Klimafreundliche Parktoiletten für Berlin
Im Rahmen einer Testphase werden in zwölf Berliner Bezirken autarke Toilettenanlagen aufgestellt.
© PEPERONI
Seit der Umsetzung des Toilettenkonzepts im Jahr 2017 verfügt Berlin über ein qualitativ und quantitativ hochwertiges Versorgungsnetz mit öffentlichen Toilettenanlagen. Aktuell werden insgesamt 325 öffentliche Toiletten betrieben.
Dennoch gibt es nach wie vor Bereiche in Berlin, in denen öffentliche Toiletten fehlen, insbesondere in Park- und Grünanlagen, an Badestellen, in Wald- und Naherholungsgebieten sowie an Rad- und Wanderwegen. In diesen Bereichen ist die Aufstellung einer „Berliner Toilette“ in der Regel aufgrund fehlender Leitungen nicht möglich.
Um auch diese unterversorgten Gebiete mit öffentlichen Toiletten auszustatten, werden im Rahmen eines Pilotprojekts aktuell zusätzliche autarke, ökologische und klimagerechte Toilettenanlagen errichtet. Das Besondere an den barrierefreien Unisex-Toiletten ist, dass sie ohne Wasser-, Abwasser und Stromnetzanschluss funktionieren.
Ein Jahr lang testet die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenUMVK) in Berliner Parks und Grünanlagen diese Trockentoiletten in zwei unterschiedlichen Ausführungen. Insgesamt wurden 24 dieser stillen Örtchen in zwölf Bezirken der Hauptstadt aufgestellt.
Teil der Testphase ist eine umfassende Erhebung. Wer sich einbringen möchte, hat sowohl auf mein.berlin.de (Reiter „Beteiligung“) als auch im Rahmen einer Umfrage die Möglichkeit, die Toilettenanlagen zu bewerten sowie weitere Wünsche und Anmerkungen rund um deren Nutzung zu formulieren. Hierbei geht es unter anderem um die Wahl der Standorte, um Ausstattung und Funktionalität der Öko-Klos sowie um das Nutzungserlebnis.
Nach der einjährigen Testphase werden die Ergebnisse der Bürger*innenbefragung evaluiert und auf mein.berlin.de (Reiter „Ergebnis“) eingestellt. Sie dienen als Grundlage, um die Trockentoiletten, deren Funktionalität und Standorte zu optimieren.
Wer steckt dahinter?
Aktuell gibt es zwei Anbieter, deren klimafreundliche Parktoiletten Teil der Testphase sind. In den zwölf teilnehmenden Bezirken steht jeweils ein Modell der Firma EcoToiletten und ein Modell der Firma Finizio. Sie unterscheiden sich in Ausstattung und Funktionalität.
Bild: EcoToiletten GmbH
Wie funktionieren die Trockentoiletten?
Trockentoiletten kommen – wie der Name schon sagt – ohne Wasseranschluss aus. „Gespült“ wird, indem Strohmehl in die Toilette rieselt, das Gerüche neutralisiert. Die Hinterlassenschaften landen in Auffangbehältern. Hierbei wird Festes von Flüssigem getrennt. Die festen Hinterlassenschaften werden nach Leerung der Toilettentanks in eine Verwertungsanlage in Eberswalde gebracht. Dort forscht die Finizio GmbH zu Humus- und Mehrnährstoffdünger aus menschlichen Hinterlassenschaften – beides zur landwirtschaftlichen Nutzung.
Bild: Finizio GmbH
Neben den üblichen Toilettenschüsseln verfügen die Anlagen auch über eine weitere gendergerechte Ausstattung. In der einen Version gibt es neben dem bekannten Pissoir auch ein Hockurinal für Frauen der Firma Missoir, das nach dem gleichen Prinzip funktioniert. In der anderen Version gibt es ein Unisex-Pinkelbecken, das von beiden Geschlechtern gleichermaßen genutzt werden kann.
Da die Trockentoiletten nicht nur ohne Wasser-, sondern auch ohne Stromanschluss auskommen, sorgt eine Scheibe im Dach tagsüber für Beleuchtung. Nachts schaltet sich ein solarbetriebenes Licht mithilfe eines Bewegungsmelders ein.
Weitere Informationen zu den klimafreundlichen Parktoiletten finden Sie auch unter www.berlin.de/parktoiletten.
Kontakt für Rückfragen
Svenja Hampel, Projektkoordinatorin
Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität,
Verbraucher- und Klimaschutz
Abteilung G – G R 3-Ha
Am Köllnischen Park 3
10179 Berlin
Verantwortliche Stelle
Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt
Am Köllnischen Park 3
10179 Berlin
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Die Testphase für die 24 Trockentoiletten begann am 1. April 2023 und läuft ein Jahr lang, bis zum 31. März 2024. In dieser Zeit erhalten Bürger*innen Gelegenheit, die Toiletten sowohl hier auf mein.berlin.de als auch in einer Umfrage zu bewerten sowie Hinweise und Wünsche für deren Optimierung zu äußern. Die Ergebnisse dieser Erhebung werden nach Abschluss der Testphase hier veröffentlicht.
FAQs
Die ersten Antworten auf Ihre wichtigsten Fragen finden Sie hier (Stand: Juli 2023). Wir freuen uns weiterhin über Ihre Fragen, Anmerkungen und Anregungen.
Generell
Was genau ist eine Trockentoilette? Was unterscheidet sie von einer herkömmlichen Toilette?
Die Trockentoiletten sind autarke, ökologische und klimagerechte Anlagen. Das bedeutet, dass sie nicht nur ohne Wasser- und Abwasser-, sondern auch ohne Stromnetzanschluss funktionieren und überall aufgestellt werden können. Statt einer Spülung werden Holzspäne oder Strohmehl in die Toilette gestreut, sodass Gerüche neutralisiert werden.
Was sind die Vorteile von Trockentoiletten?
Sie funktionieren ohne Wasser-, Abwasser- und Stromnetzanschluss, weshalb sie auch an Orten ohne entsprechende Versorgung aufgestellt werden können. Sie sind barrierearm gestaltet und hygienisch in der Benutzung, dabei besonders geruchsneutral und umweltschonend. Für die im Rahmen der Testphase aufgestellten Trockentoiletten in Berlin gibt es darüber hinaus noch eine weitere Besonderheit: Dank einer Sondergenehmigung für Forschungszwecke wird der in den Trockentoiletten aufgefangene Kot in einer Verwertungsanlage in Brandenburg zu wertvollem Dünger verarbeitet.
Projekt & Standort
Warum gibt es das Projekt bzw. die Toiletten?
2017 hat sich das Land Berlin dazu verpflichtet, die künftige Versorgung an öffentlichen Toiletten aufzustocken und deren bedarfsgerechte Ausstattung zu gewährleisten. Aufgrund fehlender Leitungen sind aber nicht überall gängige Toilettenanlagen möglich. So soll das Projekt „klimafreundliche Parktoiletten“ mit den 24 autarken „stillen Örtchen“ auch in unterversorgten Gebieten den komfortablen Toilettengang für alle ermöglichen und gleichzeitig eine ressourcenschonende und ökologische Alternative bieten.
Nach welchen Kriterien wurden die Standorte ausgewählt?
Die Trockentoiletten sollen das Angebot der öffentlichen Toiletten in unterversorgten Gebieten aufstocken. Daher wurden vor allem hochfrequentierte Orte in Park- und Grünanalgen gewählt. Die Standortwahl erfolgte durch die jeweiligen Bezirksämter, da diese die Situation vor Ort am besten einschätzen können.
Wieso gibt es nur zwei Toiletten pro Bezirk?
Das Projekt „Klimafreundliche Parktoiletten für Berlin“ der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU) befindet sich noch in der Testphase. Für ein Jahr sind die insgesamt 24 Trockentoiletten in zwölf Bezirken der Hauptstadt aufgestellt, um eine möglichst breite Flächendeckung in Berliner Parks und Grünanlagen zu erreichen. Es gibt zwei unterschiedliche Modelle der klimafreundlichen Parktoiletten. In jedem Bezirk sind beide Modelle vorhanden. Während der einjährigen Testphase findet auch eine umfassende Bürger*innenbeteiligung statt, in deren Rahmen es einen Austausch über öffentliche Toiletten im Allgemeinen und die klimafreundlichen Parktoiletten im Speziellen geben soll.
Was passiert nach der Testphase?
Während der Testphase findet eine Umfrage sowie eine umfassende Bürger*innenbeteiligung statt, um die Toilettenanlagen zu bewerten sowie weitere Wünsche und Anmerkungen rund um deren Nutzung anzugeben. Nach der Testphase werden die Ergebnisse evaluiert und auf der Seite der Senatsverwaltung veröffentlicht Die Pilotphase und die Ergebnisse der Evaluierung dienen als Grundlage, um die Trockentoiletten, deren Funktionalität und Standorte zu optimieren.
Was macht die Toiletten so umweltfreundlich?
Allem voran sind die Trockentoiletten durch den Verzicht auf jegliche Wassernutzung und Stromquellen sehr ressourcenschonend. Der Bau von Wasser- oder Stromleitungen ist nicht notwendig, wodurch die Konstruktionen minimalinvasiv für die umliegende Natur sind. Darüber hinaus benötigt ein Teil der Toiletten kein Fundament und vermeidet somit Bodenversiegelungen. Auch wird durch die Vermeidung von Chemikalien ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet. Ein weiterer Clou und eine Besonderheit bei den Toiletten, die im Rahmen der Testphase aufgestellt wurden: Die Fäkalien werden zu Naturdünger weiterverarbeitet. So tragen Trockentoiletten zur Kreislaufwirtschaft bei. Die Endprodukte sind gesundheitlich unbedenkliche, nährstoffreiche und schadstoffarme Recyclingdünger für Landwirtschaft und Gartenbau (siehe https://zirkulierbar.de/).
Was unterscheidet die beiden Toilettenmodelle voneinander?
Die beiden Toilettenmodelle unterscheiden sich in Größe, Angebot und Ausstattung. Die Toiletten des Anbieters Finizio bestehen aus einer Einzelkabine, in der neben der Toilettenschüssel, Haltegriffen, Streuspender, Papiertuchspender und Mülleimer auch ein Unisex-Urinal zur Verfügung steht, das von Hock- und Stehpinkler*innen benutzt werden kann. Die Anlagen von EcoToiletten bestehen aus drei Kabinen: Eine barrierearme Toilettenkabine, die ein Regenwasser-Waschbecken und einen Wickeltisch enthält, eine Kabine mit Pissoir (Stehurinal) und eine Kabine mit Hockurinal, das von der Firma „Missoir“ für Frauen* konzipiert wurde. Beide Anlagen funktionieren ohne Stromnetz- und Wasserleitung und verfügen über einen barrierearmen Zugang. Die Inhalte der Trockentoiletten beider Anbieter werden in derselben Verwertungsanlage zu fruchtbarem Dünger weiterverarbeitet.
Wie viele Toiletten sind insgesamt geplant?
Während der einjährigen Testphase von April 2023 bis März 2024 stehen insgesamt 24 Trockentoiletten in ganz Berlin – zwei pro Bezirk. Erst nach Abschluss dieser Phase wird entschieden, ob weitere klimafreundliche Parktoiletten hinzukommen.
Benutzung der Toiletten
Sind die Toiletten barrierefrei?
Die Parktoiletten beider Anbieter sind auf Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung ausgerichtet. Rollstuhlrampen, Haltegriffe und unterfahrbare Waschbecken sowie taktile Schilder in Brailleschrift erleichtern die Benutzung. Jedoch erfüllen die Toiletten beider Anbieter in der Pilotphase noch nicht alle Kriterien der DIN-Norm und sind daher nicht als barrierefrei, sondern als barrierearm zu bezeichnen.
Wieso gibt es Unisex-Urinale und gemischte Toilettenräume?
Die niedrige Befestigungshöhe sowie die speziellen Antispritzgitter der zwölf Toiletten des Herstellers Finizio erlauben es allen Geschlechtern, das Urinal zu benutzen. Die einzelne Kabine für alle ist zudem platz- und ressourcenschonend. Bei den EcoToiletten sind die Kabinen nach Nutzungsverhalten (Steh- und Hockpinkler) aufgeteilt, anstatt nach Geschlecht. Beide Versionen der Trockentoiletten bieten für alle Bedürfnisse und Nutzer*innengruppen unabhängig vom Geschlecht entsprechende Möglichkeiten. Dadurch kann Diskriminierung entgegengewirkt und die binäre Trennung und Übervorteilung einzelner Geschlechter abgebaut werden. Dies trägt zur Gleichstellung bei der Toilettenbenutzung unabhängig der Geschlechtsidentifikation bei.
Warum gibt es kein Wasser und wie wasche ich mir die Hände?
Die Trockentoiletten können an Orten errichtet werden, an denen es keine Stromnetz- oder Wasserleitungen gibt. Daher sind sie autark und umweltschonend. In den barrierearmen Kabinen der zwölf EcoToiletten gibt es neben den Desinfektionsspendern auch unabhängig von Frischwasserressourcen funktionierende Handwaschbecken, die über einen 400l Regenwassertank gespeist werden. Je nach Wetterlage steht dort also Wasser zum Händewaschen zur Verfügung.
Wieso gibt es zwei Arten von Toiletten (Finizio und Ecotoiletten)?
Das Pilotprojekt dient dazu, verschiedene Arten von Trockentoiletten zu testen, um herauszufinden, welche sich besonders gut für die Berliner Grünanlagen eignen.
Sind Trockentoiletten hygienisch?
Trockentoiletten sind nicht nur umweltfreundlich und ressourcenschonend, sondern auch hygienisch. Täglich werden die Toiletten an allen Standorten effizient gereinigt und gewartet, monatlich wird zusätzlich eine Grundreinigung durchgeführt. Die Fäkalien werden zur Weiterverarbeitung regelmäßig abgeholt. Nicht nur durch das System der Fest- und Flüssigtrennung, sondern vor allem durch die mechanische Einstreufunktion sowie das Abluftsystem werden Gerüche gebunden. Die Unisex-Urinale sind zudem spritzfrei und kontaktlos.
Können auch Kinder die Toilette benutzen?
Die Ausstattung und Einrichtung der Toiletten sind nicht explizit für Kinder ausgelegt. Die Höhe der Ausstattungselemente entspricht etwa der gängigen Norm. Mit der Hilfe eines Erwachsenen sollte die Benutzung aller Toiletten auch für Kinder gut möglich sein.
Kann ich mein Baby in dem Toilettenraum wickeln?
In den Toiletten des Anbieters EcoToiletten gibt es in der barrierearm gestalteten Kabine einen Wickeltisch, auf dem Sie Ihr Baby wickeln können.
Wie gehe ich mit meiner Periode in einer Trockentoilette um?
Zum Händewaschen vor und nach dem Wechsel von Periodenprodukten steht Ihnen in den Toiletten des Anbieters EcoToiletten ein Waschbecken mit Regenwasserzufuhr zur Verfügung, das entsprechend der Wetterlage gefüllt ist. In den Toiletten des Anbieters Finizio ist aktuell nur ein Desinfektionsmittelspender vorhanden. Abfall sowie benutzte Periodenprodukte bitte im Mülleimer der Toilettenkabine entsorgen.
Welches Nutzen hat das Streugut?
Das Streugut dient alternativ zu Wasser oder Chemikalien als „Trockenspülung“. Es bindet die Feuchtigkeit und bedeckt die Feststoffe. Dadurch werden Gerüche vermieden. Durch die Verwendung von natürlichen Materialien wie Holz oder Stroh können die Fäkalien besser zu fruchtbarer Komposterde weiterverarbeitet werden. Außerdem sorgt das Streugut für eine Auflockerung und damit für Durchlüftung, so dass die Kompostierung besser gelingt.
Wartung/Instandhaltung/Reinigung
Wie oft werden die Toiletten gereinigt?
Die 24 Anlagen werden mindestens einmal täglich gereinigt und gewartet.
Wie oft kann die Toilette benutzt werden, bevor sie geleert werden muss?
Die Toiletten müssen in der Regel nach ca. 2000 Benutzungen geleert werden.
An wen kann ich mich wenden, wenn eine Toilette schmutzig oder kaputt ist?
Bitte wenden Sie sich direkt an den Betreiber der Toilettenanlagen. EcoToiletten: https://www.ecotoiletten.de/feedback-und-schadensmeldung.html bzw. info@ecotoiletten.de. Auch können Sie eine Störung telefonisch unter 030 55573384 melden. An den Kabinen selbst sind zudem Feedback- und Kontaktmöglichkeiten angebracht.
Verwertung
Was passiert mit den Fäkalien?
Die Toiletteninhalte der 24 Toilettenanlagen werden mit Hilfe von innovativen Urinableitungssystemen separat als Fest- und Flüssigstoffe gesammelt. Die Fäkalien werden in regelmäßigen Abständen abgeholt und zu einer lizenzierten Kompostanlage gebracht. Dort durchlaufen die Feststoffe ein spezielles und mehrstufiges Verwertungsverfahren, das sie zu fruchtbarer Komposterde verarbeitet. Eine Urinaufbereitung ist in Arbeit. Das Endprodukt dient als Recyclingdünger für Landschafts- und Gartenbau. Mehr Informationen finden Sie auf https://zirkulierbar.de/.