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Kein Durchgangsverkehr am Mühlendamm

Seit den 1960er Jahren gibt es diese stadtzerstörerische Straßentrasse von der Leipziger Straße über Gertraudenstraße, Mühlendamm, Molkenmarkt und Grunerstraße zum Alex. Die Zeitungen feierten mit der Eröffnung der Mühlendammbrücke die neue Südtangente im Stadtzentrum der Hauptstadt der DDR - eine Planung, die in der anderen Stadthälfte an anderen Stellen ganz ähnlich verwirklicht wurde. Dass ausgerechnet das von den Grünen geführte Ministerium diese autogerechte Planung aufrechterhalten und erneuern will (nicht nur am Mühlendamm sondern auch am Spittelmarkt und der neuen Gertraudenbrücke) ist ein unfassbarer Vorgang. Seit 1999 gibt es einen Senatsbeschluss zum Planwerk Innenstadt (später Innere Stadt), der komplett andere Schwerpunkte setzt - die Wiedergewinnung der von der jetzigen Trasse begrabenen Straßen- und Platzräume der historischen Innenstadt, an denen wieder gewohnt werden soll und wo es Geschäfte und Gastronomie gibt. In allen bisherigen Planungsinstrumenten geht man in der Innenstadt von nicht übergeordneten Straßenverbindungen aus, von Straßenprofilen und -breiten mit menschlichem Maßstab. Stadtstraßen, wie wir sie aus den unzerstört gebliebenen Gegenden Berlins gut kennen und von denen wir uns angezogen fühlen. In den Straßen der Innenstadt sollte kein Verkehrsteilnehmer Vorrang haben - keine Autoschnellstraße, kein Radschnellweg und auf keinen Fall eigene Straßenbahntrassen mit Grüngleis oder so wie in der Karl-Liebknechtstraße. In der Innenstadt geht es eben langsamer zu. Wer es eilig hat von einem Ende der Stadt zum anderen zu kommen, kann ja mit der neuen U-Bahn drunterweg fahren oder die S-Bahn nutzen. Mit der Ringbahn ist man in einer halben Stunde vom Westkreuz zum Ostkreuz unterwegs! Hier sind aber noch viel mehr neue Angebote nötig. Der Mühlendamm sollte von Auto weiträumig umfahren werden. Natürlich kann man auch zukünftig noch mit dem Auto über den Mühlendamm fahren, aber es gibt eben nur eine Spur.

Es kann sich nur keiner vorstellen, dass so eine riesenbreite Straße plötzlich nicht mehr da ist. Dabei ist sie in der westlichen Leipziger Straße jetzt schon nur 22-23m breit, weil es zum Glück noch alte Geschäftshäuser gibt. Dieser Querschnitt sollte für alle Innenstadtstraße genügen, und die Straßenbahn paßt auch noch dazu, das wurde mit schlauen Planungen/Studien bereits bewiesen. (Abbildung zeigt das von SenUVK veröffentliche Straßenprofil der Leipziger Straße (Breite 22,33m) mit Straßenbahn!)

Lutz Mauersberger bearbeitet am
Referenznr.: 2021-10885

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