4.2 Annahmen zur Bevölkerungsentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl
Vorliegende Prognosen
Prognose von SenStadtUm
Für eine Abschätzung der Entwicklung der Einwohnerzahl werden vorliegende Prognosen herangezogen und bewertet. Zunächst wird die Prognose der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt von 2016 zur Einwohnerentwicklung herangezogen.
Tab. 4: Bevölkerungsprognose für das Gebiet Fennpfuhl[11]
In der vorliegenden Prognose wird bis zum Jahr 2020 von einem Einwohnerzuwachs ausgegangen. In den Folgejahren soll die Einwohnerzahl jedoch stagnieren und verbleibt bis zum Jahr 2030 auf einem Niveau von unter 33.000 Einwohnern.
Prognose bezirkliches SIKo
Im bezirklichen Konzept zur Entwicklung der sozialen Infrastruktur (SIKo) wird ebenso mit einer Prognose der Einwohnerzahl für das Gebiet Fennpfuhl gearbeitet. Für den Zeitraum bis 2030 wird hier von einer Einwohnerzahl von 35.800 ausgegangen.[14]
Bewertung
Angesichts der Tatsache, dass die Einwohnerzahl zum Jahresende 2017 bereits knapp unter 33.000 Einwohnern lag, erscheint die Prognose des SIKo realistischer, als die der Senatsverwaltung, was auch daran liegt, dass die SIKo-Prognose aktueller ist.
Prognose neu
Nachfolgend werden mit dem vorhandenen Datenmaterial weitere Szenarien zur möglichen Entwicklung der Einwohnerzahl erarbeitet. Bisher wurde folgendes deutlich:
- Der Einwohnerzuwachs in den vergangenen Jahren betrug im Mittel rund 190 (Zuwachs von 1.294 Einwohnern im Zeitraum von 7 Jahren)
Dieser Einwohnerzuwachs ist das Ergebnis folgender Entwicklungen:
- Wohnungsneubau: Im Betrachtungszeitraum sind 554 Studentenappartements (= 554 Einwohner) und 104 Wohnungen (bei einer angenommenen Wohnungsbelegung zwischen 1,4 und 1,8 Personen je Haushalt wären dies zwischen 140 …. 180 Einwohner) entstanden.
- Austauschprozesse in der Wohnbevölkerung: Die Betrachtung der Entwicklung der Altersstruktur zeigt, dass mit der sich langsam aber erkennbaren Reduzierung der Zahl der über 65-Jährigen und der Zunahme der Familienhaushalte (Zunahme der 27- bis unter 45-Jährigen sowie der 0- bis unter 15-Jährigen) sich folgender Austauschprozess vollzieht: Kleine und ältere Haushalte „verlassen“ das Gebiet und jüngere Haushalte mit Kindern ziehen nach. Dies ist im Vergleich der Altersstruktur von 2016 auf 2017 gut zu erkennen.
Szenario 1: Trendfortschreibung
Nachfolgend wird der Trend des Anstiegs der Einwohnerzahl der vergangenen sieben Jahre mit einem Anstieg um jährlich 200 Einwohner für den Betrachtungszeitraum Jahr 2030 fortgeschrieben. Damit ergäben sich die folgenden Zahlen an Einwohnern [EW] im Gebiet:
Tab. 5: Einwohnerzahlen bei jährlichem Zuwachs um 200 EW
Gemäß dieser Fortschreibung würden im Jahr 2030 ca. 35.400 Einwohner im Gebiet Fennpfuhl leben.
Mit dieser einfachen und sehr statischen Fortschreibung der Einwohnerzuwächse der vergangenen Jahre wird deutlich, dass die im SIKo genannte Zahl von 35.800 Einwohnern im Jahr 2030 erreicht werden kann, auch wenn sie hier unterschritten wird (Differenz von ca. 400 Einwohnern).
Szenario 2: Dynamische Entwicklung- mehr Zuzüge
In diesem Szenario wird davon ausgegangen, dass sich der Austauschprozess im Gebiet (Zuzug junger Haushalte mit Kindern nach „Verlassen“ des Gebietes von älteren vorwiegend kleinen Haushalten) in größeren Dimensionen als bisher vollzieht. Hierbei werden folgende Faktoren berücksichtigt:
- Stärkeres Abschmelzen der Anzahl der Einwohner, die älter als 65 Jahre sind, nach 2017 als in den Vorjahren (bis ca. 2025),
Damit verbunden erhöhter Anstieg der Anzahl der 27 bis unter 45-jährigen sowie der Kinder dieser Haushalte (bis unter 15-Jährige).
Im Ergebnis dieses Prozesses steigt die Einwohnerzahl innerhalb der kommenden ca. 10 Jahre deutlich an (bis 2025), über dem Niveau des Anstieges des Zeitraums 2016 auf 2017. Angenommen werden hier abgestuft Zuwächse von jährlich 350, 300 und 200 Einwohnern.
Eine Stagnation der Einwohnerzahl bzw. ein geringerer Anstieg wird dann ab ca. 2026 zum Tragen kommen, wenn der Überhang der jetzt dominierenden Bevölkerungsgruppe (die über 65-Jährigen) abgeschmolzen ist.
Tab. 6: Einwohnerzahlen bei differenziertem Zuwachs
Insgesamt wäre ein Zuwachs um 2.800 Einwohner im Gebiet denkbar.
Gemäß des hier angenommenen Zuwachses würde die Einwohnerzahl im Gebiet Fennpfuhl bis 2030 auf rund 35.600 Einwohner ansteigen. Mit dieser differenzierten, und stärker an der gegenwärtigen Altersstruktur orientierten möglichen Entwicklung, wird immer noch unter der Prognose des SIKo geblieben (für 2030 werden hier 35.800 Einwohner angenommen).
Szenario 3: Zuzüglich Realisierung neuer Wohnbauvorhaben
Abschließend werden die möglichen Zuwächse an Wohnungen und damit die Zuwächse an Haushalten und Einwohnern in die Betrachtung einbezogen. Hier wird mit der im nachfolgenden Abschnitt „Wohnen“ ermittelten Zahl von 1.850 Wohnungen gearbeitet, die auf Potenzialflächen für Wohnen errichtet werden könnten. Für diese Zahl an WE werden 3.000 zusätzliche Einwohner angenommen, die innerhalb des Szenarios 3 berücksichtigt werden. Da es sich bei diesen möglichen Vorhaben des ergänzenden Bauens um mittel- bis langfristige Umsetzungszeiträume handelt, werden diese Zuwächse erst nach 2025 eingestellt.
Tab. 7: Entwicklung der Einwohnerzahl bei differenziertem Zuwachs und Wohnungsneubau
Unter Berücksichtigung der Realisierung von Vorhaben des ergänzenden Bauens auf Potenzialflächen in der hier dargestellten Größenordnung ab ca. 2025 würde sich die Einwohnerzahl im Gebiet Fennpfuhl um 5.800 auf dann rd. 38.600 Einwohner erhöhen. Innerhalb des Betrachtungszeitraums wäre dies ein erheblicher Zuwachs an Einwohnern (um 18 %), der die vorliegende Prognose des SIKo um rd. 2.800 Einwohner übersteigt.
Vergleich der Szenarien
Tab. 8: Vergleich der Szenarien
Neben den im Gebiet in den kommenden Jahren sich deutlich beschleunigenden Austausch- und damit Verjüngungsprozessen kommt es gemäß der Szenarien auf die Wohnungs-zuwächse im Gebiet an, was mit dem Szenario 3 deutlich wird.
Entwicklung der Altersstruktur
Folgende Voraussetzungen sind für die künftige Betrachtung der Altersstruktur von Bedeutung:
- Dominanz der über 65-Jährigen im Gebiet, der jedoch im „Abschmelzen“ begriffen ist,
- Zuwachs der Gruppe der 27- bis unter 45-Jährigen („Eltern-Generation“),
- Zuwachs der Gruppe der 0 bis unter 15-Jährigen sowie der 15- bis unter 18-Jährigen („Kinder- Generation“).
In den vorhergehenden Szenarien sind bereits die Annahmen für die künftige Entwicklung der Einwohnerzahl dargestellt. Nunmehr werden diese „Wachstumszahlen“ auf die jeweiligen Altersgruppen übertragen. Folgende Annahmen zur Entwicklung der Altersgruppen werden getroffen:
Tab. 9: Entwicklung der Altersgruppen
Die hier dargestellten Prozente der Entwicklung innerhalb der Altersgruppen entsprechen dem Trend, der aus der Tabelle der bisherigen Entwicklung der Altersstruktur resultiert. In diese Werte wurden daneben qualitativ als Anhaltspunkt die Daten der Altersstruktur der Mitglieder der WGLi berücksichtigt.
In den folgenden Tabellen wird dargestellt, wie sich die Altersgruppen im Gebiet Fennpfuhl im Betrachtungszeitraum bis 2030 entwickeln. Grundlage der folgend dargestellten Zahlenreihen sind die Annahmen des Szenarios 2, in dem differenziert auf die möglichen Entwicklungen innerhalb der Altersstruktur, die damit verbundene Zahl der Einwohner im Gebiet sowie das jährliche Anwachsen der Einwohnerzahl eingegangen wird.
Die beiden Tabellen hierzu sind wie folgt aufgebaut:
- Links sind die Altersgruppen dargestellt, daneben die jährliche Entwicklungsannahme (vgl. Tab. 9).
- Die betrachteten Jahre folgen; jährlich immer die absoluten Zahlen.
Ab dem Jahr 2020 werden immer in den geraden Jahren die [%] hinzugezogen, um den Anteil der jeweiligen Altersgruppe an der gesamten Einwohnerzahl zu veranschaulichen. So kann verfolgt werden, wie sich das Verhältnis der Altersgruppen bei dieser Modellrechnung verändert.
Tab. 10 / 1: Entwicklung der Altersstruktur 2018 bis 2024
Tab. 10 / 2: Entwicklung der Altersstruktur 2025 bis 2030
Folgendes wird deutlich:
Aufgrund der jährlich „eingeplanten“ Entwicklungen in den Altersgruppen treten im Betrachtungszeitraum deutliche quantitative Veränderungen in den Altersgruppen auf.
- Künftig (hier ermittelt bis 2030), würde gemäß der aufgezeigten Berechnung das Gebiet Fennpfuhl stärker von Familien mit Kindern geprägt.
- Die Altersgruppe der 27- bis unter 45-Jährigen nimmt um 3.200 EW auf dann 12.219 EW zu. Parallel dazu würde sich die Anzahl der bis unter 6- Jährigen um 994 EW auf 2.885 EW und die 6 bis unter 15-Jährigen um 576 auf 2.600 EW erhöhen.
- Demgegenüber reduziert sich die Zahl über 65-Jährigen um rd.1.880 EW auf knapp 7.340 EW. Damit verliert diese Altersgruppe ihre Dominanz.
- Gemeinsam mit den über 55-Jährigen würde sie dennoch mit über 27% einen Großteil der Wohnbevölkerung im Gebiet ausmachen.
Bei der Betrachtung der Lebensbäume der WGLi wird deutlich (insbesondere am Lebensbaum 2015), dass dieser hier in Zahlen ausgedrückte Prozess bereits abläuft. Wird allein berücksichtigt, dass bei den Mitgliedern der WGLi selber rd.3.500 EW älter als 65 Jahre sind, und werden (vermutlich geringere) Anteile dieser Altersgruppen der in den Wohnungen der HOWOGE Lebenden hinzugefügt, erscheint die Reduzierung der Zahl der älter als 65- Jährigen um knapp 1.900 EW als plausibel.
Diese Zahlen erscheinen als recht gravierend. Zur Prüfung ihrer Plausibilität wird folgende Rechnung durchgeführt:
- Unter der Voraussetzung, dass zwei Drittel der über 65-Jährigen in 1-Personen-Haushalten leben und das verbleibende Drittel als 2- Personen- Haushalte würden bei einer Minderung der über 65-Jährigen um 1.880 EW genau 1.564 Wohnungen frei werden.
- Eine zweite Voraussetzung ist, dass die über 65-Jährigen in Wohnungen leben, die ihre Haushaltsgröße übersteigen, z.B. in Wohnungen mit 2 und 3 Zimmern.
Bei den bereits jetzt in Gang befindlichen Austauschprozessen würden demzufolge diese 1.564 WE von größeren Haushalten bezogen werden. Die mögliche Einwohnerzahl in diesen Wohnungen würde gemäß unten stehender Tabelle in folgender Größenordnung ausfallen:
Tab. 11: Mögliche Zahl von Einwohnern bei unterschiedlicher Wohnungsbelegung
Je nach Wohnungsbelegung kann die Anzahl neu hinzukommender Einwohner zwischen gerundet 2.200 und 2.800 Einwohnern betragen.
Zusammenfassung
Bisherige Einwohnerentwicklung
Im Gebiet Fennpfuhl leben gegenwärtig rund 32.800 Einwohner (2017). Innerhalb der vergangenen Jahre hat sich die Anzahl der Einwohner von 32.000 (2013) um 800 Einwohner erhöht, was einem mittleren Einwohnerzuwachs von 200 Einwohnern im Jahr entspricht. Besonders hoch war der Einwohnerzuwachs von 2016 auf 2017 mit rd. 270 Einwohnern.
Bisherige Entwicklung der Altersstruktur
Die Altersstruktur ist gegenwärtig geprägt von einem starken „Übergewicht“ der Einwohner, die 65 Jahre und älter sind, sie stellen gegenwärtig 28 % der Einwohner des Gebietes. Zusammen mit den Einwohnern, die zwischen 55 und 65 Jahren sind (10%) bedeutet dies, von 10 Einwohnern im Gebiet sind 4 Einwohner 55 Jahre oder älter.
Aus der Betrachtung der Entwicklung der Altersstruktur wird deutlich, dass jedoch ein Prozess der Verjüngung der Einwohner im Gebiet eingesetzt hat: Ein Abschmelzen des Überhangs der Einwohner, die älter als 55 Jahre sind, ist erkennbar, gleichfalls eine Zunahme der jüngeren Altersgruppen, insbesondere der Haushaltsgründer und –vorstände sowie der Kindergenerationen. Für die Betrachtung der künftigen Entwicklung der Altersstruktur wird davon ausgegangen, dass sich dieser Prozess in den nächsten 6 bis 8 Jahren intensiver fortsetzen wird.
Künftige Entwicklung der Einwohnerzahl
Prognosen der Senatsverwaltung sowie im bezirklichen SIKo gehen von Zuwächsen der Einwohnerzahl aus; für den Betrachtungszeitraum 2030 werden im SIKo 35.800 Einwohner angenommen. Um diese Zahl zu validieren ist in drei Szenarios geprüft worden, welche Einwohnerzahl möglich ist, wenn gebietsspezifische Trends beachtet werden. Es wird davon ausgegangen, dass die Einwohnerzahl im Gebiet weiter ansteigt, da sich die altersstrukturell bedingten Austauschprozesse der Wohnbevölkerung („alt gegen jung“) wahrscheinlich steigern und fortsetzen werden.
Hier zeigt sich, dass sowohl bei der Fortschreibung der Einwohnerzuwächse um jährlich 200 EW (Szenario 1) sowie bei einem differenzierten Einwohnerzuwachs (Szenario 2: bis 2021 um 350 EW je Jahr, folgend bis 2023 um 300 EW jährlich, 2024 und 2025 200 EW/Jahr und bis zum Ende des Betrachtungszeitraums 2030 um 80 EW/Jahr) die Einwohnerzahlen im Szenario 1 bei 35.200 EW und im Szenario 2 bei rd. 35.600 EW liegen. Lediglich bei Umsetzung von Vorhaben auf Potenzialflächen ist mit einem weiteren Wachstum zu rechnen (auf dann 38.600 EW).
Künftige Entwicklung der Altersstruktur
Die Altersstruktur wird innerhalb des Prognosezeitraums deutlichen Veränderungen unterliegen, der erkennbare Prozess des Austausches der Bevölkerung wird sich weiter und voraussichtlich intensiver fortsetzen.
Die Anzahl der „Haushaltsvorstände“ wird sich von gegenwärtig rd. 8.700 auf 12.100 EW erhöhen, gleichfalls die Zahl der unter 6-Jährigen von 1.800 auf 2.800 EW, die Zahl der 6 bis unter 12-Jährigen von 2.000 auf 2.600 EW; das Gebiet wird damit jünger.
Gleichzeitig reduziert sich die Zahl der über 65-Jährigen von 9.300 auf rd. 7.340 EW.
Folgen für die Gebietsentwicklung
Mit dem Zuwachs an Einwohnern und dem altersstrukturell bedingten Austausch der Bevölkerung wird die Anzahl der Personen je Haushalt in den Wohnungen des Gebietes erhöhen. Von gegenwärtig 1,78 EW/WE (bei 32.823 EW 2017 und 18.460 Wohnungen) steigt die Haushaltsgröße auf 1,87 EW/WE (bei 35.623 EW 2030 und dann 19.012 Wohnungen, Stand nach Fertigstellung der Bauvorhaben in 2019, vgl. folgende Seite unten).
Insbesondere die wachsende Zahl von Kindern und Jugendlichen erfordert die Bereitstellung von ausreichend Plätzen im Bereich der sozialen Infrastruktur (Kita, Schulen). Es gilt, familiengerecht zu planen, die Bedürfnisse aller Bevölkerungsgruppen und im Bedarfsfall der sich verändernden Struktur anzupassende Gebäude zu berücksichtigen.
[11] Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (2016): Bevölkerungsprognose 2015-2030
[12] BA Lichtenberg, Abt. Stadtentwicklung, Tabelle kleinräumige Bevölkerungsentwicklung 2016-BZR
[13] SIKo (Arbeitsstand Februar 2018, S. 13).
[14] Stichtag ist der 31.12.2017.
[15] Vgl. Tabelle Altersstruktur
[16] Vgl. Tabelle 2 Altersstruktur
[17] Vgl. Tabelle 2 Altersstruktur
[18] Ab hier werden zu den 80 Einwohnern, die als Zuwachs gemäß Szenario 2 gewertet werden, weitere 600 Einwohner jährlich hinzugefügt, die aus dem Wohnungszuwachs von Vorhaben des ergänzenden Bauens auf Potenzialflächen resultieren, vgl. Tab. 16 Seite 43.
[19] Dieses Szenario wird bei der folgenden Entwicklung der Altersstruktur verwendet. Es bildet aus Sicht des Zeitraums der Erstellung der städtebaulichen Rahmenplanung die Entwicklung der Einwohnerzahl realistisch ab.