Endlich ein Kiezblock, Perspektivwechsel der Autofahrenden würde sich lohnen
Ich habe drei Kinder, die hier im Kiez zur Schule und in die Kita gehen und ich bin so froh, dass es die neuen Verkehrsregelungen zur Reduzierung des Durchfahrtverkehrs gibt. Nach der Phase der Gewöhnung werden sich sicher auch die immensen Staus der Vergangenheit angehören. Wenn tatsächlich alle, die normalerweise die Berliner Allee über den Kiez umfahren und nachmittags auch schon vorher an Stau grenzende Autokolonnen in der Bizetstraße verursacht haben, verstanden haben, dass der Kiez eben nicht mehr der Durchfahrt dienen kann, wird sich die Situation verbessern. Bis dahin muss die Polizei regelmäßig kontrollieren, dass Autofahrende Einbahnstraßen und Fahrradstraßenregelungen nicht einfach ignorieren. Mich schockiert, dass viele Autofahrende es offenbar als Gewohnheitsrecht verstehen, genauso zu fahren wie immer und dass es vielen - auch hier Kommentierenden und insbesonderen Anwohner:innen - so schwer gelingt, einen Perspektivwechsel zu vollziehen sich selbst nicht nur primär als Autofahrende zu sehen. Ja, Autofahrende müssen nun auf der Berliner Allee bleiben und ein paar Minuten länger an der Ampel stehen. Ja, die Parkplatzsuche für Anwohner:innen ist nun aufwendiger. Aber "einfaches" und bequemes Autofahren sollte nicht die einzige und wichtigste Prämisse sein, nach der Stadtviertel und Wohnorte gestaltet werden, auch wenn dies in der Vergangenheit in Deutschland fast immer der Standard war. Auch Anwohner:innen mit Autos sind vermutlich ab und an zu Fuß unterwegs, haben Kinder oder Enkelkinder, die sich im Kiez bewegen. Und selbst wenn nicht, wäre es einen Versuch wert, zu überlegen, gegen was die aufwendigere Parkplatzsuche bei einem funktionierenden Kiezblock nach der Gewöhnungsphase und unter Einhaltung der Regeln eingetauscht wird: Ein ruhigeres Wochngebiet, sichere Schulwege, weniger Lärm und Abgase. Bisher ist der Schulweg für viel Kinder nachmittags nicht eben sicher gewesen, oft hielten Autos nicht einmal am Zebrastreifen an, viele beschleunigten unvorhergesehen plötzlich in den Seitenstraßen, mitunter ist am Zebrastreifen überholt worden, Fahrradfahrende wurden durch Hupen, dichtes Auffahren und sehr dichtes Vorbeifahren bedrängt - und nach dem Überholen von Fahrrädern beschleunigen einige Autofahrende dann auch gern deutlich.
Wenn der Durchgangsverkehr tatsächlich wegbleibt, werden Anwohner:innen den Kiez auch ohne Stau verlassen können und auch Rettungsdienste werden durchkommen. Die Baustellen auf der Berliner Allee mögen nervenaufreibend sein für Autofahrende, dürfen aber kein Grund sein, Verkehr durchs Viertel zu leiten. Denn dann gäbe es vermutlich nie einen Kiezblock.
Es lohnt sich sicher, gemeinsam mit allen Anwohner:inenn - Autofahrenden, Fußgänger:innen, Kindern und Erwachsenen - zu schauen, ob die Einbahnstraßenrelegungen genauso wie sie jetzt sind bleiben sollten oder man es noch besser gestalten kann. Aber grundsätzlich sollte das Projekt unbedingt weitergeführt und bis zur Einhaltung der Regeln durch alle Verkehrsteilnehmenden auch von der Polizeit kontrolliert werden.