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Planungsteam: MLA+ mit Lohrengel Landschaft

 

STÄDTEBAULICHES KONZEPT

Entwurfsentwicklung aus dem Ort

Der Entwurf des ZEHLENDORFER BOGENS entwickelt sich konsequent aus dem Ort, nimmt bestehende Qualitäten auf, aktiviert sie und entwickelt sie weiter. Das Konzept begreift die historisch gewachsene Stadtinsel zwischen Teltower Damm, Martin-Buber-Straße und Kirchstraße als Ganzes. Es entwickelt eine bauliche Struktur, die die Geschichte des Ortes aufnimmt, zwischen den unterschiedlichen Maßstäben in der Nachbarschaft vermittelt und dabei im Sinne einer Stadtreparatur eine starke räumliche Qualität mit Identifikationspotential erzeugt. Unter der Leitlinie des Weiterbauens wird ein aus der historischen Struktur abgeleiteter Bogen zwischen der Pauluskirche und dem Durchgang zum Teltower Damm gespannt. Das bestehende Rathausgebäude wird als gleichwertiges Teil des Ganzen begriffen, durch ein L-förmiges Gebäude in Richtung Grundstücksinnerem komplettiert und damit in der Gesamtkomposition aufgewertet. Das L-Gebäude bildet mit dem Bogen zusammen den NEUEN RATHAUSPLATZ, das Zentrum des neuen Rathauses. Radial angeordnet entstehen Zugangswege aus dem öffentlichen Straßenraum zu diesem Platz, um eine optimale Vernetzung mit der Nachbarschaft und den dort bestehenden Verknüpfungspunkten herzustellen. Durch entsprechende Sichtbeziehungen entstehen visuelle Verbindungen und Anreize, den Platz zu nutzen und sich dort aufzuhalten.

Das Resultat ist eine Struktur in einer dem Ort angemessenen menschlichen Maßstäblichkeit, mit spezifischen, klar hierarchisierten Räumen. Wichtigster Ort ist dabei naturgemäß der NEUE RATHAUSPLATZ, der das neue Zentrum bildet und das Innere des Grundstückes aktiviert. Diese Zentralität spiegelt sich direkt im Erschließungskonzept wider. Alle für die Öffentlichkeit relevanten Nutzungen (Zentraler Anlaufpunkt/Welcome Desk, Bibliothek, Gastronomisches Angebot, Plenum, Musikschule/VHS) werden über den Platz erschlossen. So entsteht dort die diesem Ort angemessene und zu erstrebende Öffentlichkeit und Lebendigkeit. Sekundäre Eingänge wie die Erschließung für die im Rathaus Beschäftigten sind im öffentlichen Straßenraum angeordnet.

 

ARCHITEKTUR

Baukörperausbildung

Die Ausbildung der Baukörper erfolgt wie der Städtebau nach dem Prinzip der kontextuellen Herleitung. Der städtebauliche Footprint ist aus dem Ort abgeleitet, respektiert die vor Ort vorhandene Bebauung und stellt Verbindungen zur Nachbarschaft her.

Die Höhenentwicklung des Entwurfes leitet sich aus den Bezügen zum Kontext her. An der Nordwestecke des Planungsgebietes entsteht ein Hochpunkt, der das bestehende Ensemble des Rathausgebäudes komplettiert und mit Blick auf den lebhaften Teltower Damm akzentuiert. Die Rathauserweiterung wird so sichtbar, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Es entsteht ein neues, starkes Gesamtbild aus Alt und Neu, das gleichzeitig die Pauluskirche auf der gegenüberliegenden Straßenseite respektiert.

Die an das Bestandsgebäude angrenzenden Baukörper nehmen dessen Trauflinien auf. Die sehr präsenten Dachschrägen des Bestandes werden zitiert und zeitgemäß weiterentwickelt.

Die Höhenentwicklung des vorliegenden Konzeptes orientiert sich am Kontext und vermittelt zwischen den urbaneren Baumassen an der Kirchstraße und dem Teltower Damm, sowie der für Zehlendorf typischen Villen und Einzelhausstruktur an der südlichen Martin-Buber-Straße.

Grundrisszonierung/ Funktionalität

Die Grundrisse der Verwaltung sind der Nutzung folgend als Bürotypologie konzipiert, die Baukörper haben die entsprechenden Tiefen. Möglich sind Zellen- wie auch Großraumstrukturen. Die Positionierung der Kerne ist so gewählt, dass sich im Hinblick auf mögliche Entwicklungen in der Zukunft eine Nutzungsneutralität ergibt. Eine Verbindung der einzelnen Gebäudeteile durch Brücken in den oberen Geschossen ist denkbar.

Nutzungskonzept

Alle öffentlichkeitswirksamen Nutzungen sind um den NEUEN RATHAUSPLATZ gruppiert und zeigen dort im übertragenen Sinne ihr Gesicht. Die entsprechenden Gebäude am Platz bilden einen urbanen Sockel mit einer Geschosshöhe von 5m aus. Dieser ist durch die Programmierung (u.a. Entrées, Lobbys, Gastronomie), das Zurückspringen der Fassaden und entsprechende Nahbarkeit der Gebäude, sowie eine große Transparenz charakterisiert. Innen- und Außenraum verschmelzen so und eine größtmögliche Aktivierung der Erdgeschosszone sowie des RATHAUSPLATZES wird erreicht.

Belichtung

Eine ausreichende Belichtung ist sowohl für die Gebäude als auch für die Freiräume gewährleistet.

 

REALISIERBARKEIT

Flächenausnutzung

Das vorliegende Konzept nutzt die zur Verfügung stehenden Flächen des Grundstückes unter Beachtung der Kriterien 1. Erfüllung des Raumprogrammes, 2. Kontextuelle Baukörperentwicklung, 3. Angemessene Maßstäblichkeit und 4. Vernetzung mit Nachbarschaft im Sinne der Nachhaltigkeit effizient aus. Dort wo möglich und verträglich, werden größere Baumassen angeordnet, um den Flächenverbrauch zu reduzieren.

Abstandsflächen

Die Abstandsflächen zu den Nachbargrundstücken werden eingehalten. Bei den inneren Abstandsflächen gibt es teilweise Abweichungen zu den bauordnungsrechtlich notwendigen 0,4H. Diese sind jedoch städtebaulich gut begründbar.

Zur Martin-Buber-Straße halten wir aus städtebaulich- freiraumplanerischer Sicht eine maximale Ausnutzung des Grundstücks, zugunsten größerer Freiraumqualität im Inneren des Grundstücks, für wünschenswert. Entsprechend schlagen wir hier eine Abweichung von den Festsetzungen des Bebauungsplans vor.

Denkmalschutz

Der vorliegende Entwurf ist gekennzeichnet durch einen respektvollen Umgang mit dem Bestand und den denkmalgeschützten Gebäuden. So wird das Bestandsgebäude des Rathauses als Ausgangspunkt präzise in die Gesamtkomposition integriert und damit aktiviert. Es erhält an der Ecke Martin-Buber- und Kirchstraße einen städtebaulichen Abschluss, als Antwort auf das Volumen des Bürgersaals am Anger und zur Reparatur des städtebaulichen Ensembles mit der Pauluskirche.

Barrierefreiheit

Alle Gebäude und Freiräume sind barrierefrei erreichbar. Die Grundrisse der Gebäude sind entsprechend konzipiert.

 

FREIRAUMKONZEPT

Der Neue Rathausplatz als grünes Herz ist ein flexibler Raum des täglichen Lebens und der temporären Veranstaltungen, wie Märkte, Konzerte, Stadtteilfeste, der den Nutzern vielfältige Aufenthaltsmöglichkeiten zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten bietet: Sei es morgens auf dem Weg zur Bibliothek sich auf einen Kaffee zu treffen, mittags im Schatten vor der Kantine zu essen, sich abends zum Boule unter den Platanen oder zum Tanzen auf dem Teppich aus geschliffenen Kleinsteinpflaster vor dem Rathaus zu verabreden.

Die Verbindungsgassen aus gesägtem Großsteinpflaster sind freundliche Räume, die den Platz mit der Umgebung verknüpfen. Infrastrukturen wie Fahrradstellplätze, Sharing oder E-Bikeladestationen finden hier Platz, grüne Säume mit Blütenbäumen schaffen sanfte Übergänge zu den privaten Grundstücken.

Der Anger wird nach Süden als urbaner Anger erweitert und bildet den Vorplatz des Bürgersaals. Die Kirchstraße wird verkehrsberuhigt, sodass nur der Bus- und Fahrradverkehr auf den Teltower Damm gelangt.

Die kontemplativen Rückzugshöfe der neuen Gebäude und des Rathauses dienen den Mittarbeitern des Amtes sowie den Bürgern als entspannende Ruheorte. Die üppige Bepflanzung unterstützt den Bedarf der Nutzer, sich eine kurze Auszeit im Grünen zu nehmen.

Die Biotopgärten aus Hochstammobstbäumen, Wildstauden Wiese und Gehölzen sind naturnahe, extensive Räume zur Förderung der Stadtnatur. Sie sind wenig von Menschen frequentiert, dienen nur den Mittarbeitern als grüne Austritte und bilden einen Puffer zu den privaten Grundstücken.

Beleuchtungskonzept

Die warme, insektenfreundliche Beleuchtung auf dem neuen Rathausplatz und in den Verbindungsgassen erzeugt eine freundliche, einladende Atmosphäre, die mit der Beleuchtung der Arkaden ergänzend abgestimmt wird.

Ökologisches Freiraum- und Regenwasserkonzept für ein klimaangepasstes Zehlendorf/ Nachhaltigkeit

Neben den vielfältigen Freiraumqualitäten für die Nutzer schafft der Entwurf einen nachhaltigen Raum von hoher ökologischer Relevanz. Das Regenwasserkonzept wird mit der grünen Infrastruktur verknüpft, zur Förderung der Biodiversität und der Resilienz gegen die Klimawandelfolgen. Die Auswahl der Bäume ist darauf abgestimmt. Die intensivbegrünten Retentionsdächer, mit permanentem Wasseranstau zur Verdunstung und Bewässerung der Pflanzen, puffern das Regenwasser, der Überschuss versickert und verdunstet in den bodenoffenen Höfen. Das Wasser des Platzes entwässert in die abgesenkte Tennenfläche, die bei Starkregen auch temporär überflutet, während das der Verbindungsgassen in offenen Rinnen in einer Rigole versickert.

 

VIDEOPRÄSENTATION

In diesem Video fasst das Planungsteam seinen Konzeptansatz für Sie zusammen:

https://www.youtube.com/watch?v=1bj-HDivLtQ

 

MODELLFOTO UND ENTWURFSPLÄNE