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Seit 2015 betreibt der VÖBB das Innovationsprojekt „Digitale Welten“ und verfolgt damit im Bereich der Medienbereitstellung bereits eine intensive Digitalstrategie. So gab es im Jahr 2018 insgesamt über 4,4 Mio. Zugriffe auf die verschiedenen digitalen Ressourcen und Angebote wie z.B. E-Books, Film- und Musikstreamings, statistische Daten, Zeitungsartikel usw.[38] Die Bereitstellung der vielfältigen Ressourcen ist mittlerweile über eine zentrale Finanzierung im VÖBB verstetigt, wird weiter kontinuierlich ausgebaut und erfährt eine stetig steigende Nutzung.

In anderen Bereichen der informationstechnologischen Entwicklung gibt es für die Öffentlichen Bibliotheken Berlins jedoch noch dringenden Handlungsbedarf. Dieses Kapitel befasst sich auf Grundlage der Ergebnisse aus dem Beteiligungsprozess sowohl mit den dafür notwendigen Schritten als auch mit der zukünftigen Rolle der Öffentlichen Bibliotheken Berlins in der digitalen Gesellschaft.

Die in die Schlussphase der Erarbeitung dieses Rahmenkonzeptes fallenden, zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie notwendigen massiven Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens verdeutlichten die Notwendigkeit einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur der Berliner Bibliotheken in besonderer Weise. Im Lichte der während der Pandemie gewonnenen Erfahrungen, der erwarteten mittel- und langfristigen Notwendigkeit für physische Distanzregeln und des damit steigenden Bedarfs an digitaler Infrastruktur und Kommunikation zur gesellschaftlichen Teilhabe und Daseinsvorsorge, erhalten die im Folgenden beschriebenen Maßnahmen eine besondere Dringlichkeit. Dabei sind zunehmend Medien und Informationsangebote gefragt, die auch unter den Rahmenbedingungen physischer Distanzregeln nutzbar sind, wie z.B. online zugängliche Informationsmedien, Unterhaltungsangebote und Online-Kurse, aber auch das Verfügbarmachen von Tools wie z.B. Video-Conferencing oder Speicher- und Sharingplattformen, die den Nutzenden von Öffentlichen Bibliotheken den Austausch und digitales Arbeiten ermöglichen.

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[38] Im VÖBB-Jahresbericht 2018 werden folgende digitale Kennzahlen genannt:

  1. 2.300.747 Artikelabrufe (Genios, Munzinger, Duden, Brockhaus, Pressreader, Spiegel)
  2. 1.553.047 digitale Ausleihen (Onleihe, Overdrive, Tigerbooks)
  3. 643.545 Streams (Naxos, Filmfriend, Freegal, Medici TV)
Die aktuell laufende Phase erlaubt keine Kommentare.

Diskussion

  • Comment 18267
    poesiefüralle

    Zitat von der Bürgerinitiative Berliner Stadtbibliotheken: "Unsere Gesellschaft unterhält mehrere Tausend gemeinnützige Einrichtungen, damit wirklich alle Zugang zu Büchern haben und dass dies nicht an die materiellen Verhältnisse des Elternhauses oder an den eigenen sozialen Status gebunden ist. Es ist ist eine zentrale Aufgabe der öffentlichen Bibliothek, dies zu gewährleisten." Hört sich so an,...

  • Comment 17572
    BürgerinitiativeBerlinerStadtbibliotheken

    Forts. des Kommentars der Bürgerinitiative Berliner Stadtbibliotheken:

    Unsere Gesellschaft unterhält mehrere Tausend gemeinnützige Einrichtungen, damit wirklich alle Zugang zu Büchern haben und dass dies nicht an die materiellen Verhältnisse des Elternhauses oder an den eigenen sozialen Status gebunden ist. Es ist ist eine zentrale Aufgabe der öffentlichen Bibliothek, dies zu gewährleisten. Jörg Bong, ehemaliger verlegerischer Geschäftsführer der S. Fischer Verlage, hat unter dem Titel „Das Buch ist eine starke Waffe für die Demokratie“ pointiert zusammengefasst, warum das Medium Buch für unsere Gesellschaft unverzichtbar ist: „Das Buch vermag einer hyperkomplexen Realität zu genügen. Das schafft kein Tweet ... Das Buch ermöglicht die eingehende Auseinandersetzung. Es erlaubt, den Dingen auf den Grund zu gehen ... Es gestattet Zusammenhänge herzustellen. In Ruhe und mit Zeit ...“ (3)

    Das zentrale Stichwort heißt Emanzipation: dass der einzelne Mensch sich seiner selbst und der fremden Welt der Anderen bewusst und so zum sozialen Wesen wird. Dienen die im Rahmenkonzept vorgestellten sechs Leitideen diesem Ziel? Das muss verneint werden. Das Rahmenkonzept zielt viel zu sehr auf die Funktionalisierung der Menschen für fremde Zwecke; es zielt auf die Menschen als Objekte, die es zu unterrichten und zu schulen gilt. Deshalb kommt der lesende Mensch als souveränes Individuum auch nicht vor.

    Wozu ein rein funktionales Verständnis der öffentlichen Bibliothek nach dem Muster des hier kritisierten Rahmenkonzepts führen kann, zeigt ganz praktisch der Bibliotheksentwicklungsplan für den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, zu dem die Bürgerinitiative Berliner Stadtbibliotheken ausführlich Stellung genommen hat (4).

    Sofortmaßnahmen für die öffentlichen Bibliotheken

    • Sanierung aller öffentlichen Bibliotheken und gegebenenfalls Ausbau: bessere Aufenthaltsqualität, behindertengerecht, gemeinschaftlich nutzbare Räumlichkeiten, offene Medienpräsentation • Öffnungszeiten der öffentlichen Bibliotheken als „Open Libraries“: 8-22 Uhr • Bessere Systeme der Mediensuche • Erhöhung der Erwerbungsetats aller Bezirke auf 2 Euro je Einwohner
    • Bestandsauswahl durch die Bibliotheken selbst • Abschaffung der Transportgebühren zwischen den Bibliotheken • Stärkung der Zentral- und Landesbibliothek als übergeordnetes Bestandszentrum des VÖBB; Vergrößerung des Freihandbestands dort • Personalaufstockung auf anerkannten Sollwert von 1 Stelle je 3000 Einwohner • Ausstattung aller Schulen mit Schulbibliotheken: dringend in allen Grundschulen; dann für alle ISS, OSZ und Gymnasien • Einrichtung von Bibliotheks-Bürgerräten in allen Bezirken und der ZLB nach dem Modell des Berliner Wassertischs • Abschaffung der Kosten-Leistungs-Rechnung (KLR); stattdessen je nach Einwohnerzahl Pauschalzuwendungen an die Bezirke

                                     Bürgerinitiative Berliner Stadtbibliotheken
    

    Fußnoten:

    1. Die Berliner Öffentlichen Bibliotheken – mediengeprägte Bildungs-, Kultur- und Begegnungsorte. Rahmenkonzept für die Bilbiotheksentwicklungsplanung Berlin. Steuerungsausschuss. Berlin, September 2020.

    2. Frauke Mahrt-Thomsen: Die Berliner öffentlichen Bibliotheken von der Wende bis zur Gegenwart. Vortrag auf dem Bibliothekstag 2011 am 7.6.2011 in Berlin. https://www.kribiblio.de/wp-content/uploads/2011/11/BerlinTeil_2.pdf

    3. Jörg Bong: Das Buch als Kulturgut. Eine starke Waffe für die Demokratie. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2.1.2018. https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/das-buch-ist-eine-starke-waffe-fuer-die-demokratie-15369153.html

    4. Michael Roeder: Bibliotheksentwicklungsplan Charlottenburg-Wilmersdorf - Eine Kritik. In: Berliner Woche. Charlottenburg-Wilmersdorf/Kultur (Website). 27.7.2020. https://www.berliner-woche.de/charlottenburg-wilmersdorf/c-kultur/bibliotheksentwicklungsplan-charlottenburg-wilmersdorf-eine-kritik_a281560

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