Plänterwald kann ein Stadtraum der Zukunft sein
Erst durch die Bebauung in den 1960iger Jahren entstand der Ortsteil Plänterwald als so etwas wie eine geschlossene Ortschaft. Zu den damaligen Neubauten gehörten wegen der zentralen Planung auch medizinische Versorgung (Poliklinik und Arztpraxen), Kindergärten, Schulen und Nahversorgung.
Sicher sind die Q3A-Bauten und die Gehag-Bauten der Randstraßen keine Wohnpaläste, sondern eine für normale Ansprüche gedachte Wohnversorgung, die auch heute noch auf dem Wohnungsmarkt begehrt ist. Aber das bescheidene Wohnen wird aufgewertet durch einen Grünraum, der den gesamten Ortsteil durchzieht und im Plänterwald seine Vollendung findet. Man könnte sagen: ein Stadtraum der Zukunft, der auch für Zeiten des Klimawandels gewappnet ist.
Kann man aber nicht sagen, weil Plänterwald nicht mehr den Plänterwaldern gehört. Nach und nach wird klar, wer sich an welcher Ecke Land zu eigen gemacht hat und als Bodenbesitzer - am besten nach §34 - Wohnungen bauen darf. Verdichtung ohne Rücksicht auf gewachsene Räume und ohne jede Beachtung von Infrastruktur und ohne Beachtung ökologischer Belange.
Der vorläufige Höhepunkt der maßlosen Verdichtung ist hinter der Orion-Straße von “Stadt und Land“ geplant. An sechs Stellen soll das Wohngrün neuen Betonflächen weichen. Ein Innenhof, der zu den schönsten im Ort gehört, soll durch zwei Querriegel eher zu einem Wohnsilo verkommen; als ob das Ziel sei, heute die Hinterhöfe von morgen zu schaffen?
Alle Neubauvorhaben sind Einzelprojekte, die ausschließlich nach zufälliger Besitzlage und nach der Absicht des Besitzers bebaut werden. Die Schranken des Baugesetzbuches sind minimal und Bürgerbeteiligung war in keinem Fall erforderlich. Was so entsteht, sind planlos zusammengewürfelte Stadtstrukturen mit verschwundenen Freiräumen. Man kann ja stolz darauf sein, dass man nicht plant. Aber was hier geschieht, hat mit Stadtentwicklung nichts zu tun.
Deshalb unsere Fragen:
Ist Nachverdichtung nicht erst ein letztes Mittel, wenn das planvolle Bebauen vorhandener Flächen ausgeschöpft ist? Wo ist die Aufstellung solcher Flächen für TK und Berlin insgesamt?
Wie kann man Bereitschaft für die Verschlechterung von Lebensbedingungen bekommen, wenn z.B. der riesige Platz für die Möbelscheunen in Schöneweide mit großzügigem Parkplatzangebot (gegenüber einem Parkhaus!) so verschwendet worden ist?
Wie will man den Willen zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum glaubhaft machen, wenn in den letzten Jahren die Bauflächen mehrheitlich (auch in TK) für andere Wohnungen verwendet wurden, die kaum zur Lösung der Wohnungsfrage beitragen?
Warum wird die partizipative Bürgerbeteiligung nicht gefordert, warum werden Bauanträge wie jetzt von Stadt und Land nicht zurückgewiesen wegen fehlender Beteiligung?
Warum ist es in Treptow-Köpenick nicht möglich, dass sich auch die Politik der maßlosen Verdichtung widersetzt?
Gudrun und Manfred Mocker
Plänterwald