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Autoärmerer Wrangelkiez – maßvoll

Herausforderung: In welchem Umfang kann und sollte ein bestehendes Quartier mit dem entsprechenden Querschnitt der Bevölkerung und dem Querschnitt der Lebensentwürfe und Werthaltungen und insbesondere der Wrangelkiez als ein Quartier, dass sich über lange Zeit mit Kontinuität, Stabilität und einer stabilisierenden Mischung aus ganz verschiedenen Bevölkerungsgruppen entwickelt hat, in Richtung auf ein autofreies Quartier weiterentwickelt werden? Wie werden dabei die Interessen aller hier Lebenden und Arbeitenden und der Gewerbebetriebe richtig berücksichtigt? Denn Stadtentwicklung sollte immer im Sinne aller Menschen vor Ort stattfinden.

Wie groß ist die Problemlage eines beeinträchtigenden Autoverkehrs im Kiez und wie und in welchem Umfang und an welchen Orten im Kiez dringlich, gerechtfertigt, oder auch in Form abgegrenzter Pilotprojekt begründbar oder vielversprechend, hinsichtlich des Eingriffs und auch hinsichtlich des Energieeinsatzes der öffentlichen Hand, ist die Umwandlung von Pkw-Parkflächen in Aufenthaltsflächen und die zeitliche und räumliche Steuerung und Begrenzung des fliessenden Verkehrs?

Aufgabe: Stadtentwicklung sollte immer das Wohl und die Interessen der betroffenen Bürger im Auge behalten und nicht etwa über deren Interessenlage hinaus und davon losgekoppelt stadtentwicklungspolitische Ziele verfolgen. In diesem Sinne ist bei allen Maßnahmen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Wrangelkiez durch eine weitere Reduzierung des motorisierten Verkehrs stets auch eine Abwägung mit den anderen Interessen der Menschen zu berücksichtigen, es geht bei Stadtentwicklung im öffentlichen Interesse um eine Abwägung aller Belange, der öffentlichen und privaten Belange gegeneinander und untereinander und nie um eine Stadtveränderung etwa nach einer einseitig thematisch dominierten Ideologie ohne Konsenz in der betroffenen Bevölkerung.  Dabei wird eine Rolle spielen, dass derzeit in der Berliner Innenstadt ohnehin häufig nur 1/5 der Haushalte über einen Pkw verfügen und jedenfalls offensichtlich aber ein gewisser Bedarf auch an Pkw-Stellflächen besteht. Ebenso wird zu berücksichtigen sein, dass der Wrangelkiez aufgrund der umfangreichen Wohnumfeld- und Verkehrsberuhigungsmaßnahmen der 80er Jahre bereits heute über eine im Berliner Vergleich überdurchschnittlich gute Aufenthaltsqualität verfügt, die durch die neuerlichen Diagonalsperren in der Wrangelstraße in einigen Bereichen noch weiter positiv beeinflusst wurde.

Viele der aktuellen verkehrlichen Probleme sind nicht Probleme der Verkehrsmittel, sondern primär des Verhaltens der Verkehrsnutzer (zu schnell fahrende Autofahrer, zu schnell fahrende Radfahrer, behindernd falsch parkende Autofahrer oder auch Schnellradler auf den Gehwegen).

Bei künftigen Entscheidungen, in welchem Umfang, wo und auf welche Weise Umbaumaßnahmen mit dem Ziel von mehr Aufenthaltsqualität durchgeführt werden sollen, erhoffe ich vom Bezirk und allen Beteiligten, dass bei allen sinnvollen und spannenden Verbesserungen trotzdem auch immer entsprechend Maß gehalten wird und dass die Interessen aller hier lebenden und arbeitenden Menschen berücksichtigt werden.

Dirk Faulenbach erstellt am
Referenznr.: 2021-11122

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