Nachbarschaftsrat Antonkiez
Beschreibung der Veranstaltung
Kiezblock für den Antonkiez
Im Rahmen des Forschungsprojektes „Klimakieze“ das vom Bundesministerium für Umwelt, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) finanziert wird, wurde für den Antonkiez ein mehrstufiger Beteiligungsprozess entwickelt, um eine möglichst breite und vielseitige Beteiligung der Nachbarschaft an der Entwicklung von Kiezblocks zu ermöglichen. Ziel des Projektes ist die Umsetzung von Kiezblocks als Maßnahme nicht nur zur Beruhigung des Verkehrs und für mehr Verkehrssicherheit, sondern auch für verbessere Luftqualität sowie mehr Platz für Aufenthalt und Klimaanpassung.
Bis zum Nachbarschaftsrat
Das Projekt startete im Dezember 2023 mit ersten Erhebungen des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit (RIFS) an mobilen "Winteranlaufstellen". Hier wurden erste Einschätzungen der Anwohnenden zu Problemen und möglichen Lösungen gesammelt. Diese Ergebnisse wurden ergänzt durch eine digitale Beteiligungsphase auf der Plattform mein.Berlin. Im Mai 2024 gab es ein Vernetzungstreffen lokaler Akteure, darunter u.a. die Wedding-Grundschule, Stadtteilkoordination, dem Sprecher des Quartiersrats sowie weiteren Kiezaktiven. Die Universität Heidelberg führte ab September 2024 Haushaltsbefragungen durch. Auf Grundlage der Vorerhebungen wurde im Oktober 2024 dann die erste Sitzung des Nachbarschaftsrates "Straßenraum und Klima" durchgeführt.
Der Nachbarschaftsrat: Demokratie durch Zufallsauswahl
Nach dem Vorbild der Bürger:innenräte wurden die Teilnehmenden am Nachbarschaftsrat durch ein Losverfahren zufällig ausgesucht. Diese Methode gewährleistet eine vielfältige Zusammensetzung, die die Nachbarschaft besser zu repräsentieren versucht als übliche Beteiligungsformate. Von 300 zufällig ausgewählten und Personen die im August 2024 eine mehrsprachige postalische Einladung erhielten erklärten sich 14 bis Mitte September zur Teilnahme bereit.
Praxisnaher Auftakt
Am Vorabend der Hauptveranstaltung bot das Straßen- und Grünflächenamt (SGA) eine Besichtigung des bereits umgesetzten Kiezblocks im Bellermannkiez an. Die Teilnehmenden konnten sich so bereits vorab kennenlernen und vor Ort ein Bild von konkreten Maßnahmen wie Diagonalsperren und einem neu gestalteten Stadtplatz machen. Dabei wurden erste Fragen gestellt und über Vor- und Nachteile einzelner Maßnahmen diskutiert. Die Maßnahmen im Bellermannkiez zeigten erste Möglichkeiten auf, wie ein Kiezblock-Konzept aussehen kann, was das SGA leisten kann und wofür es eine kooperative Zusammenarbeit aus der Nachbarschaft braucht.

Der Nachbarschaftsrat: Gemeinsam Lösungen entwickeln
Am 12. Oktober 2024 traf sich der Nachbarschaftsrat „Straßenraum und Klima" im Haus der Jugend am Nauener Platz zu seiner Hauptveranstaltung. An dem Tag waren 9 Teilnehmende anwesend, davon fünf Frauen und drei Männer mit einem Altersdurchschnitt von 47 Jahren.
Die Veranstaltung hatte zum Ziel, in einer ersten Phase ein gegenseitiges Verständnis für unterschiedliche Sichtweisen und Bedürfnisse im Kiez sowie für die planerischen Möglichkeiten und Ziele zu schaffen. Erst auf dieser Basis wurden dann Vorschläge erarbeitet, wie der Kiezblock im Antonkiez aussehen könnte. Der Tag gliederte sich dabei in drei Phasen:
In der ersten Phase entwickelten die Teilnehmenden "Worst-Case-Szenarien" für ihren Kiez. Dabei wurden steigende Mietpreise und damit weniger werdender Wohnraum, Mietspekulanten und zunehmende Drogenprobleme im Kiez diskutiert. Darüber hinaus wurde auch über die unterschiedlichen Personengruppen im Kiez gesprochen, und welche Raumkonflikte es zwischen ihnen gibt (z.B. Autofahrer, Radfahrer, Drogendealer, Touristen, Investoren).
Im zweiten Teil präsentierten die Projektpartner von RIFS und Universität Heidelberg die Ergebnisse der bisherigen Beteiligungsformate. Dabei wurden die Hinweise aus den Winteranlaufstellen, aber auch Erkenntnisse aus der Haushaltsbefragung und einzelnen Fokusinterviews sowie Ergänzungen aus der Online-Beteiligung auf mein.Berlin.de vorgestellt.

Das Straßen- und Grünflächenamt informierte über praktische Aspekte der Kiezblock-Gestaltung, einschließlich Kosten und Zeitrahmen verschiedener Maßnahmen. Dabei wurden sowohl Herausforderungen und Bedarfslagen des Amtes vorgestellt, sowie konkrete Maßnahmen und welche Effekte sich durch diese erwarten lassen. Es wurde außerdem das Kiezblock Konzept der Kiezblock Initiative vorgestellt und in der Machbarkeit eingeordnet. Im Anschluss wurden einige alternative Maßnahmen vorgestellt, die sich für die Umsetzung von Kiezblocks im Antonkiez implementieren ließen und als Basiskonzept für die nächste Phase diente.
Der folgende Teil widmete sich nun der konkreten Planung des Kiezblock-Konzepts: In mehreren Arbeitsgruppen erarbeiteten die Teilnehmenden eigene Vorschläge für die nördliche Luisenstadt. Mit Hilfe der zuvor vorgestellten Maßnahmen konnten nun Vorschläge gemacht werden. Anschließend wurden die Vorschläge auf einer gemeinsamen Karte zusammengetragen. Alle Gruppen wurden dabei unterstützt jeweils durch eine Expert:in des Bezirksamts und eine Tischmoderation. Der Fokus aller Gruppen lag dabei zuerst auf der Erhöhung der Ordnung und Sicherheit im Verkehr, mit besonderem Schwerpunkt auf Kindern, Familien und älteren Personen.
Im Anschluss wurden die Zwischenergebnisse anderen Kleingruppen und später auch im Plenum vorgestellt und in einer letzten Runde durch mögliche Maßnahmen zur Steigerung der Aufenthaltsqualität und für mehr Klimaanpassung im Kiez ergänzt. Aus der Verbindung und gegeneinander abwägen der einzelnen Konzeptvorschläge entstand in einer finalen Runde im Plenum ein gemeinsamer Konzeptvorschlag des Nachbarschaftsrates, der im Anschluss an die Veranstaltung durch das Straßen- und Grünflächenamt geprüft wurde.

Konkret wurde zur Erhöhung der Schulwegsicherheit ein sogenannter Diagonalfilter in Form einer Pollerreihe an der Ecke Ruheplatzstraße / Antonstraße sowie an der Prinz-Eugen-Straße Ecke Adolfstraße (vor dem Quartiersmanagement) vorgeschlagen. Bei letzterem wurden zudem weitere Maßnahmen wie Bänke, Fahrradbügel und ein verkehrsberuhigter Bereich vorgeschlagen, um einen echten Stadtplatz zu schaffen, der auch der Kita zugute kommen soll. Ein zweiter Stadtplatz soll in der Maxstraße entstehen. Durch die Kfz-Durchfahrtssperren am so entstehenden neuen Maxplatz (Name steht noch nicht fest) kann durch diesen zudem der starke und oft viel zu schnelle Kfz-Abkürzungsverkehr von der Reinickendorfer zur Schulstraße ohne weitere Maßnahmen verhindert werden. Hier sollen auch Hochbeete und Sitzmöglichkeiten die Aufenthaltsqualität verbessern. Außerdem wurden eine Fußgängerzone vor der Wedding-Grundschule sowie Fahrbahnverengungen an der Prinz-Eugen-Straße Ecke Antonstraße vorgeschlagen.
Diese Vorschläge wurden im Anschluss durch das Straßen- und Grünflächenamt geprüft. Eine erste priorisierte Auswahl von Maßnahmen die umgesetzt werden sollen wurden im Nachtreffen am 06.11.24 dem Nachbarschaftsrat besprochen und gemeinsam abgestimmt. Diese wurden dann am 17.12.2024 auch der breiteren Nachbarschaft vorgestellt.
Hinweis: Die Präsentationen und Ergebnisse des Nachbarschaftsrates sind für alle zugänglich auf der Website des Straßen- und Grünflächenamts Mitte zum Download abrufbar (siehe Link unten).
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Art der Veranstaltung:Nachbarschaftsrat 1: Konzept
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Datum und Uhrzeit:12. Oktober 2024 00:00