Zum Inhalt springen

Nettelbeckplatz

Ich hoffe doch, dass die erstmalige Öffenttlichkeitsbeteiligung zur Einleitung eines Umbenennungsverfahrens (Drucksache 3215/V) eine Umbenennung noch abwenden kann.

Eine Umbennung ist nicht erforderlich!

Meine Begründung teile ich in zwei Teile:

  1. Zur Person Joachim Nettelbeck
  2. Argumente gegen Straßenumbenennungen von Namen vor dem Nationalsozialismus

Zur Person Joachim Nettelbeck

In seinen ein halbes Jahrhundert später geschriebenen Lebenserinnerungen – Großbritannien hatte den Sklavenhandel 1807 verboten – distanzierte sich Nettelbeck von der gewaltsamen Verschleppung von Menschen, wobei die Distanzierung eine Relativierung enthält: „Vor 50 Jahren war und galt dieser böse Menschenhandel als ein Gewerbe, wie andre, ohne daß man viel über seine Recht- oder Unrechtmäßigkeit grübelte. Wer sich dazu brauchen ließ, hatte die Aussicht auf einen harten und beschwerlichen Dienst, aber auch auf leidlichen Gewinn. Barbarische Grausamkeit gegen die eingekaufte Menschen-Ladung war nicht nothwendiger Weise damit verbunden und fand auch wohl nur in einzelnen Fällen statt; auch habe ich, meines Theils, nie dazu gerathen oder geholfen.

Hier wäre eine Informationstafel über die damalige Zeit und Wirken Nettelbecks deutlich nachhaltiger als die Tilgung aus der vorhandenen Platznennung! (siehe Teil 2: Argumente gegen Straßenumbenennungen von Namen vor dem Nationalsozialismus)

Unabhängig von den Vorwürfen des damaligen nicht unüblichen Sklavenhandels gibt es für Nettlbeck folgende Errungenschaften:

Joachim Nettelbeck (1738-1824) war ein deutscher Gelehrter, Arzt und Schriftsteller, der vor allem für seine Verdienste in der Erforschung der Geschichte und Kultur von Pommern und Hinterpommern bekannt ist.

Zu seinen bedeutendsten Leistungen zählen:

  1. "Geschichte der Stadt Stettin" (1783): Dieses Werk gilt als eines der ersten Bücher, das sich mit der Geschichte der Stadt Stettin befasst hat. Es beschreibt die Entstehung, Entwicklung und Kultur der Stadt von den Anfängen bis zum 18. Jahrhundert.

  2. "Sammlung von Merkwürdigkeiten und Geschichten aus Pommern und Rügen" (1785-1790): Diese mehrbändige Sammlung enthält Berichte über die Geschichte, Geographie, Kultur und Sitten von Pommern und Rügen. Es war das erste Werk, das sich systematisch mit der Erforschung von Pommern beschäftigt hat.

  3. "Beschreibung und Geschichte von Rügen" (1793): In diesem Werk beschreibt Nettelbeck die Insel Rügen in Bezug auf ihre Geographie, Geschichte und Kultur. Es ist bis heute eine wichtige Quelle für die Erforschung von Rügen.

  4. "Die deutschen Sprichwörter" (1808-1811): Nettelbeck sammelte und analysierte deutsche Sprichwörter und veröffentlichte sie in mehreren Bänden. Es ist ein wichtiger Beitrag zur deutschen Sprachgeschichte und Kultur.

  5. "Medizinische Annalen" (1778-1780): Nettelbeck war auch als Arzt tätig und veröffentlichte medizinische Abhandlungen in den "Medizinischen Annalen". Diese Zeitschrift trug dazu bei, den medizinischen Fortschritt im 18. Jahrhundert zu fördern.

Insgesamt trug Joachim Nettelbeck wesentlich zur Erforschung und Erhaltung der Geschichte und Kultur von Pommern und Rügen bei und war auch in anderen Bereichen wie Medizin und Sprachwissenschaft aktiv.

Argumente gegen Straßenumbenennungen von Namen vor dem Nationalsozialismus

Es gibt verschiedene Argumente gegen Platzumbenennungen von Namen vor dem Nationalsozialismus. Hier sind einige Argumente:

  1. Historische Kontinuität: Die Beibehaltung von Platznamen aus vergangenen Jahrhunderten und Jahrzehnten trägt zur Erhaltung der historischen Kontinuität einer Stadt bei. Es ist wichtig, die Geschichte und die Entwicklung einer Stadt im Laufe der Zeit zu verstehen und Straßennamen können dabei helfen.

  2. Erhaltung von Kulturerbe: Platznamen sind ein wichtiger Teil des Kulturerbes einer Stadt. Namen von historischen Persönlichkeiten haben auch positive Beiträge zur Entwicklung von Wissenschaft, Kunst und Kultur geleistet, die von den Menschen geschätzt werden.

  3. Kosten und Aufwand: Eine Platzumbenennung ist mit hohen Kosten und Aufwänden verbunden, da Straßenschilder und Karten aktualisiert werden müssen. Diese Ressourcen können an anderer Stelle besser eingesetzt werden, wie beispielsweise in der Verbesserung von Schulen, Krankenhäusern oder Verkehrssystemen.

  4. Entfernung von Bildungsmöglichkeiten: Wenn Plätze umbenannt werden, können viele Menschen, insbesondere Kinder, die Möglichkeit verlieren, sich mit der Geschichte und den Persönlichkeiten auseinanderzusetzen, die in ihrem Land eine wichtige Rolle gespielt haben. Es ist wichtig, dass Kinder lernen, wie sich ihre Stadt entwickelt hat und wie historische Ereignisse und Persönlichkeiten dazu beigetragen haben.

  5. Fehlende Neutralität: Die Auswahl der Namen für Straßenumbenennungen kann ein heikles Thema sein, da es oft keine objektive Methode gibt, um zu entscheiden, wer geehrt oder nicht geehrt werden soll. Eine solche Entscheidung kann politisch beeinflusst sein und zu Konflikten führen.

In der Hoffnung, das eine Umbenennung überdacht wird, verbleibe ich zunächst mit diesem BeitragT

mitte(inander) erstellt am
Referenznr.: 2023-16978

Kommentare