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Ideenlose grüne Politik und egoistische Anwohner in perfekter Harmonie

Ich bin enttäuscht von der grünen Verkehrpolitik in Berlin. Seit ich in Berlin wohne (seit mittlerweile über 20 Jahren) habe ich immer grün/rot gewählt, weil ich mir davon erhofft hatte, dass intelligente und ökologisch sinnvolle Projekte in der Stadt angestoßen werden, die ein Plus an Lebensqualität bringt.

Vor allem die desolate Verkehrssituation in Berlin muss dringend verändert werden. Dazu gehört es aber nicht, das Auto als solches komplett aus dem Straßenverkehr zu verbannen. Manche Menschen können nicht auf das Auto verzichten, manche wollen es nicht. Es gibt aber auch Bereiche, in denen das schlicht nicht nötig ist. Vielmehr braucht es kluge Verkehrstechnische Planung, die den Fahrradverkehr und das ÖPNV zwar an oberste Stelle bringt, aber ohne dadurch Verkehrssituationen zu schaffen, die  an anderer Stelle zu einem himmelschreienden Chaos führt!

So etwas geschieht leider gerade durch die sogenannte Bürgerinitiative Breitenbachplatz, die ihre Unterstützung leider auch noch durch die aktuelle Regierung bekommt.

Das Projekt (vorallem Variante 3) ist kurzsichtig, undurchdacht und egoistisch:

- Wohin soll der Verkehr hin, wenn der Autobahnzubringer Breitenbachplatz abgerissen wird? Doch sicher irgendwo anders hin, was dann eine Mehrbelastung für einen anderen Bereich bedeutet (aber Hauptsache "Not-in-my-backyard", den Breitenbachplatz). Lediglich ein kleiner Nebensatz in der Machbarkeitsstudie benennt die Nebenfolgen für andere Umgebungen.

- Was ist der verkehrtechnische Gewinn durch die Andersnutzung des Schlangenbader Tunnels? Wohin führt die Fahrradstrecke, die hindurch gelegt wird? Am Ende bleibt es bei einer sinnlosen Fahrradstrecke von der einen Seite des Tunnels auf die andere und der nationale wie internationale Spott ist den Entscheidern sicher.

- Was ist überhaupt der ökologische Nutzen dieser Variante? Es wird von einem großen Zeichen für den Umweltverbund gesprochen. An dieser Stelle! Schlimmster Lokalpatriotismus ist das. Dass andere Ecken Berlins dadurch zu einer ökologischen Katastrophe mutieren könnten, ist vollkommen nebensächlich. Es bringt absolut gar nichts, wenn wir kurzsichtig an einer isolierten Stelle Veränderungen unter dem Deckmantel eines ökologischen Nutzen anstreben, wenn dabei nicht die ökologischen Folgen für andere Umgebungen berücksichtigt werden beziehungsweise echte Alternativen für den Verkehr geschaffen werden. Ein Fahrradweg durch den Tunnel Schlangenbader Straße führt definitv nicht dazu, dass mehr Menschen für den Weg zur Arbeit auf das Auto verzichten werden.

 

Grundätzlich bezieht sich die Machbarkeitsstudie nahezu in allen Punkten lediglich auf den zu erwartenden Nutzen für den Breitenbachplatz. Jede vorgeschlagene Variante hat massive Einschränkungen in anderen Bereichen zur Folge, die entweder gar nicht oder nur in einem Nebensatz angesprochen werden. Das Thema wird bewusst polarisierend behandelt, um möglichst viel abzureißen, weil als einzige Variante zum Abriss der Status Quo sei. Wirklich innovative Ideen, die die Situation intelligent und für alle sinnvoll lösen könnten, fehlen komplett.

"Am 06.06.2019 hat das Abgeordnetenhaus beschlossen, untersuchen zu lassen, wie der Bereich um den Breitenbachplatz städtebaulich-verkehrlich neugeordnet und aufgewertet werden kann, um den Stadtraum für die Menschen wieder attraktiver und lebenswerter zu machen."

Dann los: machen wir den Breitenbachplatz attraktiver. Aber mit dem, was da ist. In anderen Städten wird vertical gardening betrieben, mit denen man ungenutze vertikale Betonflächen mit Pflanzen begrünt, die die Belastung durch den Autoverkehr nicht nur aushalten, sondern kompensieren können. Echte Fahrradwege, die auch wohin führen, sind nicht nur sinnvoll, sondern dringend notwendig. Der Fahrradschutzstreifen im Südwestkorso (immerhin einer, der groß genug ist) führt defacto in eine unübersichtliche Kreuzung, die vorallem an Autofahrer ausgerichtet ist und für Fahrradfahrer unattraktive Mini-Radwege bereit hält. Das geht besser, aber mit dem, was da ist. Unter der Brücke am Breitenbachplatz sind bisher nur ein oberirdischer Parkplatz und einige Brachflächen. Auch die kann man besser nutzen. Intelligente Lärmschutzwände können die Anwohner vor dem Verkehrslärm schützen. Eine direkte Fahrradverbindung vom Breitenbachplatz zum Hohenzollerndamm ist sinnvoll/notwendig, habe ich aber in keiner der Varianten aus der Machbarkeitsstudie herauslesen können. Ich bin darüber hinaus überzeugt, dass so ein Radweg auch ohne den Abbau der ehemaligen A104 möglich wäre.

Was ich mir vorallem wünsche, ist eine Verkehrsplanung, die nicht so eindimensional nur den Nutzen einiger Weniger in Betracht zieht, sondern alle anderen Kieze, das Viertel, alle anderen möglicherweise betroffenen Viertel, den Bezirk und alle anderen möglicherweise betroffenen Bezirke miteinschließt.

Daniel_89 erstellt am
Referenznr.: 2021-09915

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