Zum Inhalt springen

Ein Kulturzentrum auf der Mühlendammbrücke

Anstelle die Tendenz zum Transitraum weiter zu verstärken, sollte dieser Ort Aufenthaltsqualität bieten. Die Vernetzung umgebender Orte mit hoher Aufenthaltsqualität steht im Fokus dieses Entwurfes. Zum einen soll der Ort Mühlendammbrücke dadurch selbst einer ebenbürtigen Einbindung in den Stadtraum zugeführt werden, zum anderen soll die Umgebung im Umkehrschluss eine Anreicherung erfahren. Hierzu ist die Mühlendammbrücke durch Entfernen des eigenständigen Mittelstreifens für die zukünftige Straßenbahntrasse verschmälert um im Stadtraum bemerkbar zu werden. Die Straßenbahn soll die Spur mit PKWs teilen. Des Weiteren ist die Wiederbelebung einer Brückenkreuzung mit der historischen Fischerbrücke als neuinterpretierte Fußgängerverbindung zwischen Fischerinsel und Mühlendamm angedacht. In Anlehnung an das historische Kollonadenmotiv, welches im Süden am Köllnischen Fischmarkt vorhanden und im Norden im Bebauungsplan vom Molkenmarkt zukünftig vorgesehen ist, erhält die Brückenkreuzung ebenfalls Kolonnaden, welche die Aufgabe übernehmen, Besuchende allseitig zu verknüpfen und neben der Verkehrsstraße fußgängerfreundlich zu führen. Eine begehbare Grünfläche in der Spree gliedert sich durch eine barrierefreie Freitreppe an der Fischerbrücke und den Gebäudeentwurf selbst in die Gesamterschließung ein. Die Inselform leitet sich aus der weiterhin zu gewährleistenden Passierbarkeit für den Schiffsverkehr ab und gibt somit maßgeblich die Form für den Fokusbereich, die Planung eines neuen Mühlengebäudes, vor. Das vordergründige Ziel, einen erneuten Reiz zu setzen, konnte mit der einfachen Wiedereinführung historischer Nutzungen von Vorgängerbauwerken nicht bewerkstelligt werden. Eine reine Gewerbe- oder Büronutzung entsprechend dem historischen Mühlendamm oder der Städtischen Sparkasse konnte sich aufgrund bereits vorhandener Einrichtungen in der Umgebung nicht durchsetzen. Darüber hinaus ließen sich diese Räume nicht mit der exponierten Lage und dem öffentlich zugänglichen Erschließungsgedanken vereinbaren. Unser Ansatz ist, beide Uferseiten wie ehemals die Schwesterstädte Alt-Berlin und Cölln zu verbinden und einen gemeinsamen Treffpunkt zu stärken, der nicht wie damals durch den Handel von Waren, sondern durch den Austausch von für heute bedeutsameren Kulturgütern geschieht, die für eine breite Masse zugänglich sein sollen. In diesem Zusammenhang wird das Leitprinzip einer Agora als wichtiges Glied der Gesellschaft im Entwurf eingebracht und räumlich intro- und extrovertiert. Diese Grundsätze durchdringen das Raumprogramm und beleuchten Möglichkeiten in verschiedenen Interessensbereichen umgesetzt zu werden. Der Gebäudeentwurf teilt sich somit in Analogie zur Geschichte zweier Städte beidseitig des Mühlendamms in zwei differenzierte Körper, die durch eine gemeinsame Erschließung im Zentrum und einer untereinander verknüpfbaren Nutzung trotzdem vereint werden. Zusätzlich wird eine gemeinsame Architektursprache verwendet, welche sowohl von ablesbaren historischen Referenzen als auch einem eigenständigen Gestaltungsanspruch in Verbindung mit einer transparenten Nutzung geprägt ist. So ist beispielsweise konzipiert, dass bei Bühnenvorstellungen die gegenüberliegenden Tanzstudios zu Probezwecken benutzt werden können oder Einzelbüroräumlichkeiten bei Bedarf zur Verfügung stehen.

Entwurf und Text Abdurrahim Sariyildiz und Michael Diestelkamp

Michael Diestelkamp bearbeitet am
Referenznr.: 2021-10898

Kommentare