Projektbeschreibung
Prägnante Beschreibung der Leitidee
Die Überlagerung der Verkehrsströme lassen eine Inselwelt entstehen, die – wenn sinnvoll - besiedelt oder als komplementärer Landschaftsraum gestaltet wird oder in ihrer derzeitigen Nutzung verbleibt.
Städtebauliche Konzept
Grundlage unserer städtebaulichen Setzung ist die Bewertung der Inseln hinsichtlich ihrer Eignung für urbanen Nutzungen bzw. der Sinnfälligkeit einer Bebauung im Verhältnis zum Aufwand der Erschließung. Unser Schwerpunkt ist die Schaffung von in sich funktionierenden Quartieren bei Vermeidung von schallumtosten Solitären. Für hochbauliche Entwicklungen nicht geeignete Inseln werden in einem landschaftlichen Gesamtkonzept zusammengefasst und bilden durch Bepflanzung und Entsiegelung den Ausgleich zur baulichen Verdichtung auf den „Hauptinseln“. Eine Verbindung in Form einer Highline für den nichtmotorisierten Verkehr verknüpft die Inseln mit den Ufern und bietet einen direkten Weg hinweg über die Barriere dieses immensen Verkehrsraumes vom Westpark in Charlottenburg bis hinein in den Grunewald
Planungsbereich ehemaliger Güterbahnhof Grunewald (Planungsbereich 2) – Quartier Cordesstraße
Auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs Grunewald, das sich auf Grund seiner großen Dimensionen für eine städtebauliche Entwicklung am ehesten eignet, wird die Realisierung eines Wohnquartiers vorgeschlagen. Mit dem Thema „Harte Schale, weicher Kern“ werden mit dem UCC (Urban Consolidation Center) im Süd-Osten und einer überwiegend geschlossenen Bebauung und Prallwänden an den Einfahrten im Nord-Westen bauliche Lärm-Barrieren geschaffen, in deren Schutz ein Quartier mit öffentlichen und privaten Räumen eingepasst wird. Die baulichen Relikte des Güterbahnhofs an der Cordesstraße werden als kultureller und sozialer (Kita, Grundschule, Sporthalle und Kulturschuppen) Nukleus erhalten und arrondiert. Der Bereich um die tieferliegende Lokdrehscheibe wird als zentraler Platz in das Ensemble integriert. Zwei je 90m hohe Hochpunkte markieren an den Enden weithin sichtbar die Ausdehnung des neuen Quartiers.
Planungsbereich Reitschulgelände (Planungsbereiche 1,17)
Auf dem schmaleren Reitschulgelände, welches sich zwischen der Avus und den Gleisverläufen der S- bzw. Regionalbahn erstreckt, wird, um den Baumbestand weitestgehend zu bewahren, eine blockartige Bebauung auf dem Footprint der derzeitigen Bebauung mit einem Hochpunkt am S-Bahnzugang vorgeschlagen. Hier ist studentisches Wohnen, Wohnen für Neuberliner und auch eine Jugendhotel gut vorstellbar. Die unmittelbare Nähe des Bahnhofs Grunewald gewährleistet eine schnelle Verbindung zu den Hochschulen in Berlin und Potsdam gleicherweise. Im östlichen noch schmaleren Grundstücksbereich bleiben die Grünflächen erhalten und werden durch Sport- und Freizeitnutzungen ergänzt. Das historische Giebelhaus jenseits der Erschließungsstraße (PB 17) wird erhalten, ebenso wie das traditionsreiche Restaurant „Scheune“, welches ggf. in eine maßstäbliche Neubebauung integriert werden sollte.
Planungsbereich AVUS-Nordkurve (Planungsbereiche 4,5,6,10,11,12,14)
Die zentralen - von dem Ersatzneubau des Autobahndreiecks Funkturm dominierte und unzureichend angebundene Inselwelt bietet sich nicht für eine klassische urbane Besetzung an. Hier wird eine modellierte Landschaft geschaffen in deren Mitte sich ein begehbarer Kegelberg - als neue grüne Landmarke im Stadteingang West – erhebt. Diese nicht versiegelte, durchlässige Parklandschaft schafft einen Ausgleich für den hohen Versiegelungsgrad, der durch den Ersatzneubau geschaffen wird. Log Point der Messe siehe Nutzungskonzept.
Planungsbereich Westkreuz (Planungsbereiche 8,9,13,15,16)
Auf den Inseln um und am S-Bahnhof Westkreuz (Kleingärten im Westpark (PB 16), das Artemis- und ATU-Gelände (PB 8,15) erscheint eine Wohnnutzung – auf Grund der überdurchschnittlichen Lärmbelastung - nicht vertretbar. Nur an der Stadtkante (PB16) wird im Bereich der 50iger-Jahre Zeilen eine Arrondierung vorgeschlagen, deren neue, leicht geschwungene, westliche Bebauungskante sich auf die alte Eisenbahnstraße bezieht und somit durch die Verkehrsstraßen ergebene Bebauungskanten konsequent weiterentwickelt. Die markante „Abbruchkante“ entlang der Dernburger Straße bleibt unverbaut. Ein 60m hoher Turm und ein kleiner Quartiersplatz markieren hier den Start der „movus“. Der Lagevorteil des Westkreuzes wird stärker herausgearbeitet und durch beidseitig durch Gewerbe- bzw. Bürobauten ergänzt.
Die „Inseln“ 15 und 9 werden als Stadtwildnis bzw. Kleingartenanlage konserviert. Die gewerblichen Nutzungen beidseitig der Halenseestraße werden durch durchgrünte Sportflächen ersetzt.
Nutzungskonzept
Das UCC (PB 2) wird als Lärmschutzwand zwischen dem neuen Quartier und dem DB-Betriebsgelände platziert. Die Anlieferung des UCC über LKWs sowie die Verteilung im Stadtgebiet erfolgen über die Straße, die den nordwestlichen Bereich der Insel erschließt. Zwei, über Wendelrampen erschlossenen Parkdecks und weitere der Öffentlichkeit zugängliche Nutzungen - wie Coworking-Mietflächen, Urban Farming und Sportflächen – vervollständigen diesen Zweckbau zu einem - das Quartier ergänzenden - Hochbau.
Der Log-Point (PB 3) wurde in 2 Varianten untersucht. Beide Ansätze ordnen den Verkehr so, dass die Fläche als LogPoint und „normaler“ Lkw-Parkplatz nutzbar ist. Die alte Jaffé Straße leitet die am LogPoint abgefertigten Lkw zu den Toren des Messegeländes. Beide Varianten ermöglichen eine zuverlässige Trennung zwischen ein- und ausfahrenden Kfz am LogPoint. Der Logpoint wird unter Wahrung der Sichtbeziehungen zwischen den AVUS Denkmälern im Sinne einer Mehrfachnutzung versiegelter Flächen hochbaulich überbaut und mit messeaffinen Nutzungen gefüllt.
Freiraum- und Landschaftskonzept
Die hochbaulichen Entwicklungen werden in einem landschaftlichen Gesamtkonzept, das aus der Dynamik des Verkehrsflusses entwickelt wird, zusammengefasst und bilden durch Bepflanzung und Entwicklung den Ausgleich zur baulichen Verdichtung auf den Hauptinseln.
Die vorhandene Vegetation der Stadtwildnis wird im landschaftlichen Gesamtkonzept aufgegriffen und als neue prägende Grünstruktur weiterentwickelt, die die enge Vernetzung von Natur und Stadt beim Stadteingang-West eine neue urbane Qualität gibt.
Die Grünplanung, der neuen Bebauung im Quartier Cordesstraße, wird im Bereich der Hofbebauung als intime, halb öffentliche Gartenhöfe mit einzelnen Spielinseln ausgebildet. Die innere mäandrierende Magistrale ist der verbindende öffentliche Raum mit einem vielfältigen öffentlichen Angebot. Die Nord-Westliche Kulturzone mit den denkmalgeschützten Relikten des ehemaligen Güterbahnhofs wird durch vielfältige Plätze und Grünanlagen zum attraktiven Verweilort. Als zentraler Platz der Neubebauung an der Cordesstraße wird der tieferliegende Bereich mit der historischen Lokdrehscheibe gestaltet. Ergänzt wird das vielfältige Grünangebot durch Dachgärten, Gewächshäusern und Sportfeldern auf dem UCC.
Im Planungsbereich Avus-Nordkurve werden die zahlreichen Teilflächen durch eine übergeordnete Landmarke zusammengefasst. Ein sich spiralförmig in die Höhe schraubender grüner Aussichtshügel im dynamischen Auge des Autobahndreiecks definiert eine klare atmosphärische Mitte dieses zersplitterten Verkehrsraums. Die vorhandenen Grundstrukturen werden hierbei konsequent aufgegriffen und in die dynamische Pflanzstruktur integriert.
Die Avus, als durchgehende Asphaltfläche, mit Tribünenanlage und Mercedes Haus wird in ihrer historischen Dimension in diesem Bereich als Ensemble erhalten.
Der Planungsbereich Westkreuz wird durch die neuen abgetreppte Neubebauung im Nord-Osten stadträumlich neu gefasst. Die nördlicheStruktur der vorhandenen Kleingärten sind wieder aufgegriffen und das vorhandene Wäldchen, westlich der Neubebauung und dem Westkreuz wird als Stadtwildnis erhalten. Der Startpunkt der „movus“ erfolgt auf einer Platzfläche mit Pavillon.
Vernetzungs- und Erschließungskonzept
Eine Verbindung in Form einer Hochstrecke - dem nichtmotorisierten Verkehr vorbehalten - verknüpft die Inseln mit den Ufern und bietet einen direkten Weg - über die Barriere dieses immensen Verkehrsraumes hinweg - vom Westpark in den Grunewald. Wir haben diese Hochstrecke „movus“ getauft: Mobilität Vernetzungs- und Übungsstrecke!
Ausgehend von der bereits planfestgestellten Erschließung über die Rönnestraße zum Westkreuz, schwingt die Hochstrecke um das Westkreuz nach Westen zum zentralen Aussichtshügel, wo sie andockt und sich so Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten bieten. Weiter führt sie nach Süden in das neue Stadtquartiers an der Cordesstraße und verläuft schließlich parallel zur Avus bis in den Grunewald. Die „movus“ nutzt die von der Deges „gestellten“ Fahrradbrücken, schafft zusätzliche Möglichkeiten der Überbrückung, vernetzt die umliegenden Stadtbereiche bzw. Naturräume und ergänzt die Routen des RSW 3. Die „movus“ steht als in die Zukunft weisendes omnipräsentes Symbol auch für die Verkehrswende „über“ den tradierten Verkehrsflüssen am Stadteingang West.
Ergänzende Umweltqualität und Nachhaltigkeit
Grundlage unseres städtebaulichen Ansatzes ist die Bewertung der Inseln hinsichtlich ihrer Eignung für die Ansiedlung urbaner Nutzungen bzw. der Sinnfälligkeit einer Bebauung im Verhältnis zum Aufwand der Erschließung. Unser Schwerpunkt ist einerseits die Schaffung von in sich funktionierenden Quartieren bei Vermeidung von schallumtosten Solitären und anderseits die Schaffung einer nicht versiegelten, durchlässige Parklandschaft als Ausgleich für den hohen Versiegelungsgrad, der durch den Ersatzneubau und den neuen Quartieren geschaffen wird. Die stadtübergeordnete Kaltluftschneise wird dadurch und durch die moderate Höhenentwicklung, Gründächern sowie den Erhalt von wertvollem Baumbestand nicht irritiert.
Mit der movus wird der nichtmotorisierte und klimaneutrale Individualverkehr langfristig aufgewertet und die angrenzenden Quartiere und Naturräume miteinander vernetzt.
Die Mischung von unterschiedlichen Wohnformen, Gewerbeflächen, Kultur- und Bildungseinrichtungen gewährleistet ein ideales ökonomisches und soziales Miteinander der Bewohner und Nutzer. Ganz im Sinne des Leitbilds der „15-Minuten-Stadt“ oder des Berliner Kiezes, sind alle für den täglichen Bedarf notwendigen Einrichtungen auf kurzem Wege erreichbar.
Plausibilität und Robustheit der Planung
Unter Beachtung der Abstandsflächen werden klare Bebauungsstrukturen vorgeschlagen, die jeweils Nachverdichtungsmöglichkeiten ins Blockinnere ermöglichen. Bis auf wenige 60-90m hohe Hochpunkte wird die Hochhausgrenze bewusst nicht überschritten. Die Ausformung der Gebäudeformen und ihre Setzung zueinander schaffen klar definierte öffentliche Räume und Plätze sowie geschützte private Höfe und Gärten. Die vorgeschlagene Gebäudetiefen ermöglichen unterschiedlichste Konstruktionsarten.
Schallschutz
Mit dem Autobahndreieck Funkturm im Norden, der direkt nordwestlich angrenzenden A115 in Kombination mit stark befahrenen Bahnstrecken wie auch Bahnstrecken im Südosten ist der Schallschutz an jeder städtebaulichen Außenkante relevant. Zur Vermeidung eines gesundheitsgefährdenden Arbeits- und Wohnstandortes, ist die städtebauliche Struktur so konzipiert, dass der Lärm innerhalb des Quartiers draußen gehalten wird, wodurch auch die innen liegenden Freiräume eine gute Aufenthaltsqualität bekommen. Zudem können durch eine begrenzte Gebäudetiefe Grundrisse so angeordnet werden, dass Fenster von besonders nachtsensiblen Nutzungen an den lärmabgewandten Seiten liegen.