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FLOW CITY - Die fließende Stadt

Um den zukünftigen Herausforderungen des Klimawandels, der sozialen Segregation und dem Imageverlust begegnen zu können, bedarf es einem Paradigmen-Wechsel in der Betrachtung und Entwicklung der wachsenden Stadt. Es braucht eine kritische, wie optimistische Annäherung, welche Potentiale aufdeckt und neue Verbindungen herstellt. Ein systemischer Ansatz, der Raum, Zeit und Bewegung in Relation setzt und daraus neue Schlüsse zieht. Wir nennen es Flow City - die fließende Stadt.

3 Lagen/Ebenen Stadt

Unser Vorschlag betrachtet das Projektgebiet auf 3 Ebenen und Maßstäben:

Die Stadtlandschaft

Die Stadtlandschaft ist das grüne und dynamische Gerüst, die fließenden Lebensadern des Gebiets - der direkte und indirekte Kontakt mit der Natur. Bewegung und Geschwindigkeiten dienen hier als obergeordnete Designparameter und schaffen Orte des Durchquerens wie des Bleibens.

InfraNatur

Das Infrastrukturband bildet die zentrale Mitte und streckt sich von hier in alle Richtungen aus. Aufbauend auf aktuellen Forschungen werden die Restflächen entlang der Autobahn und Bahngleisen als grüner Möglichkeitsraum gesehen und bewusst nicht bebaut. Hier kann eine Artenvielfalt entwickelt werden, die nicht direkt betretbar ist und mehr im Durchfahren erlebt wird. Welche aber eine wichtige Rolle als Kaltluftschneise und Lebensraum übernehmen kann. Von Infrastruktur zu Infranatur!

Neue Parks - Neue Bilder

In nächster Umgebung des Stadteingangs stößt man auf die verschiedensten Parkanlagen, alle Ausdruck des Zeitgeists ihrer Entstehung. Hier möchten wir neue Bilder und Grünräume hinzufügen. So kann zwischen den ikonischen Hausansichten an der Dernburgstrasse und der A100 ein neuer Urbaner Landwirtschaftspark entstehen, der das Thema Versorgung und Produktion in die Stadt bringt und den Geist der Kleingärten weiterentwickelt. Entlang des Messedamms, zwischen Avus-Tribüne bis zum ICC erstreckt sich ein neuer grüner multifunktionaler Korridor, der die Rückseiten zu Vorderseiten werden lässt und die monofunktionalen Parkplätze zu begrünten Experimentierflächen der Messe umwandelt.

Die Berliner Seen            

Die Berliner Fluss- und Seenlandschaft ist einzigartige Natur – wie Kulturlandschaft mit ungemessenem Wert für alles Leben in Berlin. Wir möchten diese Wasserlandschaft um einen neuen See auf dem Areal des Güterbahnhofs erweitern. Er ist Kaltluftgenerator und Retentionsbecken, Wasserreservoir und -filter und neuer Mittelpunkt des Klimaparks mittig im Güterbahnhof.

Kieze und Nachbarschaften

Zusammengehalten durch die großen Infrastruktur- Infranaturkorridore der Bahn und Autobahn bilden sich 3 neue Kieze mit unterschiedlichen Identitäten und Qualitäten heraus:

MesseCity

Die Messe ist eine faszinierende Sammlung von zeittypischen großvolumigen Ikonen. Fast alle von Ihnen sind jedoch introvertiert und funktional nach Innen ausgerichtet. Wir möchten daher neue extrovertierte und einladende Ikonen hinzufügen. Ikonen, die auf die Zukunft hinweisen und in Sachen Mobilität, Ausstellung und Messe neue Kulturen und Gewohnheiten generieren. Neue Solitäre entlang des Messedamms formen eine neue Kante zur A 115 und bieten Unterkünfte für Gäste wie Angestellte. Und ganz zentral entsteht ein neues Infrastruktur-Hub – die Avus 3.0. Ein Verteiler für Fahrräder, ein Park- und Umschlagsort für Waren der Messe und ganz besonderer Event- und Kulturort. Die MesseCity bekommt ein Gesicht nach außen, erschließt neue kulturräumliche Potentiale und sammelt seine Ikonen in einer vielfältigen Landschaft.

Westkreuz

Die S-Bahn Station Westkreuz stellt ein ungemeines, aber kaum erschlossenes Potential dar. Es knüpft direkt an das Umfeld des Lietzensees an und vermittelt nach Südwesten zum Güterbahnhof. Ihm kommt räumlich und funktional eine wichtige Gelenkfunktion zu, die wir baulich aufnehmen möchten – mit der Station als neues Zentrum in der Mitte. Durch die unterschiedlichen Lagen und verkehrlichen Belastungen und Anschlüsse, können wir uns einen Gradient von High Tech Produktion über Low Tech Wohnen bis zu Land Tech und Urban Gardening Nutzen vorstellen. In Richtung Lietzensee und Neue Kantstrasse hält die Bebauung Abstand zu den markanten Häuseransichten der Dernburgstrasse und nimmt hier einen neuen Land-Park in die Mitte. Bebauung wird hier als integrierte Lösungen gesehen, Low Tech – trifft High Tech. Der Geist der Kleingärten lebt in neuen Formen der Nahrungsmittelproduktion weiter, Lärmschutz ist integriert gleichzeitig Grün und Aufenthaltsraum, die „abgehängte Lage wird zum wohnräumlichen Vorteil.

Güterbahnhof

Historisch ist der ehem. Güterbahnhof Ort des Umschlags und Austausch von Waren. Die noch bestehenden Gebäude an der Cordesstrasse sind einzigen Zeugen aus der Entstehungszeit des Bahnhofs. Die Fläche liegt weit und offen dar und ist genau deswegen wichtiger Kaltluftleiter und Habitat. Eine Mischung aus Wohnen und Arbeiten ausgerichtet an diese Kaltluftströmen bietet sich hier an. Attraktives Wohnen am Übergang von Stadt zum Grunewald, Arbeiten durch die Anbindung an Autobahn und Zug. Beide Funktionen können sich gegenseitig positiv beeinflussen und neue Misch-Typologien hervorbringen. Urbane Produktion, Logistik und Gewerbe kann an den Rändern Lärm zurückhalten. Daran gekoppelte Wohneinheiten ermöglichen kurze Wege und weniger Verkehr. Die bestehenden Gebäude an der Cordestrasse bilden den Anker und kulturelle Identität des Gebietes. Von hier aus erstreckt sich ein neuer See und grüner Korridor in Richtung Westen. Ein neuer Rad- und Kulturweg folgt diesen in Richtung Grunewald. Er bindet Stadtzentrum und Messe, Güterbahnhof und Grunewald zusammen.

Kulturelle Freiräume

Ein feines Patchwork aus diversen Öffentlichen Räumen spannt sich um das Bearbeitungsgebiet. Sie bilden das berühmte Narrativ Berlins – vielschichtig, expressiv, offen. In dieses Netzwerk wollen wir uns einlesen, es ergänzen und die richtigen Verbindungen schaffen, die dieses Netz aktivieren und zum Pulsieren bringen. Oft gerahmt und im Zusammenhang mit zeittypischen Gebäuden können diese Räume zu Identitäts- und Kraftzentren werden, die Dinge in Gang bringen. Neue Verbindungen schaffen hier neue Kulturen und Gewohnheiten. Eine zentral platzierte Fahrradrotunde-die Avus 3.0 schafft neue Fahrradverbindungen über Gleise und Autobahn hinweg. Die Rotunde nimmt die Kurve der ehemaligen Avus Rennstrecke auf, führt an Avus-Tribüne und Raststätte vorbei und setzt diese Relikte wieder in Beziehung. Als eigenständiges Bauwerk wird es Destination und wirbt für den Umstieg aufs Rad. Sie setzt ein markantes Zeichen für eine neue Zukunft.