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Vorschlag zur Überarbeitung der entwicklungspolitischen Leitlinien des Landes Berlin

Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe ist in Berlin für Entwicklungspolitik zuständig und lädt dazu ein, den neuen Entwurf für die entwicklungspolitischen Leitlinien zu kommentieren.

Was denken Sie über den Entwurf?

Sie können den Entwurf absatzweise oder als Ganzes kommentieren. Gibt es Begriffe, die näher erläutert werden könnten? Bleibt etwas unklar?

abgeschlossen

Handlungsfeld 1: Bildung, Forschung und Entwicklung: Lernen und Denken in globalen Zusammenhängen

Bildung bietet nicht nur die Grundlage für ein selbstbestimmtes und gutes Leben, sondern entscheidet zunehmend darüber, wie die kommenden Generationen friedlich zusammenleben werden und aktuellen sowie zukünftigen Herausforderungen im Sinne aller Nachhaltigkeitsziele konstruktiv begegnen können. Dazu ist es nötig, Visionen zur Gestaltung einer zukunftsfähigen und gerechten Welt, ein Verständnis globaler Zusammenhänge, interkultureller Kompetenzen, das Wissen um Intersektionalität und über damit einhergehende Ungleichheiten [9] sowie die Wertschätzung und Einbeziehung von Vielfalt zu stärken. Komplexe Risiken und Herausforderungen müssen angemessen erfasst und entsprechende Handlungsoptionen abgeleitet werden. Bildung für nachhaltige Entwicklung und Globales Lernen sollen Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigen und sie in die Lage versetzen, den erforderlichen gesellschaftlichen Wandel mitzugestalten. In Verwaltung, Politik, Wirtschaft, Schulen, Hochschulen und Wissenschaft soll das Denken, Reflektieren, Handeln und Gestalten in globalen Zusammenhängen als Selbstverständlichkeit verstanden werden (SDG 4). 

 

Ziel ist es, durch Bildungsprojekte und -maßnahmen in Allgemeinbildenden Schulen, Berufsschulen und außerschulischen Bildungseinrichtungen, wie dem EPIZ – Zentrum für Globales Lernen e.V., das Wissen über globale Herausforderungen zu fördern und die Fähigkeiten der Berliner Bevölkerung zur aktiven Teilhabe und aktiven Gestaltung einer global verantwortungsvollen Gesellschaft zu stärken. 

Die vielen verschiedenen Städtepartnerschaften bilden dabei einen wichtigen Rahmen, um Bildungs- und Informationsarbeit der Berliner Akteure zu entwickeln und umzusetzen. Darüber hinaus ist es von großer Bedeutung, bei den Lernenden durch Lehrpersonal mit migrantisch-diasporischem Hintergrund und durch internationalen Austausch einen Perspektivwechsel und globale Verantwortung und diskriminierungskritische Bildung zu fördern. Lernende sind hierbei als aktiv Gestaltende zu betrachten. Besonders in einer migrantischen und postkolonialen Stadtgesellschaft wie Berlin können somit Lernende als Wissende und Gestaltende aktiv in die Unterrichtsgestaltung und in den Schulalltag einbezogen werden, um von ihrem jeweiligen soziokulturellen Erfahrungswissen zu profitieren. 

Die Digitalisierung der Bildungsinfrastruktur ermöglicht zusätzliche Reichweiten und Wirkungen, die auch innovative Startups einbeziehen. Das Land fördert die Vernetzung der Akteure des Globalen Lernens und einer Bildung für nachhaltige Entwicklung mit Akteuren anderer gesellschaftlicher und thematischer Bereiche (öffentlicher Sektor, umwelt- und nachhaltigkeitspolitische Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften, Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Medien).

Schulische Bildungsarbeit:

In den Rahmenlehrplänen für Berlin und Brandenburg ist das übergreifende Thema „Nachhaltige Entwicklung/Lernen in globalen Zusammenhängen“ als Bildungsauftrag aller Unterrichtsfächer und Anforderung an die Schule insgesamt verankert. Anspruch des übergreifenden Themas Nachhaltige Entwicklung/Lernen in globalen Zusammenhängen ist es, Schülerinnen und Schülern Orientierung in einer zunehmend globalisierten Welt zu ermöglichen. Schülerinnen und Schüler erwerben Kompetenzen die sie befähigen, ein Verständnis für globale Zusammenhänge zu entwickeln, globale Ungleichverhältnisse zu reflektieren, die Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung in ihrer Komplexität zu erfassen und aktiv an lokalen und globalen Prozessen einer nachhaltigen Entwicklung und der Gestaltung einer global gerechten Welt teilzuhaben. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist es erforderlich, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Globales Lernen auch im Rahmen der Lehrkräftebildung kontinuierlich zu stärken. Die Kooperation mit zivilgesellschaftlichen Organisationen des Globalen Lernens und einer Bildung für nachhaltige Entwicklung werden als Chance verstanden und genutzt, um Bildungsprozesse im Sinne des übergreifenden Themas Nachhaltige Entwicklung/Lernen in Globalen Zusammenhängen weiter zu gestalten. Dabei sollten Perspektiven aus dem Globalen Süden einbezogen werden. Insbesondere in der Berufsaus- und Weiterbildung und in der Lehrenden- und der Managementausbildung ist die Zusammenarbeit mit den Berliner Nichtregierungsorganisationen, insbesondere dem EPIZ – Zentrum für Globales Lernen e. V. von Bedeutung. 

Außerschulische Bildungsarbeit:

Das Land Berlin arbeitet eng mit zivilgesellschaftlichen Akteuren für die entwicklungspolitische Informations-, Kampagnen- und Bildungsarbeit zusammen. Für Bürgerinnen und Bürger werden Angebote geschaffen, die zur sachgerechten und reflektierten Urteilsbildung und Entscheidungsfindung in globalen Zusammenhängen auch im Bereich des lebenslangen Lernens beitragen. Das Land begrüßt ebenfalls Freiwilligendienste, die die globale Verantwortung der Zivilgesellschaft stärken. Ausbildungsprojekte von Berliner Unternehmen in DAC-Ländern [10] werden begrüßt. Eine Vermittlung zwischen Unternehmen und Berliner Bildungseinrichtungen wirkt dabei unterstützend z.B. bei der Entwicklung von Ausbildungs-Curricula.

Hochschulbildung:

Der Ausbau Berlins als internationaler Lernstandort wird vor allem von den Hochschulen und Universitäten geprägt. Mit ihren international und entwicklungspolitisch ausgerichteten Studiengängen, Ringvorlesungen und Alumni-Programmen können sie einen wichtigen Beitrag zum zukunftsfähigen Denken und Handeln in globalen Zusammenhängen leisten. Die LEZ fördert entwicklungspolitische Postgraduiertenstudiengänge, Alumni-Vorhaben, Fortbildungen für Fach- und Führungskräfte aus dem Globalen Süden sowie Projekte im Rahmen von Kooperationen der Hochschulen Berlins. Es wird begrüßt, dass das Denken in globalen Zusammenhängen in Forschung und Lehre in Zusammenarbeit mit den Berliner Nichtregierungsorganisationen weiterentwickelt wird.

Forschung:

Das Berlin Center for Global Engagement ist die Plattform der Berlin University Alliance für Forschungskooperation mit dem Globalen Süden und für Fragen der Wissenschaftsdiplomatie, darunter auch der Umgang mit Einschränkungen der akademischen Freiheit bei Partnern und die Unterstützung von gefährdeten internationalen Forscherinnen und Forschern. Die Berlin University Alliance gründete das Berlin Center for Global Engagement, das speziell Wissenschaftskooperationen mit Ländern des Globalen Südens fördert.

Begrifflichkeiten

Zu 9 - Intersektionalität: Der Begriff beschreibt das Zusammenwirken mehrerer Unterdrückungsmechanismen 

Zu 10 - DAC-Land: Ein Land, das von dem Entwicklungshilfe-Ausschuss DAC („Development Assistance Committee“) der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD – „Organisation of Economic Cooperation and Development“) als Empfängerland für Hilfsleistungen gelistet ist.


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