Lärmaktionsplan 2024–2029
Fortschreibung des Lärmaktionsplans für ein leiseres Berlin
© SenMVKU
Anfahrende Autos, klingelnde Straßenbahnen, Hundegebell oder jubelnde Fußballfans – die Geräuschkulisse einer Großstadt wie Berlin ist vielfältig. Nicht jede Art von Umgebungslärm nehmen wir dabei als Belastung wahr. Doch gerade lauter Verkehrslärm wirkt sich schädlich auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden aus. Der aktuelle Lärmaktionsplan Berlin 2024–2029 baut auf den Erkenntnissen der Bürger*innenbeteiligung der vorangegangenen Lärmaktionspläne auf und setzt dabei vor allem die Minderung von Verkehrslärm in den Fokus. Ziel ist es, schädliche Einflüsse durch Lärm weiter zu minimieren und so zum Gesundheitsschutz aller Berlinerinnen und Berliner beizutragen.
Insgesamt hat der aktuelle Lärmaktionsplan (LAP) drei Kernthemen zum Gegenstand:
- städtische Ruhe- und Erholungsräume
- T30-Konzept nachts
- Lautes Verkehrsverhalten („Poserlärm“)
Damit der LAP fortgeschrieben und Maßnahmen zu den Schwerpunkten städtische Ruhe- und Erholungsräume sowie lautes Verkehrsverhalten geplant und umgesetzt werden können, braucht es Ihre Beteiligung. Wir laden Sie deshalb ein, sich hier online unter dem Reiter „Beteiligung“ einzubringen!
Die Hinweise, die wir im Rahmen der vorangegangenen LAP erhalten haben, waren Grundlagen für die Weiterentwicklung der aktuellen Schwerpunkte:
Städtische Ruhe- und Erholungsräume
So hektisch und laut es in einer Großstadt wie Berlin sein kann, so zahlreich sind zeitgleich die unterschiedlichen Orte, die zur persönlichen Entspannung und zum Erholen dienen können. Bereits für den LAP 2008 wurden Ruhige Gebiete und innerstädtische Grün- und Erholungsflächen in Berlin kartiert. Diese wurden seither fortgeschrieben und 2018 um das Tempelhofer Feld ergänzt. Mithilfe von Fachworkshops, Soundwalks und Bürger*innenbeteiligung wurden relevante Kriterien zur Charakterisierung von städtischen Ruhe- und Erholungsräumen erarbeitet.
Von den großen Flächen wenden wir uns nun auch den kleineren, wohnortnahen städtischen Ruhe- und Erholungsräumen sowie den größeren Flächen, die nicht in die Kategorien der Ruhigen Gebiete und der innerstädtischen Grün- und Erholungsflächen passen, in Berlin zu, um ein umfassendes Bild zu erhalten. Mit Ihrer Hilfe wollen wir städtische Rückzugsräume und Potenzialflächen sammeln und bewerten. Nur so können wir sie künftig prüfen und priorisieren sowie eine erste Gebietskulisse von Potenzialflächen festlegen. Anschließend wollen wir Maßnahmen zur Qualifizierung des Stadtraums der städtischen Ruhe- und Erholungsräume entwickeln.
Kriterienkatalog zur Erfassung städtischer Ruhe- und Erholungsräume
T30-Konzept nachts – Arbeitsstand
Der Lärmaktionsplan 2019-2023 hat die Erarbeitung eines T30-Konzepts nachts (und später für den Ganztag) vorgeschrieben. Dies basiert auf der Erkenntnis, dass es an Berliner Hauptverkehrsstraßen vielfach zu laut ist und gesundheitliche Risiken für die Wohnbevölkerung bestehen. Im Vergleich zu anderen lärmmindernden Maßnahmen ist die Einführung einer Geschwindigkeitsreduzierung eine sehr wirkungsvolle. Diese kann mit einer Lärmminderung zwischen 2 bis 3 dB(A) nachweislich gesundheitliche Risiken effektiv und vergleichsweise kostengünstig verringern. Eine nächtliche Minderung der Lärmbelastung (22-6 Uhr) – vor allem an Hauptverkehrsstraßen – kann zu einer ruhigeren Nacht für viele Bürgerinnen und Bürger und somit zum Beispiel zu weniger Schlafstörungen führen.
Hierfür werden zunächst das gesamte Hauptstraßennetz und mögliche Streckenabschnitte für das T30-Konzept nachts untersucht und mit anderen wichtigen Belangen des Straßenverkehrs abgewogen. Dabei werden alternative Maßnahmen (z. B. Nachtabschaltungen von Ampeln oder Einbau von lärmmindernden Asphaltdeckschichten) oder möglicherweise entstehende Beeinträchtigungen anderer Belange (z. B. unerwünschte Verkehrsverlagerungen oder ÖPNV-Fahrgastbelange) geprüft. Das kann an einzelnen Straßenabschnitten mitunter sehr umfangreich ausfallen. Aktuell wird unter anderem evaluiert, welche Maßnahmen – alternativ zu einer nächtlichen Geschwindigkeitsreduktion auf 30 km/h – für Lärmsenkungen an verschiedenen Straßenabschnitten in Betracht gezogen werden können. Wollen Sie sich weiter zu den Lärmminderungskonzepten und zur Lärmkartierung informieren, finden Sie hier weitere Informationen.
Lautes Verkehrsverhalten („Poserlärm“)
Verkehrslärm wird von vielen Berlinerinnen und Berlinern als starke Belastung empfunden. Besonders störend ist unnötig verursachter Lärm durch beispielsweise lautes Anfahren oder rasantes Beschleunigen im hohen Drehzahlbereich. Auch das bewusste Aufheulen lassen des Motors gehört zum sogenannten Poserlärm.
Unter dem Reiter „Beteiligung“ können in einer Karte die Strecken eingezeichnet werden, auf denen auffälliges Verkehrsverhalten, z. B. durch lautes Anfahren, Kurzsprints oder Gasstöße, wahrgenommen wurde. So sollen Orte sichtbar gemacht werden, an denen die Lärmbelastungen höher sind.
Außerdem greift der aktuelle LAP 2024–2029 u. a. die Thematik einer verbesserten Regeleinhaltung auf: Mithilfe eines wissenschaftlichen Pilotprojekts („Lärmblitzer“) sollen die Möglichkeiten einer Quellendetektion im Praxisbetrieb untersucht werden.
Ihre Beteiligung wirkt
Auch zum Lärmaktionsplan 2019–2023 fand ein Beteiligungsverfahren online, vor Ort und bei Veranstaltungen im Frühjahr/Sommer 2018 statt. Durch die zahlreichen Eingaben der Bürgerinnen und Bürger konnten Impulse und wichtige Handlungsfelder für den aktuellen LAP identifiziert werden. Unter anderem wurden erste städtische Ruhe und- Erholungsräume erfasst und kartiert.
Außerdem rückte die Onlinebeteiligung zum LAP 2019-2023 das Thema verhaltensbedingter Verkehrslärm mit einer Vielzahl an Beiträgen in den Fokus. Daraus entstand das im Mai 2023 begonnene wissenschaftliche Forschungsprojekt, im Zuge dessen ein Lärmblitzer am Kurfürstendamm zum Einsatz kommt (Projektphase 31.05.-27.07.2023).
Aufstellung des Lärmblitzer-Pilotprojekts am Kurfürstendamm als Resultat aus dem LAP 2019–2023. Bild: dpa
Wir danken allen, die sich mit Ideen, Wünschen und Hinweisen eingebracht haben!
Mehr als 2.000 Ideen und etwa 2.000 Kommentare zum Lärmaktionsplan 2024–2029 sind in rund sechs Wochen auf mein.Berlin eingegangen.
Ihre Kommentare und Hinweise werden nun strukturiert und ausgewertet. Die Ergebnisse veröffentlichen wir im Anschluss auch hier.