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Janusköpfigkeit

Nikolaiviertel PKW Lautes Anfahren Lautes Motorengeräusch laute Musikanlage unnötiges Hupen Diese lauten Ereignisse treten vor allem tagsüber auf. Sonstiges (Bitte im Freifeld spezifizieren)

Ich wohne im so genannten Nikolaiviertel in Mitte. Kein Ort, wo ich Idylle und die Stille erwarte. Und doch: Als ich kurz nach 2000 hier hinzog, wusste ich: Die Wege sind Fußgängerzonen, die Restaurants und Cafés sind keine Anziehungspunkte für feierwütige Billigfliegertouristen. Wunderbar. Doch mit den Jahren zeichnete sich ein anderes Bild: Der Lieferverkehr mit Convience-Food (mit den lauten Kühlvorrichtungen, gerne auch mal eine Stunde unter dem Balkon) findet den ganzen Tag statt (und nicht nur wie auf den Schildern zu lesen ist bis 11 Uhr). Der Individual-Autoverkehr ist rege - trotz Sackgassen: Nicht nur Anwohner:innen parken dort, hupen, knallen die Autotüren, sondern auch verirrte Touristen mit ihren Wägen, parken, hupen, wenden, was wiederrum zu Hupkonzerten der anderen nicht erlaubten Fahrer:innen führt ... Schilder werden ignoriert und generelle Rücksichtnahme findet nicht statt. Auch manche neue Kneipen (die ich beim Hinzug in das Viertel nicht erahnen konnte) lassen "Musik" über Außenlautsprecher unter den Wohnungen der Anwohner:innen laufen - manchmal leise, häufig laut. Was ist das für eine seltsame Marotte? Darauf angesprochen heißt es lapidar: "Nach 22 Uhr machen wir es leiser." Hä? D.h., sonst kann ich nicht lüften oder den Balkon benutzen, wenn ich nicht ungewollte Musik hören möchte? Dazu kommt natürlich noch der Lärm der Tourist:innen, der mich jetzt nicht so sehr stört: Zum einen ist er wie eine Klangtapete, die irgendwie überhörbar ist, zum anderen war mir das bei Einzug auch klar. Doch auch hier gibt es unschöne Entwicklungen: Schreien, Lautes Singen etc. Das gab es am Anfang nicht. Overtourism? Auch parken Mitarbeiter:innen von manchen Lokalen in der Fußgängerzone. Darauf angesprochen, wurde mir von einem Kneipenbesitzer Gewalt angedroht. Das macht mir Angst. Auch regelmäßge Strafzettel halten ihn nicht davon ab. In den Niederlanden z.B. würde sein Auto umgehend abgeschleppt oder mit einer sogenannten "Krake", einer Wegfahrsperre versehen, die erst nach Zahlung von mind. € 300 wieder entriegelt wird. Das wiederholt er dann wohl nicht mehr. Hier kann jeder so weitermachen wie er will - zu Lasten derjenigen, die hier in Frieden leben wollen. Der "Stärkere" bestimmmt das Geschehen. Das kann wohl nicht die Idee des Zusammenlebens in der Stadt sein. Vor einiger Zeit hupte mich ein Autofahrer auf der Fußgängerzone an. Ich riet ihm wie sinnvoll vorgeschrieben Schrittgeschwindigkeit zu fahren. Er blökte zurück: "Ja, das sind 50 km/h." Zur Respektlosigkeit kommt in vielen Fällen auch noch Dummheit dazu (Info: Schrittgeschwindet bedeutet 5 km/h). Zudem war nicht klar, ob er berechtigt war, überhaupt die Fußgängerzone zu befahren. Apropos Leben: Ich möchte betonen, dass ich in diesem Viertel nicht nur wohne, sondern auch lebe. Und ich möchte, dass das auch respektiert wird und die gemeinsamen Regelungen von allen eingehalten werden. Das sehe ich immer weniger. Die WBM sieht dieses Viertel als ihr Geschäftsmodell und nicht als Wohn- und Lebensort von gut 1500 Menschen, trotz entsprechender Presseartikel und Hochglanzbroschüren. Die Menschen wohnen hier und sind eine nette Einnahmequelle, doch hofiert werden die Geschäftsleute, zumindest, die gut zahlen. Geschäfte und Lokale sind okay, aber die Ausrichung ist doch sehr einseitig, Und die Touristen lassen sich darin einspannen und glauben den Gaukeleien von "Berliner Altstadt", "Original Berliner Küche" etc. Über die Enthistorisierung des Ortes zu schreben, ist hier nicht der richtige Ort. Aber es gehört alles zusammen. Und der Lärm, der zu vermeiden wäre, wird wenig diskutiert, da es für viele wohl dazugehört und gehandelt im Sinne eines nachhaltigen und lebenswerten Viertels wird nicht. Warum nicht? Ein Schrankensystem wie es vielerorten vorhanden ist, wäre eine Möglichkeit. Woanders funkitioniert es, hier scheinen sich Verantwortliche nicht zu trauen. Nun soweit. Dabei sind meine Anmnerkungen nur ein Auschnitt.

Besten Dank.

Janus erstellt am
Referenznr.: 2023-19644

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