Kiezblock ist kein Projekt mit einem positiv nach vorn gerichteten Zukunftsziel
Guten Tag,
das Projekt Kiezblock im Komponistenviertel soll versuchen den „ortsfremden Durchgangsverkehr aus dem Wohnviertel herauszuhalten“. Die Verkehrsberuhigung ist zu begrüßenden aber wer ist hier Ortsfremd?
Der Kiezblock ist kein Projekt mit einem positiv nach vorn gerichteten Zukunftsziel. Der Kiezblock zielt auf Abschottung, Ausgrenzung, Diskriminierung und Bevormundung aller ab die einen PKW nutzen, ob „ortsfremd“ oder Anwohner.
Erreicht haben Sie mit der Einführung in der 22. Kalenderwoche einen Dauerstau inkl. zusätzlicher Staub- und Lärmbelästigung auf der Smetanastraße sowie allen zuführenden neu eingerichteten Einbahnstraßen. Die Belastung war im Vorfeld nicht im Ansatz so hoch. Aufgrund des Staus ist die Nutzung der Bizetstraße als Fahrradstraße nicht möglich.
Sie sorgen für eine zunehmende Aggressivität zwischen Fahrradfahrenden und Autofahrenden. Bereits nach einer Woche haben wir ähnliche Zustände wie in der Rigaer Straße erreicht, wo Fahrzeuge ohne B Kennzeichen zerkratzt werden und Autofahrende von Lastenradfahrenden attackiert und beleidigt werden.
Sie sorgen für eine unnötige Umweltbelastung durch eine nicht nachvollziehbare Verkehrsführung. Anwohnende, die in den neu ausgewiesenen Einbahnstraßen einen Parkplatz suchen und vielleicht nicht finden, müssen Kilometerlange Umfahrungen hinnehmen um wieder zu Ihrem Wohnort zu gelangen. Das trifft insbesondere für den Bereich des Kiezblocks Herbert-Baum Straße zu. Die Bewegungsfreiheit des einzelnen wird in einem unvorstellbaren und unzumutbaren Maß eingeschränkt.
Die neue Verkehrsführung erhöht das ohnehin schon hohe Verkehrsaufkommen auf der Berliner Allee nochmals um ein vielfaches. Die Folgen sind jeden Tag sichtbar und so dramatisch das selbst die Presse darüber berichtet. Das Projekt ist eine Beeinträchtigung für den gesamten Bezirk Weißensee.
Zukunftsgerichtet wäre der Ausbau der Berliner Allee als Ausfahrtstraße zum Berliner Ring. Kein „Ortfremder“ würde dann auf die Idee kommen die Bizetstraße zur Umfahrung zu nutzen. Die Börnestraße, Roelckestraße, Gustav-Adolf-Straße oder Parkstraße wären frei vom Pendelverkehr. Kiezblockprojekte wären völlig überflüssig.
In Madrid wurde vor einigen Jahren die Hauptverkehrsachse einfach unter die Erde gelegt. Die Stadt wurde verkehrsberuhigt. Parks, Spielplätze und Fahrradstraßen sind entstanden. Das ist zukunftsorientiert ohne Diskriminierung, Einschränkungen und Bevormundung.
Zukunftsgerichtet wäre auch eine Politik der neuen Möglichkeiten und Alternativen anstelle von Verboten, Einschränkungen und Frust auf „Ortfremde“. Welche Alternativen und Möglichkeiten bieten Sie den Anwohnenden? Welche Alternativen bieten Sie dem Pendelverkehr, der täglich durch Weißensee fährt? Der öffentliche Nahverkehr wurde und wird nicht ausgebaut. Er wird nur preiswerter und voller und schreckt immer mehr Berliner und Berlinerinnen ab ihn zu nutzen. Eine Alternative stellt er nicht dar. Das Fahrrad ist im Sommer sehr schön aber was ist in der kalten und dunklen Jahreszeit?
Auf Ihrer Informationsseite vom Bezirksamt Pankow (https://www.berlin.de/ba-pankow/politik-und-verwaltung/aemter/stadtentwicklungsamt/mobilbericht/artikel.1295480.php#NL) vermitteln Sie den Eindruck von Transparenz und Mitsprache. Wie wurden Anwohnende von der Seite und Ihrem Vorhaben informiert? Die meisten Anwohnenden wurden vom Projekt überrollt und überrumpelt. Das Zeigt die Initiative einer Lydia S. mit Ihrer Petition gegen die Maßnahmen. Mehr als 1300 Menschen haben sich bis 07.06.2023 der Petition gegen das Kiezblockprojekt angeschlossen.
Ich arbeite in der Berliner Allee 16 und habe weder einen Flyer gesehen noch wurde mir die Möglichkeit an einer Diskussion und Beteiligung im Vorfeld angeboten.
Auf meine Anfrage beim Stadtentwicklungsamt, wie ich mich bei künftigen Projekten vor Umsetzung an einer Diskussion und Gestaltung beteiligen könnte, habe ich keine Antwort bekommen. Als Berliner alle 7 Tage ein ca. 40 seitiges Amtsblatt lesen um mich zu informieren halte ich für keine zumutbare Lösung.
Die Polizei hat im Vorfeld ihre Bedenken zur Verkehrsführung angemeldet und auf Probleme und Risiken hingewiesen. Ohne Beachtung. Vielleicht machen es alle so wie DHL, die Müllentsorgung oder die Polizei wir beachten die Einbahnstraßenschilder einfach nicht.
Berlin ist eine Großstadt. Wenn Wilhelm Ortfremde nicht mag, leere Straßen und Plätze erwartet sowie Ruhe am Tag und in der Nacht muss er aufs Land ziehen. Das Projekt Kiezblock im Komponistenviertel ist nett gemeint aber in der Planung, Kommunikation und Umsetzung eine Katastrophe die unbedingt überarbeitet werden muss.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Karnath