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Entwicklung von Klimabewusstsein und Klimaresilienz / Prävention psychischer Erkrankungen

Übergeordnete Maßnahmen

Welche Maßnahme schlagen wir vor?

A) Aufbau und Betrieb eines flächendeckenden Angebots von "Klimagesprächskreisen" mit einer sicheren Finanzierungsgrundlage durch das Land Berlin. Jede Person soll die Möglichkeit erhalten, mit anderen Bürger:innen in einen Austausch über klimabezogener Emotionen zu erhalten. Dazu sollte ein Format für Klimagesprächskreise, idealerweise inkl. dem Angebot durch professionelle Begleitung durch Psycholog:innen, erarbeitet, öffentlich beworben und umgesetzt werden. Dieser Ansatz soll kiezbezogen, also nachbarschaftsorientiert sein, und Personen allen Alters ansprechen. Spezielle Angebote für junge Menschen sind empfehlenswert.  

B) Über das Format der Klimagesprächskreise hinaus brauchen unsere Regionen konkrete Anlaufstellen bei psychologischer Belastung durch die Klimakrise: Psychosoziale Klimazentren für Austausch, Aufklärung und psychosoziale Beratung. Es wäre noch zu prüfen, inwiefern hierfür bestehende Strukturen genutzt und erweitert werden können. In jedem Fall muss die Finanzierung durch das Land Berlin gesichert werden.  

Warum halten wir die Maßnahme für notwendig?

Der aktuelle Bericht des Weltklimarates beinhaltet u.a. die absehbaren Folgen für die zunehmende Verwundbarkeit der Ökosysteme und, davon abhängig, die des Menschen durch die fortschreitende Klimakrise. Der Bericht des Weltklimarates sagt deutlich, dass sich die Zeitfenster für eine Sicherung ökologischer Lebensräume schließen. Wir brauchen daher mehr Bewusstsein dieser überaus kritischen Lage - und Menschen, die bereit sind, dafür etwas zu tun oder auch zu lassen. Das Bewusstwerden der Klimakrise löst verschiedene Gefühle in uns aus, wie Angst und Wut, aber auch Scham, Trauer, Ohnmacht und Gleichgültigkeit.   Um diesen Gefühlen angemessen begegnen zu können, muss die Bildung von Klimaresilienz in der Bevölkerung gefördert werden. Auch der Bericht des Weltklimarates weist ausdrücklich auf die notwendige Entwicklung von Klimaresilienz hin. Klimaresilienz bedeutet psychologisch, sich der Klimakrise und möglicher Folgen bewußt und handlungsfähig sein zu können. Sie wird erreicht durch soziale Vernetzung und Erfahrungen von Selbstwirksamkeit.    Weiterhin ist bekannt, dass im Rahmen der Klimakrise psychische Erkrankungen mit großer Wahrscheinlichkeit gehäufter auftreten werden. Neben Traumafolgestörungen durch Katastrophenereignisse sind auch verstärkte Angst - und Trauerreaktionen, Depressionen sowie psychische Krisen mit einer Zunahme von Aggressivität und Suizidalität zu erwarten. Psychisch bereits erkrankte Menschen sind noch vulnerabler für die Folgen des Klimawandels. Die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung sollte politisch vorausschauend berücksichtigt werden. Besonders für junge Menschen stellt die Existenz der Klimakrise eine psychische Belastung dar (siehe Studie von Hickman, Dezember 2021). Sie in politische Entscheidungsprozesse einzubeziehen, wäre ein wichtiger Beitrag zur Resilienz dieser besonders betroffenen Generation.  

Welche konkreten Ziele sollen durch die Maßnahme erreicht werden?

·       Stärkung der individuellen Resilienz der Teilnehmer:innen

·       Prävention psychischer Störungen

·       Niederschwelliges Kontaktangebot für vulnerable Berliner:innen

·       Vernetzung und Austausch innerhalb der Nachbarschaften

·       ggf. Ideenaustausch für konkrete klimabezogene Maßnahmen innerhalb der Nachbarschaft  

Woher wissen wir, dass die Maßnahme Wirkung zeigt?

Ein "Proof of Concept" existiert bereits: Berliner Psycholog:innen (Psychologists / Psychotherapists for Future e.V.) bieten seit 2021 bereits ehrenamtlich Kiezgespräche an, um gemeinsam mit Bürger:innen ins Gespräch zu kommen. Dabei wird über die psychologischen Mechanismen im Umgang mit der Klimakrise aufgeklärt und verdeutlicht, wie wir uns seelisch stärken können für die Zukunft. Basierend auf diesem Proof of Concept konnte bereits festgestellt werden, dass der Ansatz der Klimagesprächsrunden A) auf Interesse und Bedarf seitens der Berliner:innen stößt sowie B) funktional und leicht umsetzbar ist. Das Format ist niedrigschwellig und wurde von bisherigen Teilnehmer:innen als wertvoll eingeschätzt. Diese bestehenden Ansätze sind allerdings keineswegs ausreichend und müssen skaliert und professionalisiert sowie konstant vom Land Berlin finanziert werden. 

>>>eingereicht von den Psychologists / Psychotherapists for Future Berlin.  

Wissenschaftliche Quellen:

Hickman, Caroline, et al. "Climate anxiety in children and young people and their beliefs about government responses to climate change: a global survey." The Lancet Planetary Health 5.12 (2021): e863-e873.

IPCC II 2022 - Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit;  Ärzteblatt PP 19, 5/2020;  Lawrence, E. et al: The impact of climate change on mental health and emotional wellbeing. Grantham Institute, May 2021;

Dohm, L. et al: Climate Action - Psychologie der Klimakrise. 2021, Psycho-Sozial-Verlag

oliviat bearbeitet am
Referenznr.: 2022-13940

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