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Der Kranoldplatz als Kiezzentrum

rund um den Kranoldplatz, Jungfernstieg, Kreuzung Bahnunterführung

Zweimal in der Woche gehe ich – seitdem ich im „Unruhestand“ bin regelmäßig – zum Kranoldplatz. Das ist an den Markttagen. Der größte Teil des wöchentlichen Einkaufs lässt sich so über überwiegend regionale Produkte klimaneutral per Fahrrad erledigen. Zu einigen der Markthändlerinnen und Markthändlern habe ich, glaube ich, einen guten Kontakt. Sie bieten gute Qualität, nehmen Wünsche entgegen, beraten, es wechseln freundliche Worte hin und her, manchmal gibt es einen kleinen Plausch oder sogar einen Rezeptaustausch bezogen auf die jeweiligen Produkte.

Oft treffe ich Freunde, Bekannte und Nachbarn.

Kurz: An den Markttagen lebt der Platz. Er ist ein Anziehungspunkt.

Aber: Es ließe sich noch viel verbessern!

Lebendiges Kiezzentrum und Aufenthaltsqualität im Kranoldkiez

Die Gegend rund um den Kranoldplatz ist das Zentrum des Kiezes Lichterfelde Ost. Derartige Kiezzentren sind eine typische Besonderheit der Stadt Berlin.

Forderungen in diesem Zusammenhang:

  • Das Kiezzentrum sollte durch eine vielfältige, kleinteilige Gewerbe- und Dienstleistungsstruktur sowie medizinische Angebote zu Erledigungen vor Ort einladen.
  • Es sollte Sicherheit bieten, für Wohlbefinden sorgen, ein sozialer Treffpunkt sein und Sinnlichkeit erleben lassen.
  • Es braucht KEINE weiteren großen Supermärkte, Ketten oder Häufungen von weitgehend identischen Dienstleistungsangeboten (nur als Beispiel: Hörgeräteläden).

Vor allem, aber nicht nur in Zusammenhang mit Einkäufen und Nutzung von Dienstleistungen, Ärzten u. ä. sollte es Orte zum angenehmen Verweilen (Ruhe-, Grün- und Freiräume), sowie Orte der Lebendigkeit mit möglichen sozialen Kontakten, mit lockenden Kiez-Events, mit kulinarischen Genussmöglichkeiten u.a.m. geben. Der an fünf Tagen pro Woche zugeparkte Kranoldplatz bietet das bislang an diesen Tagen in keiner Weise – im Gegensatz zu dem leider vor einiger Zeit vom Großinvestor Huth zerstörten traditionellen Ferdinandmarkt. Die ehemalige Fläche des (privaten) Ferdinandmarktes wurde jahrzehntelang immer wieder genutzt als Treffpunkt mit Verzehrmöglichkeit, für Basare, Weihnachts- und Kunstmärkte und anderes mehr bis hin zu einer tollen, leider nur einmaligen, Silvesterfeier mit Anwohnern, Gewerbetreibenden, Markthändlern - mit verschiedenen kleinen Leckereien und Getränken, mit Musik und Tanz und einfach jeder Menge Spaß für die Feiernden.

Einige Ideen für mehr Aufenthaltsqualität im Kranoldkiez:

  • Insbesondere der Kranoldplatz sollte eine Mehrfachnutzung ermöglichen.
  • Erhalt und Weiterentwicklung des bezirklichen Marktes am Kranoldplatz.
  • Bei allen etwaigen Umgestaltungen des Kranoldplatzes darf unter keinen Umständen und zu keiner Zeit der Erhalt des Kranoldmarktes gefährdet oder erheblich eingeschränkt sein. Er sollte vielmehr in der Fläche durch Nutzung und Umbau der umliegenden kleinen Straßen und breiten Bürgersteige für Marktstände noch erweitert und in der Qualität durch vielfältige Angebote weiter verbessert werden. Die Markthändler/innen sind durchweg in mögliche Veränderungsprozesse einzubeziehen. Abstellmöglichkeiten für Marktfahrzeuge sind sicherzustellen; sie müssen aber nicht zwangsläufig direkt hinter den Marktständen auf der Straße zur Verfügung stehen.
  • Der Kranoldplatz könnte stadtplanerisch z. B. durch Bäume, ggf. andere oder zusätzliche Schattenspender gegen die starke Sonneneinstrahlung, Sitzgelegenheiten, begrünte Lärmschutzvorkehrungen, Spielmöglichkeiten für kleine Kinder, Rücknahme oder zumindest erhebliche Einschränkung von KfZ-Abstellflächen aufgewertet werden und so zum Verweilen einladen.
  • Sofern sich der frühere Ferdinandmarkt nicht mit seinen bereits beschrieben - auch kulturellen – Angeboten reaktivieren lässt (wovon wohl leider ausgegangen werden muss), sollte der Kranoldplatz mehrmals im Jahr für kulturelle und sonstige Kiezangebote und -events zur Verfügung stehen. Ein Umgestaltungskonzept sollte eine Mehrfachnutzung zum Ziel haben.
  • Die gastronomischen Angebote sollten erweitert werden und verschiedenste Qualitätsstufen und Bedürfnisse abdecken (von einfach bis gehoben, von mal eben nebenbei bis genussvoll Zeit verbringen, von drinnen bis draußen).
  • Als „Ruhezone“ mit gastronomischen Angeboten sollte auch der Bereich am nördlichen Bahnhofseingang am Jungfernstieg ausgeweitet werden. Hier könnte die Fläche um die begrünte Mittelinsel herum baulich auf eine Höhe gebracht, für Autos gesperrt und mit mehr Sitzgelegenheiten ausgestattet werden.

Mobilität

Ich wünsche mir für den Kranoldkiez die Entwicklung und Umsetzung eines Verkehrskonzepts für eine zukunftsfähige, energiesparende, klimafreundliche, lärmgeminderte, gesunde, sichere, Mobilität für alle Teilnehmenden von jung bis alt, von beweglich bis eingeschränkt beweglich, für Fahrradfahrende, Fußgänger, ÖPNV und Autos.

Einige Ideen dazu:

  • Die täglichen Wege im Kiez sollten möglichst zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu bewältigen sein.
  • Dafür braucht es z. B. eine sichere Verkehrsführung für Fahrradfahrende im weiteren Bereich der Kreuzung Königsberger Str./ Morgensternstr./ Jungfernstieg/ Brauerstr./ Oberhofer Weg/ Kranoldplatz/ Lankwitzer Str.
  • Mehr (zeitbegrenzte) Parkplätze ausschließlich für in ihrer Mobilität Eingeschränkte rund um den Kranoldplatz ausweisen
  • Für ältere und in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen, die im Kiezzentrum Einkäufe erledigen/erledigt haben wollen, könnten mehr Lieferdienste für Lastenfahrräder und/oder Zubringer-Kleinbusse zumindest an den Markttagen angeworben werden.
  • Vor allem auf dem Kranoldplatz keine oder zumindest weniger Kfz-Parkplätze für übrige VerkehrsteilnehmerInnen; stattdessen auf die bereits vorhandenen und m. E. nicht ausreichend genutzten vorhandenen Parkhäuser ausweichen
  • mehr Platz für die Wartenden an Bushaltestellen, ohne dass diese die übrigen Fußgänger, Einkaufenden, Warteschlangen für Bankbesucher u. ä. stören. Konkret könnte die Haltestelle vor der Bäckerei Walff, Lankwitzer Str., verlegt und vergleichbar der gegenüberliegenden vor dem Eingang des Bahnhofs gestaltet werden.
  • den Jungfernstieg als Fahrradstraße ausweisen, die ansonsten nur von Anwohnenden per Auto befahren werden darf, inkl. einer Sperrzone für Autodurchfahrt vergleichbar z. B. der Prinzregentenstr. in Wilmersdorf. Die Fahrradstraße könnte weitergeführt werden bis zur Leonorenstr. in Lankwitz (über Gärtnerstr., Kaulbachstr.). Damit wären die Ortsteile Lichterfelde Ost und Lankwitz zumindest für weniger eilige Radfahrer sicherer und angenehmer verbunden. Dennoch sollte ein Fahrradweg in der Kaiser-Wilhelm-Str. weiterhin bestehen.
  • Neben den bereits zur Verfügung gestellten sicheren Fahrrad-Abstell-Bügeln im Jungfernstieg sollte es weitere geben z. B. im Oberhofer Weg und in der Ferdinandstr.
  • Für den motorisierten Verkehr sollte Kranoldplatz/ Lankwitzer/ Kaiser-Wilhelm-Str. als Tempo 30 Zone ausgewiesen werden, so dass dieser Bereich zumindest sicherer und weniger lärm- und emissionsbelastender wird.

Ein Verkehrskonzept, dass derartige Dinge für den Kranoldkiez berücksichtigt, ist dennoch als „Teil des Ganzen“ zu sehen und muss sich in die bezirkliche Situation einpassen lassen. Denn natürlich braucht es Verbindungsstraßen, die für aktuell (noch) bestehende Verkehrsflüsse nutzbar sein müssen, ohne dass der motorisierte Verkehr in kleine ruhige Anwohnerstraßen „abgedrängt“ würde.

 

Dorit Grieser erstellt am
Referenznr.: 2021-12926

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