Geflechts haben in Berlin überlebt - woran lässt sich überhaupt noch anknüpfen? Wird nicht die Erfahrung sein, dass diese urbanen Strukturen nicht willkürlich steuerbar sind, sondern in langen historischen Prozessen aufeinander aufbauen und ein Abbruch durch das Ende von Begegnung diese Kontinuitäten von sozialen Praxen und Instituationen unmöglich macht? - Die grundsätzliche Frage ist, was kann Berlin überhaupt sein oder werden? Erst wenn sich herauskristallisert, welche Akteure, sozialen Praktiken, Institutitionen, Subkulturen, globale Dynamiken, Zukunftsentwicklungen noch Potenziale haben um die Zukunft zu gestalten, lassen sich auch dann notwendige Schlüsse für die Stadtentwicklung ziehen: Welche Nutzungsmodelle, Raumpotenziale, Instrumente und Regelungen etc. gebraucht werden. Es geht daraum in einer bestehenden Stadt den anstehenden vieldimensionalen und übergreifenden Transformationsprozess partizipativ mit den Akteuren in ihr und den potenziellen Akteuren von Außen gemeinsam transparent zu gestalten und wo möglich zu steuern - sodass nicht allein Marktkräfte oder andere hegemoniale Dynamiken Ergebnisse produzieren, die gegen das Menschliche gerichtet sind. Die Ergebnisse kann jetzt noch niemand vorhersagen - es deutet sich an, dass die Themen digitale Gesellschaft mit ihren Vor- und Nachteilen, Klimawandelanpassung zum Beipiel von Bedeutung sein werden. Wichtig aber bleibt die fortlaufende Reflexion der Transformation, Umsetzung experimenteller Projekte als Versuchslabore und eine Ertüchtigung des Bestehenden für die Herausforderungen der Zukunft. Als Ziele sollten aber vorab festgehalten werden: Sicherung und Förderung der Teilhabe und Partizipation der unterschiedlichen Bewohner*innen an der Stadt, Nachhaltigkeit, Gleichheit aller Gruppen in der Stadt, Schutz vor Marktprozessen im Sinne einer sozialen Verantwortung. Diese ganzen Prozesse wirken sich dann sukzessiv unmittelbar auf die Stadtentwicklung aus.

Kafghah erstellt am
Referenznr.: 2020-08845

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