Ein Plan für die Zukunft muss her!
Eine wesentliche Frage ist doch auch, wie wir uns unseren Verkehr in der Zukunft vorstellen. Womit wollen wir in 5 oder 10 Jahren mobil sein? Und was sind wir dann noch bereit, dafür zu opfern?
Zu den momentanen Belastungen gehören auch im Mikrokosmos Kaskelkiez
- die Lärmbelastung
- das Gesundheitsrisiko durch Abgase
- das Unfallrisiko durch den Verkehr
- die Vergeudung von Flächen für Parkplätze
Niemand wird ernsthaft traurig sein, wenn all diesen Missständen ein Ende gesetzt werden könnte. Vor allem dann nicht, wenn sie oder er selbst auf nichts verzichten müsste. Aber ist das Wohl der Allgemeinheit ohne den Verzicht des Einzelnen realistisch? Kaum. Vieles ist auch viel zu gewohnt, als das wir es uns anders denken könnten. Aber es gibt gut funktionierende Beispiele, die Vorteile für viele bieten.
Durchgangsverkehr vs. eigene Mobilität?
Eine Beschränkung des Durchgangsverkehrs geht nicht unbedingt mit dem Verlust der Mobilität der Anwohner einher. Zum Teil kann das hier auch ganz förderlich sein, wenn man an die vielen Staus in unseren Straßen denkt. Denkbar wäre ein Zufahrtsverbot mit der Ausnahme von Anliegern (sofern es denn auch konsequent kontrolliert wird!) oder die Übernahme der bewährten Kiezblockmodelle mit immer gleichen Ein- und Ausfahrten, um Durchfahrten zu verhindern.
Natürlich schränkt unsere Freiheit dann die Mobilität der Durchfahrenden ein. Die Frage ist, was wiegt mehr? Muss beispielsweise die Türrschmidtstraße – eine kleinstädtisch anmutende „Gasse“ mit lautem Kopfsteinpflaster - tatsächlich als tausendfache Abkürzung zwischen Ostkreuz und Weitlingkiez oder als Entlastungsroute für eine verstopfte Hauptstraße herhalten und wiegt das die oben benannten Risiken auf?
Dafür hat der Verkehrsplan eigentlich andere Straßen vorgesehen, nur dass diese damals nicht ausreichend dimensioniert wurden. Zudem ist längst bekannt, dass mehr Straßen zu mehr Verkehr einladen. Eine „Abschottung“ des Kaskelkiezes würde die Verkehrssituation in Berlin nicht verschärfen. Die Verkehrsbelastung ist bereits am Limit und die Umsetzung eines Durchfahrtverbots würde eher die Attraktivität des Fahrradverkehrs und eine Förderung des ÖPNV bedeuten, hätte also auch verkehrsplanerisch sinnvolle und gewollte Aspekte.
Förderung des Fahrradverkehrs und des ÖPNV
Der südliche Kiez ist bereits hervorragend an den ÖPNV angeschlossen. Demnächst soll endlich auch der Zugang von der Marktstraße zum Ostkreuz geöffnet werden. Im Norden fehlen so etwas wie Busse für die Älteren. Weniger erfreulich und, wenn wir ehrlich sind, fast schon lebensgefährlich ist die Verkehrssituation für Radfahrende auf den umliegenden Straßen. Ob der Umbau der Karlshorster Straße eine Verbesserung bringt, ist zumindest fraglich. Der Durchgang ist einfach zu eng dimensioniert für die vielen verschiedenen Verkehrsteilnehmer. Zudem wird der Individualverkehr noch zu Lasten der Fußgänger und Radfahrenden bevorzugt. Im Kiez bewegt sich der Großteil der Radfahrenden auf den Gehwegen – anscheinend laden das Kopfsteinpflaster und der Autoverkehr nicht zu einer Nutzung der Straße ein. Auch das stellt eine Unfallgefahr dar. Es fehlen komfortable Fahrradwege.
Individualverkehr vs. CarSharing
Ein nicht unerheblicher Teil von uns wird sich auch weiterhin einen Individualverkehr wünschen. Aber wie individuell muss dieser dann noch sein? Reicht möglicherweise ein gut verfügbares CarSharing-System mit deutlich weniger Parkflächen oder muss es ein eigenes immer gleiches Fahrzeug sein, dass meist 95% seiner Lebenszeit herumsteht? Preislich kann das CarSharing durchaus überzeugen – vor allem dann, wenn das Fahrzeug selten gebraucht wird und die Attraktivität alternativer Fortbewegungsmöglichkeiten damit steigt. Den Berufspendler, den auch ein, zwei Stunden Stau pro Tag nicht wirklich stören, solange er sich in seiner persönlichen Zelle von der Außenwelt abschotten kann, wird man damit vielleicht nicht überzeugen können. Genauso wenig wie diejenigen, die ein Auto als Ausdruck ihres gesellschaftlichen Status empfinden. Aber nehmen wir an, dass diese Gruppen nicht die Mehrheit bilden. Für alle anderen gäbe es also durchaus eine gute Alternative zum eigenen Auto.
Hauptvorteil des CarSharing im Kiez: wenig Platzbedarf im öffentlichen Raum
Nebenaspekte: keine Wartung und Reparaturen, kein Tanken, keine Parkgebühren, Fahrzeuge nach Zweck wählbar
Was wollen wir also? Freie Fahrt für freie Bürger oder einen sozialverträglichen, ökologischen Umbau des Verkehrsraumes in der Stadt und im Kiez? Wenn ich mir hier etwas wünschen kann, würde ich zu Letzterem tendieren und wäre sogar bereit, mein eigenes Auto dafür zu opfern. Mal sehen, was hier rauskommt.