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Netzausbau selber machen mit Freifunk

Idee für den Kiez Idee für die Stadt Idee für die Metropolregion überregionale Idee

Wer kennt es nicht: Das Internet ist unglaublich langsam oder stürzt schon wieder ab. Dies liegt entweder am Internetserviceprovider oder auch daran, dass das heimische WiFi von den unzähligen WiFis der Nachbar*innen so unglaublich gestört wird, dass kaum noch was durchkommt.

Obwohl meist alle Nachbar*innen auch einen Internetzugang haben und eigene Drahtlosnetzwerke bereitstellen, welche eventuell sogar besser empfangen werden als das eigene Netzwerk, teilen sie diese nicht. Hat O2 eine Internetstörung, warum nicht über den Telekom-Anschluss der Nachbarin weiter surfen. Reicht das eigene Drahtlosnetzwerk nicht bis in das Schlafzimmer einfach das WLAN Netzwerk vom freundlichen Nachbarn nehmen. Eine sehr einfache Idee, die leicht umsetzbar ist. Die Lösung ist, redundante, ausfallsichere und zugängliche Netzwerke aufzubauen. Genau dieses Ziel verfolgt Freifunk Berlin.

Die historische Freifunk-Idee ist ein Mesh-Netzwerk mithilfe von WiFi-Funk-Verbindungen über den Dächern der Stadt aufzubauen, was bereits in einigen Teilen Berlins erfolgreich aufgebaut wurde. Sie wird erweitert, indem virtuelle Tunnel eingerichtet werden, damit Menschen ganz einfach ihre Internetverbindung teilen und am Mesh-Netzwerk auch ohne direkte Funkverbindung teilnehmen können. Trotzdem erzeugt gerade das dezentrale Mesh-Netzwerk, welches aus langen Funkverbindungen besteht, einen enormen Mehrwert. Die Ausfallsicherheit durch die redundanten Kommunikationswege ist beispielsweise beim Katastrophenschutz wichtig. Aber auch bei lokalen Internetstörungen eines Bezirks hilft das Mesh-Netz online zu bleiben. So kommt es vor, dass durch einen Verkehrsunfall ein eventueller Verteilerkasten zerstört wird und die Freifunkerin im Gebiet trotzdem weiter Internet durch einen Wireless-Backup-Link in einen anderen Stadtteil hat.

Es geht hierbei aber nicht nur darum, über verschiedene Wege ins normale Internet zu gelangen. Die Vision ist, dass nach und nach das Mesh-Netzwerk wächst und Menschen unkompliziert Services bereitstellen können. Schon jetzt findet man Krypto-Nodes, Wetter-Stationen und Live-Webcams. Diese sind neuerdings sogar bereits über IPv6 aus dem Internet erreichbar. Schnell mal eine Website zu Hause hosten wird durch Freifunk sehr einfach. Möchte ein kulturelles Projekt z. B. eine Website bereitstellen, müssen dafür keine Server mehr eingekauft werden, sondern jegliche Art von Services können einfach durch z. B. einem Raspberry-Pi über das Freifunk-Netz im Internet bereitgestellt werden. Andere Beispiele, die auf die Freifunk-Infrastruktur aufsetzen können, wären z. B. LORAWAN-Gateways oder andere städtische IOT-Geräte für die Verkehrsraum- oder die Luftqualitätsüberwachung. Vieles ist möglich, was mit Hotspot-Providern nicht möglich ist. Dies alles führt zu einem allumfassenden Konzept digitaler Souveränität, die durch andere Lösungen nicht möglich wären. Freifunk vervollständigt hier die Idee, die bereits auf europäischer Ebene mit eigenen Rechenzentren und Infrastruktur gegenüber den BigPlayers unabhängig zu werden, längst etabliert ist. Die öffentlich geförderte Corona-Warn-App hat gezeigt, dass nur quelloffene und dezentrale Lösungen effizient und datenschutzkonform sein können.

Freifunker*innen machen aber noch viel mehr. So entwickeln diese an freier Software, z. B. pflegt Freifunk Berlin hauptverantwortlich den Routing Daemon OLSR, der auf der ganzen Welt seinen Einsatz findet. Freifunk Berlin entwickelt mit am Linux Kernel und kümmert sich u. a. um WiFi und Flash-Chip-Treiber. Freifunk Berlin setzt sich für offene und freie Software ein. Berlin sollte hier eine Vorreiterrolle einnehmen und bei Digitalisierung Linux-Kernel-Entwickler*innen und Open-Source-Projekte fördern und einsetzen. Durch die mehrjährige Erfahrung von Freifunk Berlin haben sich verschiedenste Expert*innen herausgebildet, die zu Rat gezogen werden sollten, wenn es um Netzdesign und freie Software geht.

Durch Kooperation mit Rechenzentren ist es möglich, sehr schnelle Internetverbindungen bereitzustellen, für öffentliche Straßen, Plätze und Parks. Das Internet ist frei und ungefiltert. Viele proprietäre Hotspot-Netzwerke sind entweder Zeit beschränkt oder gefiltert. Dies führt dazu, dass man nicht mal einfachste Sachen wie sein Mailprogramm benutzen kann. Als Entwickler*innen und Forscher*innen kann man nicht die Standardtools wie z. B. SSH oder Git benutzen. Zusätzlich versorgt Freifunk u. a. auch Schulen und andere soziale Einrichtungen wie temporäre Geflüchtetenunterkünfte und gemeinnützige Vereine effizient mit freiem Netz.

Berlin sollte freie Netze fördern, da damit:

  • Kiezstrukturen gestärkt werden.
  • Unkompliziert freies und stabiles Internet bereitgestellt wird, was gerade in einer Zeit der Pandemie sehr wichtig ist
  • ein ausfallsicheres Netz für den Katastrophenfall geschaffen wird.
  • offene Software/Betriebssysteme weiterentwickelt werden.

Neben einer finanziellen Förderung sollte bei bestehenden Häusern über eine Freifunk-Antennen-Installation auf dem Dach nachgedacht werden sowie bei Neubauten u. a. bei Hochhäusern eine Verpflichtung zur Kooperation mit gemeinnützigen Mesh-WLAN-Anbietern eingeführt werden.

Die Zukunft besteht aus dezentraler, offener Netzinfrastruktur.

mesh-enthusiasts erstellt am
Referenznr.: 2022-13534

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