Für einen ganzheitlichen und zukunftsgerichteten Beitrag zur Verkehrswende durch Umgestaltung des Kiezes
Mobilität rund um das Dragonerareal und den Rathausblock Kreuzberg
Vorschlag für eine zukunftsfähige Verkehrslenkung
Für einen ganzheitlichen und zukunftsgerichteten Beitrag zur Verkehrswende durch Umgestaltung des Kiezes rund um das Dragonerareal und den Rathausblock
Grundidee
Die Ergebnisse von städtebaulichen Planungen und Baumaßnahmen wirken über mehrere Jahrzehnte. Heutige Planungen sollten deshalb keine kurz- oder mittelfristigen Ziele verfolgen, sondern passend sein für eine Stadt, wie sie langfristig aussehen soll, in vielleicht 25 Jahren.
Im heutigen Berlin hat der motorisierte Individualverkehr (MIV) (bewegt wie stehend) einen sehr hohen Platzbedarf, erzeugt in großen Teilen der Stadt starken und gesundheitsgefährdenden Lärm, erzeugt zahlreiche gefährliche und in Berlin jährlich dutzendhaft tödliche Verkehrsunfälle, benötigt einen hohen Energiebedarf (heute überwiegend fossil, in 25 Jahren überwiegend elektrisch aus Wind- und Photovoltaikanlagen) und erzeugt große Mengen von Mikroplastik (1).Vor diesem Hintergrund wächst die Überzeugung in Bevölkerung und Politik, dass die zukünftige Stadt deutlich weniger MIV und stattdessen deutlich mehr Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und deutlich mehr Rad- und Fußverkehr haben sollte. Schon heute haben nur deutlich weniger als ein Drittel der Bewohner:innen von Kreuzberg ein eigenes Auto. (2)
Daher sollten die Planungen um das Dragonerareal und den Rathausblock – und für die angrenzenden Straßen – darauf ausgerichtet sein, deutlich mehr Platz und Sicherheit für den Rad- und Fußverkehr zur Verfügung zu stellen. Das würde auch die Nutzung des bereits bestehenden ÖPNV stärken, da die Zuwege zu den Haltestellen damit bequemer, schneller und sicherer würden.
Bei den Planungen sollte neben der Verkehrssituation auf den Straßen auch die im Gleisdreieckpark berücksichtigt werden. In diesem sehr gut besuchten Park müssen sich insbesondere Fußgänger, Jogger, Skater und spielende Kinder mit Radfahrenden, die von Süden nach Norden und umgekehrt pendeln, den knappen Platz teilen. Bei dem grundsätzlich angestrebten und wünschenswerten starken Wachstum des Radverkehrs in Berlin würde es im Gleisdreieckpark absehbar zu wachsenden Konflikten zwischen Radfahrenden und anderen kommen. Diese Entwicklung wird durch den geplanten Bau von Hochhäusern um den U-Bahnhof Gleisdreieck weiter verstärkt und dürfte spätestens dann kritisch werden.
Daher sollte zur Entlastung des Parks eine attraktive Alternative für den Radverkehr außerhalb des Parks hergestellt werden. Hierfür würde sich hervorragend anbieten, auf der östlichen Seite des Gleisdreieckparks die Möckernstraße zu einer Fahrradstraße umzugestalten (u.a. würde damit die Querung des Landwehrkanals im Süden deutlich erleichtert, die derzeit für Radfahrende äußerst unschön ist). Heute ist die Möckernstraße aufgrund der starken Befahrung durch PKW, ihre Enge und das Fehlen eines ausreichend breiten und sicheren Radweges keine attraktive Alternative für den Gleisdreieckparks (auch der Radweg auf der östlichen Seite nach Norden ist unzufriedenstellend).
Darüber hinaus reduziert der starke Autoverkehr und die damit verbundene Luftverschmutzung und die Lärmbelästigung die Lebensqualität der Anwohner:innen spürbar. Lärm und Luftverschmutzung gehören zu den stärksten Krankmachern, in vielen Fällen sind sie tödlich.
Aus beiden Gründen – Entlastung des Gleisdreieckparks und Entlastung der Anwohner:innen der Möckernstraße – sollte die Möckernstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt und zu einer Fahrradstraße mit einer Tempobegrenzung auf höchstens 30 km/h umgewidmet werden. Hierfür sind entsprechende Umbaumaßnahmen durchzuführen.
Eine für den Durchgangsverkehr gesperrte Möckernstraße würde – ohne weitere Maßnahmen – das MIV-Aufkommen in der Großbeerenstraße deutlich erhöhen. Dies würde die dort bestehende Belastung mit Lärm und Luftschadstoffen weiter erhöhen. Das ist den dort lebenden Menschen kaum zuzumuten. Daher wäre es konsequent und wird vorgeschlagen, auch die Großbeerenstraße für den Durchgangsverkehr zu sperren und die Geschwindigkeit auf maximal 30 zu reduzieren.
Das würde zwar zunächst den Verkehrsdruck auf den Mehringdamm erhöhen. Von den bestehenden Straßen eignet sich der Mehringdamm aber am besten für die Aufnahme des MIV von Süden nach Norden und umgekehrt. Allerdings ist es Ziel einer ökologisch-sozialen Verkehrswende, den MIV insbesondere auf den ÖPNV und das Fahrrad zu verlagern. Wird dieses Ziel engagiert verfolgt, könnte auch bei Umsetzung der hier vorgeschlagenen Maßnahmen vermieden werden, dass die Verkehrsbelastung des Mehringdamms weiter steigt. Schließlich würden die vorgeschlagenen Maßnahmen die Umsetzung der Ziele der Verkehrswende unterstützen. Daher erscheint die hier skizzierte Lösung gesamtgesellschaftlich sinnvoll, zukunftsfähig und zukunftsgerichtet.
(1) Rund ein Drittel des Mikroplastik wird in Deutschland durch den Abrieb von Reifen erzeugt. Siehe https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/plastik/mikroplastik
(2) Siehe https://s3.kleine-anfragen.de/ka-prod/be/18/20848.pdf