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Grundsätzlichs und Besonderes

Sonstige

Sehr geehrte Frau Senatsbaudirektorin, Sehr geehrte Damen und Herren,

 

mit Verwunderung haben wir eher zufällig von dem Entwicklungskonzept City West aus Ihrem Haus erfahren.

Im Rahmen des WerkStadtForums engagieren wir uns neben sehr vielen Akteuren daran, ein zukunftsträchtiges Konzept für die City West mit zu entwickeln. Dieses unter Beteiligung vieler fachlich hochversierter Vertreter aller Sparten, die ein solches Konzept abdecken muss. Alles in einer sehr offenen Form in Zusammenarbeit mit politischen Vertretern des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf.

Die Vielzahl der Zusammenkünfte der Fachleute, führte letztlich zu einem sehr umfangreichen, sehr qualitativen Konzept zur Entwicklung der City West. Das WerkStadtForum wurde in einem diskursiven Verfahren geleitet von Stadtplanern, die fest mit dem Entwicklungsgebiet vertraut und verbunden sind, unter Einbeziehung international bekannter Persönlichkeiten, aus dem Bereich Architektur, Städtebau, Stadtökologie und Mobilität.

Intensive Sachrecherchen wurden zu einem breit angelegten Programm zusammengeführt, das als Rahmenplan City West regionale Besonderheiten in die überregionale Öffentlichkeit trägt und große Wertschätzung findet.

Nach den bereits vorliegenden Untersuchungen, Analysen und Zieldefinitionen des WerkStadtForums ist es befremdlich, dass die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen nun ein Entwicklungskonzept der City West vorlegt, ohne die erarbeiteten Gesichtspunkte des Rahmenplans City West im Einzelnen und Besonderen zu würdigen und zu berücksichtigen.

Warum werden Ihrerseits die vom WerkStadtForum erarbeiteten Entwicklungs-potentiale nicht aufgegriffen, reflektiert und diskutiert?

Uns ist nicht bekannt, dass Sie auf die Akteure des WerkStadtForums zugegangen sind, auf deren Expertise eingegangen sind, geschweige denn eine mögliche Zusammenarbeit in Erwägung gezogen hätten. Warum nicht?

Wir bitten Sie dringend dies zu tun, und nicht ein altes Konzept im Eilverfahren vor den Abgeordnetenhauswahlen ohne nennenswerte Beteiligung von Betroffenen  und ohne Einbeziehung von der Betroffenengruppen durchzuwinken. Geben Sie der Entwicklung der Berliner City West den ihr gebührenden Rahmen für eine wichtige und zukunftsweisende Entscheidung.

Weite Teile des von Ihnen vorgestellten „Entwicklungskonzept City West 2021“ haben seit der Aufstellung der Leitlinien 2009 keine Aktualisierung stattgefunden: Innerhalb der Gebietsabgrenzung des Kernbereichs City West sind für den Großteil der Flächen keine Veränderungen, keine Modifikationen, keine Verdichtung der Nutzungsvielfalt, vorgesehen. Diese sollen nur in formal abgegrenzten Feldern stattfinden, die für sogenannte Hochpunkte geeignet sind.

Bei genauer Betrachtung am Stadtmodell stellt sich jedoch heraus, dass die formale Definition hochhausgeeigneter Punkte nicht vor einem ästhetischen Schaden des Raumerlebnisses schützt, während umgekehrt dort, wo die Hochpunkte ästhetisch den Ortscharakter verdichten könnten, keine formale Feld-Ausweisungen existieren.

Sie schreiben selbst: „Während des Leitlinienprozesses von 2009 war die Entwicklung der City West noch von Stagnation und fehlender Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Zentrum Alexanderplatz ausgezeichnet. Diese Dynamik hat sich stark gewandelt.“

Vor diesem Hintergrund hat das WerkStadtForum für Teilgebiete der City West eine Untersuchung von Bestandsflächen vorgenommen, ihre funktionalen und nachbarschaftlichen Bezüge analysiert und in Hinblick auf eine sinnvolle, das heißt, sowohl zweckmäßig als auch sinnlich gebotene Verdichtung der Nutzungsvielfalt der City West beschrieben.

Die Dichte der Nutzungsvielfalt entscheidet über die sogenannte Wettbewerbsfähigkeit des Ortes, die zum Dreh- und Angelpunkt seiner Zentrumsfunktion wird. Der urbane Gewinn der Dichte findet sich jedoch erst  in der ästhetischen Dichte der Ortschaften innerhalb der City West. Dichte ist das Wesen des Kunstwerks, des Kunstwerks Stadt.

Bitte setzen Sie sich mit den im Rahmenplan erarbeiteten Qualitäten auseinander. Die städtebauliche Qualifizierung für weite Teile der City West entsteht mit der Steigerung der Nutzungsvielfalt, die öffentlich zugänglich und situativ auf die Nachbarschaft bezogen ist.

Dabei geht es nicht darum, die Blockstruktur der City West zu zerstören, sondern sie in einer Nutzungsvielfalt zu verdichten. Der blockhafte Stadtsockel soll erhalten werden. Dort wo die Erweiterung der Nutzungsvielfalt es zulässt, ja fordert, kann jedoch diese Horizontale darüberhinaus in der Vertikale erweitert werden und innerstädtischer Grund intensiver genutzt werden.

Dies gilt insbesondere für das Umfeld des Bahnhofs Zoo: nicht nur für die abgegrenzte Zone um die Hertzallee sondern auch für den Bereich der Fußgängerpassage Yva-Bogen. Warum soll es an dieser Stelle keine Verdichtung geben?

Hier existiert ein großer Bedarf der Vernetzung nachbarschaftlicher Bezüge:

1. von den Kultureinrichtungen an der Kantstraße (Delphi Palast  Theater des Westens) zu den der Kulturstätten an der Hardenbergstraße (Universität der Künste) als Spiel- und Aufführungsort am Yva-Bogen,

2. von dem Wissenschaftsstandort Hertzallee zu einem Wohnstandort in der Vertikale zur Hardenbergstraße und zur Kantstraße am Yva-Bogen als wissenschaftsnahes und studentisches Wohnen,

3. von dem Wissenschaftsstandort der Technischen Universität zu kleinteiligen Nutzungsbereichen für Start-Ups am Yva-Bogen,

4.  vom öffentlichen Nahverkehr Bahnhof Zoo zu einer Eventfläche im Zentrum des Stadtsockels am Yva-Bogen,

5. von einem Park auf dem Dach des Stadtsockels am Iva-Bogen zum öffentlichen Raum.

Diese urbane Transformation der Stadt wird möglich, weil zum einen der öffentliche Nahverkehr am Bahnhof Zoo die vorhandene öffentliche Großgarage überflüssig machen wird, und weil zum anderen die ortsprägende wertvolle horizontale Ziegelfassade erhalten, in die Vertikale der zurückgestaffelten Hochhauspunkte an der Kantstraße und der Hardenbergstraße erweitert und der Aura des Ortes inhaltlich gerechter werden wird als eine Großgarage.

Die Erweiterung des Stadtsockels um den Hochhauspunkt an der Kantstraße wird

1. einen Stadtpalast erscheinen lassen, der die morphologische Eigenart des Ortes - geprägt vom Theater des Westens - erweitert und ergänzt. Die Erweiterung des Stadtsockels um den Hochhauspunkt an der Hardenbergstraße wird

2. in der Bewegung vom Ernst Reuther-Platz den Zielpunkt Bahnhof Zoo markieren und zum

3. werden die beiden Hochhauspunkte eine würdige Raum-Hintergrund-Silhouette zum Breitscheidplatz bilden.

Für das Etwicklungskonzept City West der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen ist es notwendig die hier dargelegte Verflechtung von Nutzungsbereichen zwischen Wohnen, Gewerbe, Wissenschaft, Freizeit und Kultur in ihren ortsgebundenen Bezügen und raumbildenden Potentialen tiefer zu berücksichtigen.

Diese lassen sich nicht in einer 4-wöchigen Online-Befragung klären und in das Entwicklungskonzept City West einarbeiten ohne einen entsprechenden Rahmen bzw. Rahmenplan zu modifizieren und aktualisieren. Wir erwarten eine Berücksichtigung, der hier vorgetragenen Vorleistungen, einen weiterzuführenden Diskurs und eine Kommunikation mit Mitgliedern des WerkStadtForums.

Hölderlin

Hölderlin erstellt am
Referenznr.: 2021-11900

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