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Smart City-Strategie Berlin

Das Land Berlin entwickelt eine neue Smart City Strategie - und die ganze Stadtgesellschaft schreibt mit!

Zukunftsperspektiven - Fähigkeiten

Einleitung Zukunftsperspektiven: Fähigkeiten

Damit Berlin in der Stadtentwicklung von digitalen Technologien profitieren kann, sind neue Governance-, Bildungs- und Verwaltungsansätze notwendig. Städte wie Barcelona, Espoo, Helsinki oder Tampere überzeugen mit einer Ausrichtung ihrer Smart-City-Denkweisen und -Kompetenzen, die den Infrastrukturaufbau heute und auch für nächste Generationen prägen.

Berlins Zukunftsfähigkeit wird an menschlichen Fähigkeiten gemessen werden, bei denen nicht allein das „Smart City-Modell“ ausschlagend ist. Viel wichtiger wird sein, wie sich das Berliner Smart City-Denken in der Praxis entwickelt. Dafür sind die folgenden Zukunftsperspektiven grundlegend:

  • Kooperative Gestaltung
  • Zukunftskompetenzen für alle
  • Ermöglichende Verwaltung

Kooperative Gestaltung

Die Bedeutung von Beteiligungsprozessen im Kontext der Berliner Stadtentwicklung steigt stetig. Für diesen offensichtlichen Bedarf sind neue Ansätze der Partizipation notwendig, bei denen digitale und analoge Formate zusammen gedacht werden.

Berlin hat eine aktive und organisierte Zivilgesellschaft, die viel Expertise mitbringt und städtische Prozesse kritisch begleitet. Der Unterschied zwischen Teilnahme und Teilhabe ist dabei entscheidend. Partizipation kann gleichzeitig etwas sein, was die ehemals geteilte Stadt zusammenführt. Das Land Berlin hat langjährige Erfahrungen in Partizipationsprozessen gesammelt und sich selbst Leitlinien zur Bürgerbeteiligung gegeben. Jedoch fehlt es noch häufig an gelebter Praxis, um einerseits die Planung von Maßnahmen und andererseits deren Umsetzung kooperativ zu gestalten.

Aktuelle Dynamiken

In den letzten Monaten wurde besonders deutlich, dass Beteiligungsoptionen entscheidend sind, um der Einsamkeit und den fehlenden sozialen Interaktionen entgegenzutreten. Gleichzeitig ist der Bedarf an digitalen Optionen extrem gestiegen, auch um Menschen, die durch die Pandemie besonders gefährdet sind, weiterhin in öffentliche Entscheidungsprozesse einzubeziehen.

Die Gestaltung virtueller Deliberationsprozesse und öffentlicher Versammlungen ist besonders herausfordernd. Hier geht es nicht nur um geeignete Methoden, mögliche Konfliktfelder verständlich und konstruktiv zu bearbeiten. Allein der barrierefrei Zugang und die Auswahl der entsprechenden Interessenvertreter:innen ist stellenweise problematisch. Um digital getroffene Entscheidungen dann auch umzusetzen, benötigen digitale Kooperationen zwischen verschiedenen Sektoren häufig auch ganz praktische Schulungen.

Gute Praxis als Inspiration

Partizipation und eine größere Verantwortung für die Bewohner:innen verschiedener Städte spielen eine immer wichtigere Rolle in Smart City-Prozessen. Städte wie Amsterdam, Barcelona oder Helsinki nutzen Partizipationsprozesse strategisch, um Stadtentwicklung nach den Bedarfen und Vorstellungen ihrer Bewohner:innen auszurichten. People-first Ansätze stellen dabei Menschen in den Mittelpunkt von technologischen Entwicklungen und verändern nicht nur die Rolle der Smart City, sondern auch die Beziehung von Mensch - Technik - Natur.

Beispielsweise hat Decidim. Barcelona den Bewohner:innen geholfen, sich selbst zu organisieren und aktiv in Stadtentwicklungsprozesse einzubringen. Besonders in den letzten Monaten wurde das bürgerschaftliche Engagement sichtbar gestärkt. Barcelona konnte sich so auf den Weg zu einer nachhaltigeren, krisensicheren Stadt machen und die Entwicklungen der Smart City am Gemeinwohl ausrichten. Des Weiteren wurden während der Pandemie-Monate die Entwicklungen partizipativer Praktiken von unterschiedlichen internationalen Organisationen dokumentiert. Von Participedia und Cities for Global Health über die Open Government Partnership bis zur OECD oder der UN entstanden virtuelle Gemeinschaften, um von- und miteinander zu lernen, wie in Beteiligungsprozessen der Zugang zu Online-Ressourcen erleichtert oder auch Leitfäden zur Verbesserung der Reaktionsfähigkeit in Städten bereitgestellt werden können (FES).

Lebenswert smartes Szenario: Kooperative Gestaltung

In einem wünschenswerten Szenario der Smart City Berlin haben öffentliche Beteiligungsprozesse einen zentralen Stellenwert. Neben der gemeinsamen Konzeption und Abstimmung, werden Entscheidungen vor allem kooperativ umgesetzt und die Stadt menschlich vernetzt gestaltet.

Organisationsformen

Die Berliner:innen wünschen sich eine starke, aktive Teilhabe an der Gestaltung ihrer Stadt und den damit zusammenhängenden öffentlichen Infrastrukturen und Daten. Die Chancen und Risiken verschiedener Formen des Datenmanagements werden regelmäßig und verständlich kommuniziert, um allen Bewohner:innen eine Stimme im Umgang mit Daten als öffentliches Gut zu geben. Eine smarte Stadt ermöglicht ihnen, über Themen und Ressorts hinweg passende Partizipationsansätze auszuprobieren und gemeinsam weiterzuentwickeln. Dabei sind nicht nur die (digitalen) Werkzeuge eine Bereicherung für die Stadt, sondern auch die genutzten Methoden. Neue Beteiligungsformate können iterativ weiterentwickelt und Erfahrungen aus Anwendungsfällen offen und transparent geteilt werden.

Wirtschaftliche Aspekte

Im Kontext einer smarten Stadtentwicklung wird Beteiligung nicht nur in der Projektentwicklung, sondern dezidiert auch in der Projektumsetzung gefördert. Smart City Projekte erproben experimentelle Arbeitsansätze und  entwickeln digitale Werkzeuge, die in allen Kontexten der Stadtentwicklung zum Einsatz kommen können. In der lokalen Berliner Wirtschaft gibt es eine Vielzahl an Organisationen und Unternehmen, die bereits innovativ an adaptiven, anwendungsorientierten Projekten und Produkten arbeiten. Sie wirken auch zukünftig an den Berliner Smart City Entwicklungen mit, vernetzen sich mit anderen Akteuren der Stadtgesellschaft und teilen ihre Erfahrungen für die Gestaltung eines lebenswerten Berlins.

Soziale Aspekte

Berlin ist die Mitmachstadt der Zukunft. Berliner:innen nehmen die Stadt nicht als Konsumierende war, sondern als gemeinsamen Ort der Begegnung und der öffentlichen Gestaltung mit offenen Daten. Ein smartes Berlin bietet den Raum, den Berliner:innen brauchen, um sich menschlich digital zu verwirklichen. Sie wird von und für ihre Menschen gestaltet. Das Engagement der Berliner:innen kann auch zukünftig dazu beitragen, dass Stadtentwicklungsprozesse am Gemeinwohl ausgerichtet und die Bedürfnisse und Wünsche vielfältiger Bewohner:innen berücksichtigt werden. Inklusiv geplant, können digitale Beteiligungsmöglichkeiten bisher "stillen Gruppen" (Definition) stärker berücksichtigen und bestehende Machtkonstellationen generationenübergreifend neu mischen.

Umweltbezüge

Wissenschaftliche Organisationen und gemeinnützige Initiativen sind Expert:innen für Themen wie Luft- und Wasserqualität, Biodiversität und Stadtgrün. Ihr Potenzial ist essentiell, um die Stadt nachhaltig und resilient mitzugestalten. Belastbare Beteiligungs- oder Kooperationsprozesse werden durch Lernreisen flankiert, in denen neben big und thick data auch "warme Daten" notwendig sind, um Systemzusammenhänge zu verstehen. Wenn zukünftig ökologische Aspekte digital oder analog "verkörpert" in Stadtentwicklungsprozesse einbezogen werden, können unsichtbare Ökosystemleistungen datengestützt mitbedacht und bewusster regeneriert werden.

Wegweiser für die Strategieentwicklung

In vielen Teilen der Stadtgesellschaft besteht ein großer Wunsch, sich in städtische Prozesse einzubringen und diese mitgestalten zu können. Vor allem das Zusammendenken von Entwicklung und Umsetzung birgt großes Potenzial, um spürbare Veränderungen aufzeigen und das Vertrauen in städtische Prozesse zu steigern. Auch innerhalb der Berliner Verwaltung besteht ein großer Wille, sich gestalterisch einzubringen und Gehör zu verschaffen. Digitale Beteiligungsmöglichkeiten dürfen nicht nur zu Hause oder "allein am Handy", sondern auch in öffentlichen Räumen möglich sein. Die Berliner Stadtentwicklung wird so zur gemeinsamen Aufgabe der Stadtgesellschaft. Dabei werden nachfolgende Generationen mitgedacht und in Prozesse eingebunden. Beteiligung findet auf allen Ebenen der Stadtentwicklung statt - lokal, städtisch, regional - und macht so neue Kooperationsräume auf.

Im Beteiligungsprozess der Digitalstrategie Berlin (www.digitalstrategie.berlin.de) werden diese neuen Anforderungen artikuliert und durch die gemeinsame Arbeit in geeignete Strukturen und Werkzeuge überführt. Das Land Berlin will die digitale Transformation nach Maßgaben von Nachhaltigkeit, Teilhabe und wirtschaftlicher Entwicklung mitgestalten.

Bürger:innenbeteiligung kann, wenn sie nicht aufsuchend und aktivierend erfolgt, benachteiligte Gruppen noch weniger sichtbar machen und so Ungleichheiten verstärken. Das sollte auf jeden Fall vermieden werden. Damit alle Menschen die Möglichkeit erhalten sich einzubringen, sind neben digitalen Plattformen auch analoge Formate notwendig, die alle Berliner:innen erreichen können. Wenn in Beteiligungsprozessen der Fokus auf die Erfahrungen von marginalisierten Individuen und den am meisten gefährdeten Gemeinschaften stärker ins Zentrum rückt, kann dies zu Irritationen bei der wirtschaftlich und rechtlich besser gestellten Bevölkerung führen. Beteiligungsprozesse brauchen daher klare Richtlinien und es muss von Anfang an kommuniziert werden, wie ihre Ergebnisse berücksichtigt und in städtische Prozesse eingebunden werden. Außerdem muss beachtet werden, dass Partizipation städtische Entscheidungsprozesse nicht ersetzen, sondern nur sinnvoll ergänzen und informieren kann. Repräsentative, demokratische Prozesse sind weiterhin entscheidend für die Entwicklung Berlins.

Zukunftskompetenzen für alle

Berlin ist eine Stadt im ständigen Wandel. Sparzwänge und eine schrumpfende Stadt sind längst abgelöst von einer wachsenden Metropole, die weltweite Aufmerksamkeit erfährt. Jedoch muss der Weg zu einer smarten, klimaneutralen Stadt von kompetenten Berliner:innen geebnet werden, die die Dringlichkeit des Klimawandels einschätzen und die menschlichen Auswirkungen auf ihre Umwelt anpassen können.

Um neue Ideen für ambitionierte Ziele zu entwickeln, soll das geballte Wissen der Bewohner:innen aktiviert und ein Rahmen für gegenseitiges voneinander Lernen geboten werden. In der Smart City Berlin erhalten deshalb alle Berliner:innen die Chance, sich neue Kompetenzen anzueignen. Das ermöglicht ihnen, die Zukunft der Stadt informiert und gleichberechtigt mitzugestalten. Durch die Vernetzung unterschiedlicher Wissenstypen können neue Potenziale für institutionelle und informelle Lernansätze und Kooperationen freigesetzt werden.

Aktuelle Dynamiken

Vor allem die ersten Krisenmonate 2020 haben weltweit verdeutlicht, dass in der Bevölkerung eine große Hilfsbereitschaft und Energie existiert, die sinnvoll genutzt werden will. Über digitale Kooperationsformate konnten in kurzer Zeit viele relevante Kompetenzen und Perspektiven einbezogen werden, um gemeinsam an der Lösung von ganz konkreten Herausforderungen zu arbeiten.

Auch die Berliner:innen verfügen über Ideen und Wissen zur Krisenbekämpfung, welches häufig nicht wirksam genutzt wird. Eine wichtige Aufgabe besteht darin, dieses Wissen zugänglich zu machen und gleichzeitig zu erweitern. Beispielsweise konnten die Volkshochschulen ein breites Bildungsangebot auch digital zur Verfügung zu stellen. Viele Menschen konnten so die Erfahrung machen, dass digitale Fortbildungsangebote gut in den Alltag integriert werden können. Jedoch wird häufig das soziale Miteinander vermisst. Deshalb gewinnen Formate an Bedeutung, in denen auch über die Distanz hinweg Vertrauen aufgebaut und neue Wissensbestände "versinnlicht" werden können (TU Chemnitz).

Gute Praxis als Inspiration

Viele nationale und internationale Smart City-Strategien erkennen die Bedeutung von Kompetenzaufbau unter ihren Bewohner:innen an und betonen die Rolle von Bürger:innen, die sich informiert an der Entscheidungsfindung beteiligen. Im Zusammenhang damit entstehen "Lernprogramme", die nachhaltige Entwicklungen mit dem Einsatz neuer Technologien, und persönliche Auswirkungen mit systemischen Fragen nachvollziehbar verbinden.

 Das vielfältige Smart City-Bildungsangebot der Stadt Barcelona ist dafür ein beeindruckendes Beispiel. Unter anderem können Kinder in FabLabs kollaborativ neue Technologien ausprobieren oder ältere Menschen in lokalen Nachbarschaftszentren digitale Anwendungen nutzen lernen. Wer Ideen hat, ist eingeladen sie auf einer Crowdsourcing-Plattform zu sammeln und gemeinsam mit anderen Bewohner:innen weiterzuentwickeln. Eine weitere Inspiration ist der international bekannte Grundlagenkurs "Elements of AI" zu künstlicher Intelligenz. Der mehrsprachige MOOC aus Finnland zeigt, dass Berlin auf dem internationaler Wissensaustausch aufbauen und auch vorhandene Foren wie die re:publica oder smart city convention als Lernumgebungen stärker nutzen kann.

Lebenswert smartes Szenario: Zukunftskompetenzen für alle

Ein wünschenswertes Smart City Szenario beinhaltet, dass öffentliche Strukturen den barrierefreien Zugang zu einer kooperativen Kompetenzaneignung ermöglichen. Der kompetente Umgang mit digitalen Infrastrukturen und Daten kann im Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsthemen und philosophischen Auseinandersetzungen erlernt werden. Das empathische Miteinander spielt in allen smarten Lernformaten eine wichtige Rolle.

Organisationsformen

Die Stadt wird somit zum Ort, an dem Bildung für alle möglich wird und Raum bietet - im Digitalen und im Analogen. Dabei kann die Smart City an bestehende Strukturen und Institutionen anknüpfen und sie an passenden Stellen ergänzen. Zum Einen geht es um Zugänge zu Bildung im Lokalen, zum Anderen um digitale und nachhaltige Bildung für alle Berliner:innen. Dabei erlangen sogenannte "informelle Lernorte" eine neue Rolle, in denen physische mit digitalen Erfahrungen kombiniert werden. Das beinhaltet nicht nur Museen, Gärten oder städtische Betriebe, sondern auch neue öffentliche Räume, die z.B. entstehen, indem Aufenthaltsqualitäten in und vor Bibliotheken und Verwaltungsgebäuden erhöht werden.

Wirtschaftliche Aspekte

Wirtschaftliche Akteure sind es gewohnt, stetig neues Wissen für die Entwicklung von Geschäftsmodellen und innovativen Produkten zu nutzen. Sie profitieren von einem lernenden Umfeld und können gleichzeitig ihre Methoden und Erfahrungen in die Stadtgesellschaft zurückgeben, um die Projekte der Smart City Berlin zu unterstützen. Die Ausbildung von Smart City Talenten erhöht auch die internationale Sichtbarkeit. Berliner:innen, die in und mit der Stadt lernen, können ihr Wissen nutzen, um neue Unternehmen zu gründen und an den Herausforderungen der Gegenwart sinnstiftend mitzuwirken. Die Entstehung von kleinteiligen, den Kiezen verbundenen, wirtschaftlichen Strukturen wird dadurch angekurbelt und ein wichtiger Beitrag zur Resilienz und Gemeinwohlorientierung der Smart City Berlin geleistet.

Soziale Aspekte

In einer Stadt, in der die Bewohner:innen sich eine gestaltende Teilhabe wünschen, darf die Aneignung von Zukunftskompetenzen kein exklusives Geschäft sein. Deshalb entwickelt die Stadt gemeinsam mit den Berliner:innen frei verfügbare, anpassungsfähige Lernangebote und stärkt deren Selbstwirksamkeit im Sinne von “each one teach one”. Aufbauend auf Basisangeboten, können zielgruppenspezifische und generationenübergreifende Formate entwickelt werden - analog und digital. Ethische und philosophische Fragen sind ebenso von Bedeutung wie ganz praktische Hinweise zur Benutzung einzelner Apps oder Codes. Im Zentrum aller Angebote steht der Beitrag zur Gemeinschaft, ob von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen oder Renter:innen - alle sind willkommen, sich neue Fähigkeiten anzueignen, um die Smart City Berlin im Sinne der Leitgedanken zu gestalten.

Umweltbezüge

Das Verständnis von ökologischen Systemen und natürlichen Zusammenhängen ist vielen Stadtbewohner:innen über die letzten Jahrzehnte abhanden gekommen. Deshalb wird zukünftig Wert darauf gelegt, möglichst vielen Menschen eine Natur-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung mit allen Sinnen zu ermöglichen und sie für ein verantwortungsvolles Handeln zu gewinnen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die Förderung der Bürger:innen-Forschung für die lebenswerte Stadt. Je nach Thema können Bürger:innen engagiert an den richtigen Ansätzen für das Gute Leben in Berlin mitforschen. Dabei wird Technologie als Werkzeug verstanden und zum Lernen genutzt.

Wegweiser für die Strategieentwicklung

Die meisten Berliner:innen nutzen täglich digitale Anwendungen. Um die Digitalisierung und die Smart City zugänglich und inklusiv zu gestalten, ist der Kompetenzaufbau für alle Berliner:innen eine Zukunftsperspektive der Smart City Berlin. Ebenso bietet die Smart City aber auch zahlreiche Möglichkeiten, Menschen das Lernen im Stadtraum zu ermöglichen und dabei Technologie zu nutzen. In den verschiedenen Handlungsfeldern zu Schulbildung, Arbeit 4.0, Aus- und Weiterbildung sowie Wissenschaft und Forschung wir auch im Kontext der Berliner Digitalstrategie wird eine zeitgemäße Strategie für die Zusammenarbeit aller Bildungsakteur:innen gemeinsam mit der Stadtgesellschaft entwickelt. Dieser Prozess soll über ein effektives und adaptives Bildungsmanagement gesteuert werden.

Der Aufbau von Zukunftskompetenzen richtet sich an die gesamte, heterogene Berliner Stadtgesellschaft. Die Berliner:innen haben dabei ganz unterschiedliche Bedarfe und Voreinstellungen, weshalb es schwierig sein wird, diese rein programmatisch abzubilden. Besonders die sogenannten stillen Gruppen werden bei der Entwicklung von Angeboten oft vergessen und müssen daher bedacht werden. 

Die beschleunigte Digitalisierung der letzten Monate hat bei vielen Menschen auch Bedenken und Ängste geschürt. Viele fragen sich, wie persönliche Daten tatsächlich genutzt werden, was man zu deren Schutz tun kann und ob die Smart City auch für "Datenverweiger:innen" offen ist. Darüber hinaus sollten auch Szenarien diskutiert werden, die einen "Berlin-Hack" oder stadtweite Stromausfälle thematisieren.

Ermöglichende Verwaltung

Die Berliner Verwaltung verbindet die verschiedenen Akteur:innen der Stadtgesellschaft und ermöglicht Prozesse, Projekte und Ausbau der Infrastruktur für die Smart City Berlin. Die Berliner Smart City Entwicklungen benötigen deshalb eine moderne, offene und anpassungsfähige Verwaltung.

Aktuell ist die Berliner Verwaltung mitten in einer umfassenden Transformation, unter anderem durch die Umsetzung des E-Government-Gesetzes und des Online-Zugangsgesetzes. Jedoch wird es noch eine Weile dauern, um den Ansprüchen der Bürger:innen nach einer unbürokratischen, digitalen Verwaltung gerecht zu werden. Um flexibel und adaptiv auf neue Herausforderungen zu reagieren, möchten auch die Mitarbeiter:innen zunehmend ressort- und ebenenübergreifend zusammenarbeiten und sich vermehrt in Projekten organisieren. Das wird durch die Smart City Entwicklungen aktiv unterstützt.

Aktuelle Dynamiken

In der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass die Berliner Verwaltung nicht ausreichend auf die Krise vorbereitet war. Die Gesundheitsämter waren überlastet und Homeoffice konnte ohne ausreichende technische Ausstattung vieler Mitarbeiter:innen nur langsam umgesetzt werden.

Andererseits wurde deutlich, dass viele Verwaltungsbereiche kurzfristig eine große Bereitschaft und Offenheit für Veränderung und flexible Anpassungen zeigten. Einige Behörden haben kurzfristig Laptops angeschafft und sich auf einen neuen Arbeitsmodus umgestellt. Aus diesen Erfahrungen kann die Berliner Verwaltung lernen, vor allem, wenn sie systematisch dokumentiert werden. Das Observatorium für öffentliche Innovation hat aus diesem Grund eine Datenbank angelegt, in der die Reaktionen verschiedenster Regierungen auf die Krise gesammelt wurden. Ziel ist dabei, vorausschauend handlungsfähig zu bleiben, damit speziell öffentliche Verwaltungen auf den nächsten Ausnahmezustand besser vorbereitet sind.

Gute Praxis als Inspiration

Viele internationale Kommunen sind bereits weiter hinsichtlich der vorausschauenden Digitalisierung ihrer Verwaltungen und können Berlin als Vorbild dienen. Dabei kann Berlin beispielsweise von Amsterdam lernen, wie ein guter Bürgerservice vor Ort aussehen kann oder vom schwedischen Ängelholm, wie eine Verwaltung agil zusammenarbeitet. Wichtige Stellschrauben sind beispielsweise in Kopenhagen neue Vergabe- und Budgetansätze, die das Risiko von Fehlinvestitionen minimieren und eine wirkungsorientierte Evaluation öffentlicher Mittel beinhalten.

Die Ansätze flexibler, agiler und adaptiver Verwaltung sind eng mit den Leitgedanken der Smart City Berlin verknüpft. Eine Stadtverwaltung, die flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen und Krisen reagiert, kann eher dem Gemeinwohl dienen. Eine Stadt, die auf ihre Bewohner:innen hört und sie mitgestalten lässt, benötigt Strukturen, die Mitgestaltung und Anpassung zulassen. Deshalb darf dies nicht als Unterbrechung ihres Ablaufs wahrgenommen werden, sondern sollte stattdessen als willkommene Möglichkeit dienen, bestehende Services zu verbessern und neue zu entwickeln.

Lebenswert smartes Szenario: Ermöglichende Verwaltung

In einem wünschenswerten Smart City Szenario, ermöglicht und fördert die Berliner Regierung ein kooperatives, digital vernetztes Verwalten aller öffentlichen Belange. Das Management interner Prozesse wird dabei wirkungsorientiert an gesellschaftlichen Belangen ausgerichtet. Die kompetente Anpassungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung, sowohl digital als auch sozial, wird von den Berliner:innen sehr geschätzt.

Organisationsformen

Die Verwaltung der Zukunft stellt nicht nur staatliche Dienstleistungen bereit, sondern ist Gestalterin und Umsetzerin eines zukunftsfähigen Berlins. Sie hat das Gemeinwohl im Blick und vermittelt zwischen Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Gleichzeitig übernimmt die Verwaltung auch weiterhin die regulative Rolle in der Smart City. Im Sinne der Leitgedanken hütet sie die Einhaltung der Gesetze und Regularien und hinterfragt an den richtigen Stellen auch den Einsatz von Technologien. Übergeordnete städtische Ziele, wie die Transformation zur Klimaneutralität, werden zukünftig von engagierten Mitarbeiter:innen der Verwaltung vorangetrieben. Mit Motivation und Mandat für Innovationen verändern sie ressortübergreifend und unter Einbindung der Stadtgesellschaft die Smart City Berlin zum Besseren.

Wirtschaftliche Aspekte

Smart City wird zukünftig als Querschnittsthema in der Verwaltung behandelt. Die vielfältigen Chancen, Strategien aus den Ressorts zu vernetzen, werden genutzt. Gemeinsam wird immer wieder erkundet, wie strategische Maßnahmen - ressortübergreifend und technologisch sinnvoll unterstützt - umgesetzt werden können. Die Smart City Strategie legt eine Grundlage für die Verwaltung, um Beteiligung neu zu denken und ein co-kreatives Arbeiten mit Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Berliner:innen als normale Praxis zu etablieren. Weil neue Wirtschaftsansätze stellenweise auch mit der Anpassung gesetzlicher Rahmenbedingungen einhergehen, ist die Berliner Verwaltung stets bemüht, kreative und trotzdem verantwortungsvolle Experimentierräume auszuloten. Außerdem bietet sie der gesamten Stadtgesellschaft Informationen und Zugang zu öffentlichen Daten und Infrastrukturen an.

Soziale Aspekte

Die Verwaltung der Zukunft hat sowohl die kurz- als auch langfristigen Anliegen ihrer Nutzer:innen im Blick. Die Berliner:innen schätzen ihre geräuschlose und funktionale Zuverlässigkeit. Sie haben problemlos und schnell (digitalen) Zugang zu den Verwaltungsdienstleistungen, die nicht nur online verfügbar sind. Die Mitarbeiter:innen der Verwaltung sind ebenso dezentral vor Ort erreichbar und verstehen die Berliner:innen in mehreren Sprachen. Sie sind nah dran an ihren Sorgen, Ängsten und Bedürfnissen und offen für Feedback, Schadensmeldungen oder Verbesserungsvorschläge. Dabei nutzt die öffentliche Hand selbstverständlich öffentliche Daten, quantitativ als auch qualitativ, um das Gemeinwohl zu fördern und Bürger:innen selbstverständlich einzubeziehen. Die Führungsebene begreift es als ihre Aufgabe, diesen notwendigen Wandel voranzutreiben und verbreitet Lust auf Veränderungen. Dadurch kann die smarte Berliner Verwaltung kooperativ nach innen und außen wirken.

Umweltbezüge

Mit den klimaneutralen Stadtentwicklungszielen im Fokus, nimmt die Berliner Verwaltung ihre Vorbildfunktion zukünftig besonders ernst. Nicht nur die Landes-, sondern auch die Bezirksverwaltungen nutzen die Möglichkeiten der Smart City Berlin, sozial und digital, um sich so schnell wie möglich CO2-neutral zu organisieren. Für diese Prozesse werden offene Daten genutzt und neu erfasst, um sie im Austausch mit der Stadtgesellschaft weiterzuverwenden. Auf dem Weg zur Smart City eröffnet die Berliner Verwaltung auch interne Gestaltungsräume, speziell, um in wichtigen Transformationsfeldern wie der Energie-, Verkehrs- oder Ernährungswende ein experimentierendes und gestaltendes Vorgehen innerhalb der Organisationen zu fördern.

Wegweiser für die Strategieentwicklung

Die Mitarbeiter:innen der Verwaltung sind motiviert und offen für eine neue, kooperative, ko-kreative Zusammenarbeit mit der organisierten Zivilgesellschaft und den Berliner:innen. Sie sind bereit für Räume zum Experimentieren, flexiblere Strukturen und ein weniger bürokratisches Arbeiten. Die Akteur:innen der Stadtgesellschaft wünschen sich eine zugängliche Verwaltung, die in der Smart City gemeinsames Handeln ermöglicht.

Die Verwaltung organisiert im Rahmen der Digitalstrategie im Bereich Data Governance und anderen Handlungsfeldern verwaltungsinterne Netzwerke (Communities of Practice), um Austausch, Transparenz und Konsistenz zu fördern. Als Teil der Digitalstrategie möchte die Verwaltung von und mit anderen Städten lernen, effektiver und adaptiver werden, sowie agile Prozesse und Strukturen aufbauen.

Die Zukunftsperspektive einer ermöglichenden Verwaltung hängt sehr eng mit den Rahmenbedingungen der Verwaltung zusammen. Ressourcen und Infrastruktur fehlen in den meisten Kontexten. Feste Zuständigkeiten erschweren oft die problemorientierte und kollektive Arbeit an Lösungen. Nur, wenn technische Voraussetzungen und politischer Wille einer solchen Verwaltung gegeben sind, kann sie die Vision der Smart City Berlin ermöglichen.

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