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Platz der Solidarität

Solidarität ist eine der Leitideen der französischen Revolution und ist historisch aufs Engste mit dem Wedding verbunden. Besonders die Arbeiter*innenbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts hat die Notwendigkeit solidarischen Handelns hervorgehoben und ihren Wert für eine demokratische Gesellschaft betont.

In Polen sind 1981 unter ihrem Namen die Arbeiter*innen auf die Straße gegangen, haben es vermocht, ein Bündnis quer zu Klassen und Milieus zu knüpfen, durch solidarische Praxis die transformative Kraft gesellschaftlichen Engagements entfalten können und mit ihrem gemeinsamen Kampf für Demokratie und Menschenrechte, dem Runden Tisch und mit den halbfreien Wahlen 1989 letztlich die Grundlage dafür gelegt, dass in ganz Mittel- und Osteuropa eine friedliche Revolution stattfinden konnte - von Tallinn bis Berlin.

In diesem Sinne würdigt der Name die französische Revolution (und damit auch das Exilland Büchners, Heines und vieler anderer von der deutschen Zensur Drangsalierten). Ein Platz der Solidarität würde insbesondere die unabhängige Gewerkschaft Solidarität stellvertretend für die demokratischen Bürger*innenbewegungen Mittel- und Osteuropas, den wir Deutsche so viel verdanken, würdigen. 

Ein Ort der Zukunft: Heute erleben wir eine Renaissance des Solidaritätsbegriffs in einer Zeit, in der globale Transformationen unsere Demokratien herausfordern. Solidarität wird (wieder) zu einer Grundbedingung, ohne die demokratische Transformationen nicht gelingen werden. Ob Klimakrise, digitale Transformation, die Überwindung von sozialer Spaltung und Ungleichheit - diese alle erfordern eine solidarische Kraftanstrengung, die über einzelne Gruppen hinausgeht.

Thomas Meyer hat dies auf den Punkt gebracht: "Eine entscheidende Rolle für die Erfahrung und Regenration von Solidarität spielt das, was die Kommunitaristen die »moralische Infrastruktur der Gesellschaft« nennen. Denn nur in ihr können die Wirklichkeit und der Nutzen und vor allem auch die vielfältigen Überlappungen von solidarischem Handeln und eigenen Interessen praktisch erfahren werden."  (Nachzulesen hier: https://www.frankfurter-hefte.de/artikel/solidaritaet-ein-thema-von-gestern-2540/ )

-> In diesem Sinne wäre es doch schön, wenn Solidarität sowohl Teil unserer "moralischen" als auch öffentlichen Infrastruktur würde.

zmannski bearbeitet am
Referenznr.: 2023-16443

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