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1.1. Das Tempelhofer Feld

„Kein größerer Gegensatz ist denkbar, als aus Berlin aufs Tempelhofer Feld zu kommen. Da ist Steppe mitten in der Kulturwelt und auf dieser Steppe ein Steppenleben, sobald die Sonne scheint. Nirgends in Deutschland bietet sich ein ähnlicher Anblick. Das Volk der Frauen und Kinder wandert aus den Steinstraßen aus und legt sich auf die Steppe. Kinderwagen, Bettstücken, Puppenwagen, Sonnenschirme, Strickstrümpfe, Lieferungsromane, Feldsessel, Bälle, Spaten, alles wandert mit. Auf der Steppe werden die Stadtkinder frei, sie haben den weiten Himmel über sich und einen weiten Blick um sich. Tausende sind es, die an schönen Tagen zwischen Rixdorf und Schöneberg auf der Erde sitzen.“ (Volkskundler Friedrich Naumann, 1897)

Mit seiner Öffnung am 8. Mai 2010 ist das ehemalige Gelände des innerstädtischen Flughafens Tempelhof wieder das, was es vor seiner Nutzung als Flughafen war: ein vielfältiger und einzigartiger Naherholungsraum für die Berlinerinnen und Berliner. Über drei Millionen Besucherinnen und Besucher pro Jahr nutzen und genießen die zurückgewonnene Freifläche mit ihrem weiten Horizont innerhalb der dicht bebauten Stadt. Die Funktionsstrukturen des ehemaligen Flughafens aus Landebahnen, Taxiway und großen Wiesenflächen prägen die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der 303 Hektar für Erholung, Freizeit, Sport. Inmitten des großstädtischen Umfeldes ist das Tempelhofer Feld schützenswerte Natur und Feld der Ruhe, Raum für Sport und Bewegung sowie Ort der Integration, der Vielfalt, des bürgerschaftlichen Engagements, der Experimente und eines neuen Miteinanders.

Die Wiesenlandschaft mit ihren offenen, trockenwarmen Lebensräumen hat eine für Berlin herausgehobene Stellung für den Erhalt der daran gebundenen Tier- und Pflanzenarten, stadtklimatisch ist sie als Kaltluftentstehungsgebiet für die angrenzenden Quartiere bedeutsam.

Als Gesamtensemble mit dem Flughafengebäude ist das Tempelhofer Feld ein identitätsstiftender Ort der wechselvollen Geschichte der Stadt - als Ort der Unterdrückung und monumentalen Machtrepräsentation während des Nationalsozialismus ebenso wie als Ort der Freiheit durch die Luftbrücke und als „Tor zum Westen“.