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  • Ein Erklärvideo zum Planungsentwurf sowie die Präsentationspläne zum Download finden Sie auf der Projektwebsite zum städtebaulichen Werkstattverfahren HIER. (externer Link)

STÄDTEBAU

Mit einem Platz im Herzen der städtebaulichen Figur betonen wird das Gemeinschaftsbewusstsein. Grundgerüst des Quartiers sind die schnellen und sicheren Verbindungen für den Fuß- und Radverkehr: Vom Bhf. Köpenick die urban geprägte Route, diagonal durchs Quartier bis zum Brandenburgplatz, und vom Bhf. Hirschgarten, die grüne Route, quer bis zum Bellevuepark. Die schnelle Ost-West-Verbindung verläuft als Fuß- und Radweg direkt der Bahntrasse entlang.

Das Grüne Band als verkehrsfreier Natur-und Erlebnisraum hat wichtige stadtklimatische Funktion. Das Urbane Band verläuft gegenläufig als Geh- und Fahrradweg. Zentral im Kiez, am Schnittpunkt der Bänder „trifft sich alles“: Menschen, Angebote, die Öffis. Der Erpeplatz, das Herz des Quartiers, verbindet urbane und naturräumliche Aspekte.

Die vorgegebene Umgehungsstraße (OUB) wird bewusst nicht parallel zur Bahntrasse geführt: Eine Funktionstrennung als reine Autostraße würde den Kiez stärker „zerschneiden“ und das Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit begünstigen! Stattdessen wird die „verbindende“ Stadtstraße mit „Schule-Schild“, Fußgängerüberwegen und der Haltestelle am Platz für Geschwindigkeitsbegrenzung sorgen.

LANDSCHAFT und FREIRAUM

Der Gleispark verläuft entlang beider Seiten der Bahn von Bhf. zu Bhf. als verbindendes lineares Biotop und bildet mit dem Grünen Band die Grünvernetzung des Quartiers ins Umland. Ein 4 Meter breiter Weg mäandriert durch den abwechslungsreichen Freiraum. Das grüne Rückgrat, dient als größter Überflutungs- und Versickerungsraum. Straßen und Wege werden von Grün- und Baumpflanzstreifen begleitet.

MOBILITÄT

Das integrale Erschließungskonzept setzt nach dem Fußgänger auf den ÖPNV und das Rad. Das Netz von sicheren und bequemen Wegen verschränkt sich am Quartiersplatz. Dort gibt es Fahrradparkplätze und Leihradsysteme. Auch gibt es reichlich Fahrradabstellplätze in den angrenzenden Gewerbe- und Wohngebäuden. Das Design ist dem Auto hinderlich und dem langsamen Verkehr dienlich. Der ÖPNV mit zwei „Haupt“-Haltestellen wird die Anbindung des neuen Quartiers an die gesamte Stadt ganz selbstverständlich machen.

Alle spüren die Vorteile des autoarmen Quartiers. Überall wird der Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel unterstützt. Das öffentliche Straßennetz wird auf ein Minimum reduziert. Alle Nebenstraßen sind Sackgassen und als Shared Space ausformuliert. Im Zufahrtsbereich der Wohnhöfe sind Haltebuchten für Lieferverkehre vorgesehen. Die Bedürfnisse von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen werden selbstverständlich berücksichtigt. Die Befahrbarkeit aller Wege durch jegliche Einsatz- und Rettungsfahrzeuge ist gewährleistet.

Um Suchverkehre zu vermeiden, ist Ruhender Verkehr nur in den 3 Quartiersgaragen möglich (Ausnahme bilden barrierefreie Stellplätze und Car-Sharing). Mit Mobilitätsstationen ergänzen sie das Angebot der großen Hubs an den S-Bahnhöfen. An Stellingdamm und am Finanzamt wegfallende Stellplätze sind berücksichtigt. Mit 0,2 P/WE sind ausreichend Stellplätze nachgewiesen.

QUARTIERSGESTALTUNG

Durch Versätze und Auflockerungen der Bebauung entstehen in den Höfen angenehme Gassen- und Grünräume. Die Blöcke sind perforiert, die Innenhöfe miteinander verbunden. Zu Bahn, Gewerbe und OUB steht lärmrobuste Bebauung, an Park und Elsengrundsiedlung aufgelockerter Geschosswohnungsbau. Nördlich der Bahn liegt ein schmaler, wg. Schienen- und Autolärm zum Wohnen kaum geeigneter Streifen, mit langgestreckten Höfen. Östlich folgt Wohnungsbau, der für die Bebauung am Stellingdamm als Lärmschutz für den Bestand wirkt.

NUTZUNGEN

Als „Docks“ für den autoarmen Kiez sind die 3 Quartiersgaragen als „Anker“ ausgeworfen. Westlich des Kerns liegt der Schulcampus, durch seine Nähe zum Bhf. sehr gut erreichbar (insgesamt 30.000 m² BGF für Sozial- u. Bildungseinrichtungen). Die Schule ist als Lärmriegel zur Straße im Norden geschlossen geformt. Die Sportflächen, erstrecken sich von N nach S und sind so von allen Seiten gut erreichbar.

Entlang der Durchfahrtsstraßen sind in der „Lebensader“ Erdgeschoß 20.000 m² BGF flexible Gewerbeflächen vorgesehen. Insgesamt sind es 80.000 m² BGF Gewerbe- u. Büroflächen. Besonders die bahnhofsnahe Bebauung im Norden eignet sich als Gewerbe- und Bürostandort.

Der Wohnanteil am Neuen Hirschgarten beträgt 1.800 WE (à 95m² BGF). Die Wohnhöfe orientieren sich zu den attraktiven grünen Höfen, halböffentliche Pfade sorgen für einen Austausch im Quartier. Vor den Höfen übernehmen kleine Entreeplätze die Zugangs- und Verteilerfunktion zu den Hauseingängen und bieten Verweilangebote auf den Gemeinschaftsflächen.

FASSADEN- und DACHLANDSCHAFT

Städte verbrauchen 80% der Nahrungsmittel, während die Produktion im urbanen Raum gegen Null geht. Vertical Farming Ökosysteme werden das ändern: Zu 100% recycelbare Holzmodule passen auf jedes Flachdach. Mit dem Anbau von Salat, Gemüse, Kräutern und Beeren, wird eine nachhaltige Lebensmittelproduktion mit maximaler ökologischer, gesundheitlicher und sozialer Wirkung ermöglicht: Auf 2.400 m² Dachflächen der Gewerbe- und Garagenbauten „wachsen“ 200.000 Kg Ernte pro Jahr: Das sind 1,5 Mio. Mahlzeiten, 4.000 Portionen an 365 Tagen, sprich 1 Portion pro Bewohner täglich! Die Ernte ist lokal, der Transport radikal minimiert. Dank der energie-, wasser- und abwasserautarken Module werden 120 Tonnen C02/Jahr eingespart!

Fassadenbegrünung: „Vertikale Gärten“ beeinflussen das Mikroklima positiv. Sie verbessern die Luftqualität und senken die lokale Lufttemperatur um bis 1,3° C. Sie tragen auch zur Minderung des Umgebungslärms um 2,7-4,0 dB bei. In unserem Konzept sind daher Grüne Fassaden insbesondere entlang der Umgehungsstraße verortet.

SCHALLSCHUTZKONZEPT

Das Gebiet wird durch den Schienenverkehr verlärmt. Der Entwurf reagiert darauf durch konsequente Umsetzung lärmrobusten Städtebaus für die Wohnnutzungen. Durch die bahnseitige Bebauung wird der Schienenverkehrslärm abgeschirmt, die Lärmbelastung geringer ausfallen, und voraussichtlich ohne zusätzliche bauliche Maßnahmen ausreichend sein. Durch das Vorhaben wird zwar zusätzlicher Kfz-Verkehr erzeugt, da der sich mit dem bestehenden Verkehr vermischt, zieht das i.d.R. keine besonderen Maßnahmen an den bestehenden Nutzungen außerhalb des Plangebietes nach sich.

ENERGIEKONZEPT

Im Quartier können insgesamt ca. 38.000 m² PV-Module auf den Dachflächen (12.000 m² davon als PVT-Kollektoren) und rund 70.000 m² an den Fassaden realisiert werden. Es wird ein jährlicher Stromertrag von 10 GWh erzeugt. Damit wird der Gesamtstrombedarf von rund 10 GWh bilanziell über das ganze Jahr zu 100% gedeckt.

Wir setzen auf ein dezentrales System als Kombination verschiedener Quellen wie Abwärme aus Industrie sowie Geothermie, solare Wärmegewinnung wird optimiert. Das Energiekonzept strebt durch umfangreiche Nutzung örtlich realisier- und nutzbarer erneuerbaren Energiequellen eine CO2 neutrale Versorgung des Quartiers an. Zur nachhaltigen Wärme- und Kälteversorgung wird ein innovatives kaltes Nahwärmenetz in Kombination mit dezentralen Wärmepumpen in Gebäuden und zentralisierter Erschließung von Niedertemperaturwärmequellen umgesetzt.

Zur Deckung des Gesamtwärmebedarfs für Heizung und Warmwasser von rund 9 GWh über Wärmepumpen wird eine Kombination aus Niedertemperaturwärmequellen erforderlich. Es können 80.000 m² Bodenkollektoren und 12.000 m² PVT-Kollektoren auf den Dachflächen realisiert werden. Abwärme wird aus den Abwasserkanälen im Quartier und - hocheffizient - aus einem unmittelbar nördlich angrenzenden großen Abwasserkanal genutzt.

Der Gesamtbedarf an Strom beinhaltet Haushalts- u. Gewerbestrom, Strom für den Betrieb der Wärmepumpen, Kältemaschinen und des kalten Nahwärmenetzes sowie kalkulierten 590 E-Fahrzeugen. Abgesehen von voraussichtlich verbleibenden 390 Verbrennern wird bilanziell ein klimaneutrales Quartier erreicht. Für das Stadtquartier ist ein elektrischer Autarkiegrad von über 50% zu erreichen. Der Gesamtautarkiegrad beträgt 66%, ebenso wie der regenerative Anteil der Gesamtenergie.

ENTWÄSSERUNGSKONZEPT

Das Entwässerungskonzept verfolgt konsequent das Ziel der Schwammstadt: Die Oberflächenversiegelung ist mit 57% gering. Im Ergebnis wird mit dem städtebaulichen Entwurf ein Null-Abfluss-Quartier ermöglicht. Insbesondere in den Sommermonaten besteht Bedarf an Regenwassernutzung, z.B. zur Bewässerung der Grünflächen. Regenwasserzisternen speichern das anfallende Regenwasser, welches nach Filtrierung zur Bewässerung genutzt wird. Der Entwurf erreicht 73% an begrünten Dachflächen und 42.000 m² Flächen für Regenwasserretention und Verdunstung. Damit wird dem Ziel der Erhöhung der Verdunstung, aber auch der Verbesserung der Biodiversität entsprochen.

VERTIEFUNGSBEREICHE

Elcknerplatz

Der Quartierszugang zum Neuen Hirschgarten wird durch einen Neungeschosser markiert. Er ist das bauliche Statement hinsichtlich der Zielsetzung eines energieautarken, food-autarken, CO2-neutralen, allergiefreien, autoarmen, generationengerechten 10-Minuten-Stadtquartiers.

Der ELCKNERPLATZ ist funktional zusammen mit dem Bahnhof Köpenick zu betrachten. Die Bahnsteigquerung bildet die Spange der Schmetterlingsfigur Elcknerplatz. Je ein Fahrradhaus ist nördlich und südlich des Bahnhofs verortet, mit weiteren 200 Fahrradstellplätze im Freiraum. Auf der nördlichen Platzhälfte gibt es, an der Straßenbahnhaltestelle anliegend, zusammen mit Taxis, Carsharing und barrierefreien Stellplätzen ein Micro-Hub für Zweiräder.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit: Die Rolle der Gebäudeintegrierten Photovoltaik (BIPV) wird im urbanen Kontext, da Stromerzeugung am Ort des Verbrauchs möglich ist, immer wichtiger. Eine Optimierung von Speichern erfolgt insbesondere bei wie von uns konzipierter gebäudeübergreifender, quartiersweiter Integration

Brandenburgplatz

Der BRANDENBURGPLATZ ist Mobilitätshub an der Umsteigehaltestelle von Tram und Bus. Um alle Verkehre sicher zu führen haben wir uns für einen modernen Kreisverkehr entschieden. Durch den Ausbau des Radverkehrs wird die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und damit die Treibhausgasemission reduziert. Die Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, zur Förderung des Fahrradverkehrs, und der strategischen Bepflanzung und Bebaumung leisten einen wesentlichen synergetischen Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasemissionen und zur Verbesserung des städtischen Klimas.

Erpeplatz

Der ERPEPLATZ ist der Aufenthaltsort im Quartier. Im oberen, besonnten Bereich liegt ein Pocket-Park mit großem Spielplatz und Gastronomie unter schattenspendenden Bäumen. Im südlichen Bereich, liegt die Nahversorgung. Die flankierenden Erdgeschosse sind mit Gewerbeeinheiten belegt. Ein ausgewogenes Verhältnis von Grün- und Verkehrsflächen schafft einen funktionalen Platz von ausgesprochener Aufenthaltsqualität. Zentral am Platz liegen die beiden Bus-Haltestellen, die mit einem Fußgängerübergang verbunden sind. Sein verkehrssicheres Design nimmt zukünftige Mobilität vorweg.

Holzbauweise ist am Bau die effizienteste Methode um CO2-Emissionen zu vermeiden. Zusammen mit Solar- und PV- Paneelen, Gründächern, grünen und PV-Fassaden, ist der Weg zum Fast-Nullenergiehaus vorgezeichnet.

Allergikerfreundlich: Mit dem ECARF Siegel für allergikerfreundliches Bauen werden hinsichtlich Freiraumplanung, Einsatz schadstoffarme Baumaterialien, und Facility Management die relevanten ESG-Kriterien erfüllt.

SCHLUSS

Nicht ungeahnte Techniken garantieren einen ressourcenschonenden Lebensstil, sondern die Entscheidungen jedes Einzelnen! Lokal verwurzelte Bürgerinnen und Bürgern werden die Annehmlichkeiten und Vorzüge eines Lebens im Fußgänger- und Fahrradfreundlichen Kiez lieben, und sich für einen klimabewussten Lebensstil entscheiden.

Grüne Flächen, Höfe, Dächer, Fassaden sind nicht romantische Utopie, sondern Plattform für überfällige urbane Möglichkeiten. Gemäß unserem Credo schaffen wir erprobten Raum für das gesellschaftliches Zusammenleben, da wo die Menschen am stärksten einbezogen werden und mitbestimmen können: im eigenen Stadtviertel, im eigenen Kiez.