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Maueroase für Anwohner

Maueroase jetzt Sonstiges

Wenn man die Äußerungen manch erhitzte Gemüter hier liest, schlackern einem die Ohren. Da wird geschrieben, die Anwohner sollten doch bitte wegziehen. Da wird Weltoffenheit gepredigt, Völkerverständnis aber scheinbar hört es doch schon mit dem Verständnis der Nachbarn auf. 

Da wird der sonntägliche Festivallärm einfach marginalisiert, kleingeredet. Ein bisschen hört sich das so an wie die Argumente von Jetsettern, die ihren Spritverbrauch relativieren wollen und den Klimawandel leugnen. Ach nein, das war nicht der Mensch. Ach nein, es gibt doch keine Lärmbelästigung am Wochenende.

Wer in den Mauerpark am Wochenende geht, sieht, wer für die verheerenden Verwüstungen verantwortlich ist. Die zehntausenden Touristen aus aller Welt. Einmal Flohmarkt, Mauerkaraoke und zurück. Kultur oder Kommerz? Das macht keinen Unterschied, es belastet die Mauerwüste. 

Die Verantwortlichen erscheinen recht naiv, wenn sie denken, dass mehr Fläche zu mehr Ausweichfläche. Mehr Fläche wird ersteinmal zu noch höherer Penetration führen. "Du Schatz, schau mal, jetzt haben´s den Mauerpark auch mal schee gemacht, da gehen wir dann auch mal hia, wenn mir in Berlin sind". 

Wenn man überlegen will, was man im Mauerpark machen will, sollte man erstmal die Verwüstungen in den Griff bekommen, die jetzt schon jede Woche zu sehen sind. Ich baue ja am Strand auch keine Sandburg, wenn die Flut gerade einläuft. Man sollte für sein Geld schon irgendwas bekommen. 

Nach dieser doch recht langen Einleitung meine Idee: der Mauerpark als Verbindungsstück zwischen Ost und West, zwischen zwei Welten sollte ein Ort der Begegnung für Anwohner sein, kein platter Touristenrummel, nicht eine bloße Fortführung des Mauerstreifens sein, dem neu gewonnenen Freilichtmuseum. Es gibt, auch wenn sie weniger werden, gerade im Brunnenviertel noch viele ganz normale Berliner, wie auch im Prenzlauer Berg, die es verdient hätten, einen friedlichen Ort als sonntägliche Oase vor der Tür zu haben. Mit viel Schatten, Bäumen auf der großen Wiese und vor allem ohne Festival. Die Kinder der Anwohner hätten es verdient, einfach in den Mauerpark gehen zu können, ohne die Rauchschwaden der Griller einatmen zu müssen. Der Moritzhof ist ein tolles Angebot, aber aus südlicher Richtung z.B. am Sonntag zu Fuß nur unerträglich zu erreichen. Der Mauerpark muss mehr für ältere Menschen da sein, auch am Wochenende, mit mehr Sitzgelegenheiten, besseren Wegen und mehr Ruhe. Ich wünsche mir mehr Grün, ich wünsche mir mehr Blumen, mehr Farbe und vor allem Wünsche ich mir, dass der Mauerpark zu einem gesunden Park wird.

Wir leben im Jahre 2018, die Erkenntnis sollte eigentlich da sein, dass Spaß nicht auf Kosten der anderen und deren Gesundheit ausgelebt werden sollte. Wie schlau sind wir eigentlich im Jahre 2018, wenn es im Jahre 2018 Politiker von Pankow nicht schaffen, ein paar Hektar Land in eine friedliche Maueroase zu verwandeln. Ohne Müll, ohne Lärm und ohne Betrunkene, die den Anwohnern in den Hausflur pinkeln. Wenn der Egoismus nicht abschaltbar ist, auf Kosten anderer Spaß zu haben, sehe ich schwarz für unseren Planeten. 

mauerpark. erstellt am
Referenznr.: 2018-02965

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