Ernährungswende: Ernährungssystem verursacht 1/3 der klimaschädlichen Gase
Heute sind 21 bis 37 Prozent der klimaschädlichen Gase auf das Ernährungssystem zurückzuführen, haben internationale Forscher*innen ausgerechnet. (https://www.weltagrarbericht.de/transformation/buch/berichte/ipcc-climate-and-land.html#ref1 ) Zwar entsteht ein Großteil davon bei der Produktion von Futter und Lebensmitteln sowie durch Transpote; doch weil in Berlin 3,7 Mio. Essende leben, kann das Thema nicht einfach als irrelevant für die städtische Klimapolitik betrachtet werden.
Für eine Ernährungswende bedarf es Änderungen in vielen Bereichen. Deshalb muss Ernährung auf Senatsebene als Querschnittsthema konzipiert und eine enge Kooperation mit Brandenburg etabliert werden. (Ernährung betrifft Landwirtschaft, Umwelt, Bildung, Verkehr, Kultur, Sozialpolitik, Wirtschaft, Gesundheit, Forschung)
Der von Johan Rockström (Leiter des Potsdam Instituts für Klimafolgenfoschung) zusammen mit 37 Wissenschaftler*innen aus 16 Ländern erarbeitete "Speiseplan für Mensch und Erde" sollte als Kompass einer zukünftigen, sozial gerechten Ernährung in Berlin gelten. (https://www.thelancet.com/commissions/EAT)
- In der staatlichen Gemeinschaftsverpflegung sind schnellstmöglich entsprechende Menüpläne einzuführen.
- In den schulischen Lehrplänen ist das Thema zu verankern
- In der Koch/Köchinnenausbildung muss Berlin darauf drängen, die Ausbildungsordnung in Richtung Klimafreundlichkeit zu verändern
Dächer müssen auch als Orte für Lebensmittelproduktion und damit zur Nahversorgung genutzt werden (Vorbild Paris). Sie dürfen nicht ausschließlich der Stromproduktion durch Photovoltaik vorbehalten werden, wie es in den Maßnahmen zur Klimanotlage vom Juni 2021 vorgesehen ist. ( https://www.berlin.de/sen/uvk/klimaschutz/klimaschutzpolitik-in-berlin/klimanotlage/) Klimapolitik ist genau wie Ernährungspolitik integriert zu denken und darf sich nicht isoliert auf einzelne Aspekte beschränken.
Für die Ernährungswende ist eine überwiegende Versorgung Berlins aus dem Umland anzustreben. Das ZALF in Müncheberg hat wissenschaftlich belegt, dass das im Prinzip in einem Radius von 110 Kilometern möglich ist. Nötig ist eine enge Zusammenarbeit mit Brandenburg, weitergehende Forschung, die Unterstützung regionaler Wertschöpfungsketten, Hilfe beim Aufbau der notwendigen Logistik.
Eine Ernährungswende kann nur gelingen, wenn die Stadtbevölkerung auf breiter Ebene mitzieht. Der im Koalitionsvertrag angekündigte Ernährungscampus muss deshalb ein offener Ort sein, wo Menschen mit vielfältigen Hintergründen, Erfahrungen und Kenntnissen zusammenwirken. In unterschiedlichen Veranstaltungsformaten und Experimentierräumen suchen sie gemeinsam nach Lösungen für die drängende Frage: Wie kann sich Berlin künftig sozial gerecht ernähren, ohne den Planeten zu ruinieren oder Menschen auszubeuten.