Auch Konsequenzen für die (nachhaltige) Stadtentwicklung mitdenken
Die Wohngebiete im Wrangelkiez stehen durch den explodierenden Tourismus, die Immobilienwirtschaft, den Bauboom und die Ansiedlung von Tech-Unternehmen unter massivem Druck, der Görlitzer Park ist v.a. im Sommer extrem überlastet, vom Paul-linke Ufer ganz zu schweigen. Die Idee, diese Situation durch eine hochfrequentierte Verkehrsader mitten durch den Kiez, durch enge, eigentlich dem Wohnen vorbehaltene Straßen und eine Furche durch den Park weiter zu verschärfen, erscheint da aus Anwohnerperspektive einfach nur absurd. Zumal die (ja auch von den Medien hervorgehobene) prägende Eigenschaft der Linie darin besteht, Partytouristen von einem Hotspot zum nächsten zu bringen (wer anderes behauptet, der/dem sei eine Fahrt zu den relevanten Zeiten nahegelegt). Es mag Menschen im Kiez geben, die vor allem an ihren schnelleren Weg zur Arbeit denken, für alle anderen ist die Perspektive, sich hier an die leider völlig verkorkste Situation zwischen Schlesischer Straße und dem Friedrichshainer Süd-Kiez "besser" anzuschließen, eine sehr unangenehme Vorstellung.
Nachhaltige Verkehrsangebote zu verbessern ist eine gute Sache. In der boomenden Stadt bedeutet Nachhaltigkeit aber auch, bestimmte Wachstums- und Entwicklungspotenziale wegen Ihrer Folgen für gewachsene Strukturen und die letzten Reste an Grün- und Ruhezonen in der Innenstadt besser nicht zu realisieren.
Das alles gilt umso mehr, weil es für die Streckenführung durch Falckenstein-/Cuvry- und Glogauerstr. keinen besonderen Bedarf gibt: die S-Bahn Warschauer Str. ist per U1 via Schlesisches Tor schnell erreichbar, zum Herrmannplatz braucht man mit dem Bus via Glogauer Straße sicherlich nicht länger als mit einer Tram. Wer aus dem Friedrichshainer Nordkiez oder vom Prenzlauer Berg zum Hermannplatz möchte, dürfte mit dem Ring oder mit der U-Bahn via Alexanderplatz meistens besser bedient sein, als mit einer dahinbummelnden m10.
Plausibel wäre wohl ein Anschluss der wirklich schlecht erschlossenen Gebiete in Alt-Treptow, mit dem positiven Effekt einer besseren Verbindung der U1 mit der Ringbahn.